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Im Test: Der Armada Tracer 98

5 Minuten Lesezeit
Ein Ski für Powder und Piste? Und er soll auch noch leicht genug für die Skitour sein? Das verspricht der Tracer 98 aus dem Hause Armada. Bergzeit Redakteurin Lisa hat ihn für Dich getestet.

Eine eierlegende Wollmilchsau. Danach sucht wohl fast jeder Skifahrer und jede Skifahrerin. Einem Ski, der ebenso im tiefen Powder als auch auf der frischgewalzten Piste funktioniert. Der nicht zu schwer für die Skitour und nicht zu leicht für Geschwindigkeit ist. Ein Ski, mit dem man bedenkenlos übers Wochenende weg fahren kann, ohne Angst haben zu müssen, dass er im Tiefschnee absäuft oder man wie auf rohen Eiern zum Lift jongliert. Genau diese eierlegende Wollmilchsau verspricht Armada mit dem Tracer 98.

Armada Tracer 98
Der Armada Tracer 98 – ein wahrer Alleskönner auf und abseits der Piste? | Foto: Armada

Das verspricht Armada

Laut den Amerikanern ist der Tracer 98 „das Kronjuwel der Tracer Series und ein äußerst vielseitiger Offpiste-Ski für den Alltagsgebrauch.“ Durch abgeschrägte Kanten auf der Oberseite und einem Kern aus 100 Prozent Carubaholz mit Fiberglas-Konstruktion soll der Ski noch leichter und widerstandsfähiger sein. In Zahlen heißt das: Bei einer Skilänge von 180 Zentimetern und einer Mittelbreite von 98 Millimetern hat er einen Radius von 18 Metern. Tip und Tail kommen mit 132 bzw. 123 Millimetern. Und das bei einem Gewicht von 3.150 Gramm. Vergleicht man ihn mit alten Modellen haben die Armada Ingenieure noch einmal am Gewicht gefeilt und knapp 600 Gramm eingespart. Mein Testski kommt mit einer Armada Shift MNC 13. Die Freeridebindung macht den Ski zwar nicht unbedingt leichter, macht ihn aber genau zu dem, was ich mir von ihm erhoffe: ein Allmountainski, den ich auf der Piste, abseits und auf Skitour gleichermaßen mitnehmen kann.

Zur Testerin

Und jetzt zu mir: Ich bin 1,78 Meter groß und stehe auf Ski seit ich drei Jahre alt bin. Mein Fahrstil ist sehr sportlich. Als Kind und Jugendliche bin ich im Allgäuer Skiverband Slalom- und Riesenslalomrennen gefahren und habe im Anschluss als Skilehrerin gearbeitet und mich vor allem abseits der Piste rumgetrieben. Deswegen ist mir bei einem Ski wichtig, dass er sich ausgewogen fährt, Kantengriff hat und sich auch im Tiefschnee und bei Treeruns leicht manövrieren lässt. Ich fahre den Ski mit einem Tecnica Cochise 130 und einem Tecnica Zero G Tour Scout W. Ich bezeichne mich nicht als Skitourengeherin und wenn ich eine Tour gehe, dann dient diese nur einem Zweck: die bestmögliche Abfahrt rauszuholen. Deswegen habe ich im Armada Tracer meinen perfekten Ski gewittert.

Frau sitzt mit Armada Tracer 98 vor Hütte
Der Armada als perfekter Begleiter – auch bei der Pause in der Sonne. | Foto: Lisa Amenda

