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Die Klamm ruft

Baybachklamm im Hunsrück: Auf abenteuerlichen Pfaden

7 Minuten Lesezeit
Durch kühle Bachtäler und über sonnige Höhen führt der abwechslungsreiche Rundwanderweg "Traumschleife Baybachklamm" im Hunsrück. Schmale Pfade wechseln sich dort mit felsigen, seilversicherten Passagen ab.

Über 410 Kilometer schlängelt sich der Saar-Hunsrück-Steig von Perl an der Mosel bis nach Boppard am Rhein. Quer durch den Hunsrück. Wer es eine Nummer kleiner und kürzer mag, der schnappt sich eine der aktuell 97 Traumschleifen, die sich wie ein Teppich links und rechts des Steigs ausbreiten. Ein bunter Präsentkorb an Rundwanderwegen, in dem sich wirklich für jeden Wandergeschmack das richtige Wandergeschenk versteckt. Mal kurz, mal länger, mal bergiger, mal geruhsam flach. Gespickt mit Sehenswürdigkeiten und besonderen Erlebnispunkten. Ich greife mir die Traumschleife „Baybachklamm“ heraus. Nicht zum ersten Mal zieht es mich dorthin, und das aus gutem Grund. Die Klamm hat es faustdick hinter den Ohren.

Rundwanderung auf der Traumschleife Baybachklamm

Die Baybachklamm bietet immer wieder Seilversicherungen, denn der Fels in der feuchten Klamm ist ordentlich rutschig.
Die Baybachklamm bietet immer wieder Seilversicherungen, denn der Fels in der feuchten Klamm ist ordentlich rutschig.

Wir starten unsere 10,5 Kilometer lange Tour durch die Baybachklamm am Wanderparkplatz außerhalb von Heyweiler. Schon die ersten Schritte durch Eichenwald bis zu einem kantigen Bergplateau steigern unsere Begeisterung. Wir beugen uns hinab in die „Schinkaul“, eine Grube, in der bis zum letzten Jahrhundert verendete Tiere aus dem Dorf entsorgt wurden, und stapfen dann auf dem verschlungenen Pfad talwärts. Im Tälchen queren wir den quirligen Buchbach, der wie alle Bäche zur früheren Zeit im Jahr ordentlich viel Wasser führt – ein wunderbarer Gegensatz zu den oft trockenen Sommern, in denen nicht nur die Wanderer, sondern auch die Natur nach Wasser lechzen. Noch einmal wenden wir uns zurück und betrachten die schroffen Felsen, die sich nun hinter uns erheben, bevor wir auf schmalem Pfad den ersten Anstieg auf der Traumschleife Baybachklamm bewältigen. Die Sonne wagt sich langsam durchs lichte Blattwerk, die Kühle im Tal tauschen wir auf der Höhe ein gegen die wärmenden Sonnenstrahlen.

Hunsrück-Blick: Sanfte Bergkuppen, so weit das Auge reicht

Der Wald gibt uns wieder frei und wir genehmigen uns die erste Rast. Während unser Blick hinüber nach Steffenshof wandert, packen wir aus. Wandern heißt für uns auch, nicht nur die Natur zu erleben, sondern es uns auch leiblich wohlergehen zu lassen. Brotzeit-Pausen gehören dazu wie das täglich Brot. Und wer wandert, dem läuft die Zeit nicht davon, denn er gibt sie selbst vor.

Und so nehmen wir uns gehörig Zeit, bevor wir zwischen Feldern und Weiden den kleinen Flecken mit seiner 1998 neu errichteten Kapelle aufsuchen. Die bunten Wandmalereien in der Kapelle erfreuen das Auge ebenso wie bald darauf eine schwedisch-stabile Rasthütte, die wir diesmal aber links liegen lassen.

Noch ein kurzes Stück mit schönen Ausblicken über die sanften Höhen des Hunsrücks, und schon lockt uns die bestens ausgeschilderte Traumschleife Baybachklamm wieder in den Wald. Abstieg steht an, hinunter ins Prinzbachtal. Das spröde Laub knistert unter unseren Wanderschuhen, wir steigen über Stege und gucken neugierig in die mit Eisengittern gesicherten Stollen wie „Klöckners Kaul“, in denen längst Fledermäuse ihre Zelte aufgeschlagen haben. Schiefer wurde hier und in den anderen Stollen, die uns später noch begegnen werden, abgebaut. Die Überreste der sogenannten Spalthütte zeugen davon, wie robust der Mensch sein musste, um die harte Arbeit tief im Berg schaffen zu können.

Auf feuchten Felsen durch die Baybachklamm

Kurz hinter "Klöckners Kaul" beginnt der Kletterspaß und es geht hinab zum Baybach.
Kurz hinter „Klöckners Kaul“ beginnt der Kletterspaß und es geht hinab zum Baybach.

Erleichtert, dass unser Tagwerk heute aus Wandern besteht, steigen wir noch weiter das Tal hinab, bis ein stetig anwachsendes Rauschen den Baybach ankündigt. Auch er führt so viel Wasser in Richtung Mosel, mit der er sich bei Burgen verbünden wird, dass wir über jede Brücke froh sind. Der Pfad durch die Baybachklamm windet sich nämlich mal links am Ufer, mal rechts eng an den steilen Felswänden entlang, während wir auf Tuchfühlung mit dem eifrig wirbelnden Wasser wandern. Doch damit nicht genug, denn nun beginnen die kleinen Abenteuer, die der Baybachklamm ihre besondere Faszination verleihen. Die Felsklippen und Felsnasen überwinden wir mit Hilfe von Seilversicherungen. Auf und ab springt der Weg nun weiter – nahe beim Baybach, so dass wir uns bei einem Fehltritt nasse Füße holen, oder einige Meter höher im Hang. Doch immer helfen die Stahlseile, uns sicher von hier nach dort zu bringen, und wer seine Wanderung um ein ungefährliches Erlebnis bereichern will, ist auf dieser Traumschleife genau richtig.
Natürlich ist aber gutes Schuhwerk wichtig, feucht ist es in der Klamm, rutschig und schmierig sind manche Felsen, sodass die Schuhsohle auf jeden Fall über ausreichend rutschfestes Profil verfügen muss.

Nachdem sich das Tal sanft geweitet hat und einige Köhlerstellen unsere Aufmerksamkeit wecken, schiebt sich nach gut der Hälfte unserer Baybachklamm