Der Armada Tracer 98 im Test

Und ich wurde nicht enttäuscht. Den ersten Skitag verbrachte ich mit dem Ski am Arlberg. Sonne, kein Neuschnee und vorwiegend Kunstschneepisten. Einmal in der Bindung und der Tracer wusste sofort, was er machen musste. Schwünge lassen sich leicht einlenken und er macht keinen Unterschied zwischen langen und kurzen Radien. Beides fährt er gleichermaßen engagiert, nur hat er dort eine Schwäche offenbart: Er mag keine eisigen Kunstschneepisten. Kein Wunder, wenn man weiß, wo Armada herkommt. Auf harten Pisten hatte ich das Gefühl, dass er zu leicht ist, die Schaufel ein wenig zu breit ist und der Rocker zu ausgeprägt, um ihn ordentlich auf die Kante zu bringen. Hier schlagen sich meine anderen Allmountainski wie ein Stöckli Stormrider 95 oder auch ein Blizzard Peacemaker deutlich besser. Aber auch da weiß man, wer dahinter steht. Während Stöckli und Blizzard aus dem Rennzirkus kommen, fokussiert sich Armada voll und ganz auf Powder und Park. Deswegen kann der Tracer auch kein solches Brett sein, wie die anderen beiden. Und das ist auch Sinn der Sache.

Frau hält Armada Tracer 98
Der Armada weiß, was er will: Slush, Backcountry oder weiche Pisten. Eis und Kunstschnee sind nicht sein Metier. | Foto: Lisa Amenda

Bei den nächsten Testtagen waren die Schneeverhältnisse dann auch deutlich anders. Ein paar Zentimeter Neuschnee und Backcountry. Und jetzt weiß man, wofür der Tracer gemacht wurde. Er liebt es auf mittelharten und weichen Pisten zu Surfen und macht einem das Schwünge ziehen besonders leicht. Kurze Schwünge. Lange Radien. Zwischen Kinderskikursen oder Skitouristen hindurch. Er will einfach nur fahren. Und ich auch! Eisige Stellen dazwischen machen ihm nichts aus und er scheint nur schreien zu wollen: „Fahr weiter, fahr weiter! Das Liftticket gilt nur noch zwei Stunden!“ Wenn Du ihm dann noch einen Ausflug ins unverspurte oder auch verspurte Gelände versprichst, ist er vollkommen in seinem Element. Im Tiefschnee verhält er sich wie ein großer und durch die breite Schaufel merkt man überhaupt nicht, dass er eigentlich „nur“ eine Mittelbreite von 98 Millimetern hat. Und auch in engerem Gelände, zwischen Buckeln und Bäumen spielt er seine 18 Meter Radius voll aus. Wird es verspurt, dann ist er genau der Richtige! Die Mischung aus zerfahrenem Schnee und harten Stellen liebt er und sein Fahrer bzw. Fahrerin wird es ebenso tun. Und dazu noch das Gewicht! Er ist mein bisher leichtester Ski (oh ja, als „Tourenski“ habe ich einen Blizzard Sheeva 11) und macht mir sogar den Aufstieg so viel leichter! Da lassen sich die Höhenmeter zum nächsten Powderhang dann doch schneller überbrücken.

Armada Tracer vor Holzhütte in Sonne
Sind die Pisten noch zu hart, wartet der Tracer lieber auf weichere Verhältnisse in der Sonne. | Foto: Lisa Amenda

Mein Testfazit

Ich muss es zugeben: Ich bin ein bisschen verliebt in den Tracer 98! Nach meiner ersten Fahrt mit ihm auf eisigen Pisten stellte sich zwar Ernüchterung ein, aber die machte er im Anschluss vollkommen wett. Sobald man auf ihm steht, hat man einfach Lust loszufahren. Man muss sich keine Gedanken über den nächsten Schwung machen, ich kann ihn setzen wo ich will und er macht mit. Ich habe sein leichtes Gewicht schätzen gelernt und mich von ihm im Tiefschnee überzeugen lassen. Im Vergleich zu dem oben genannten Stöckli, macht er nämlich hier die deutlich bessere Figur. Er ist kein Brett, er macht einfach Spaß. Skifahren ist mit ihm keine Arbeit, er will nicht gefahren werden (außer auf knallharten Eispisten), er will einfach fahren. Und folgt dabei ganz dem Motto von Armada: „We are what skiing will become.“ Und wenn das die Zukunft des Skifahrens ist, dann bin ich sofort dabei. Und fahre schon mal vor!

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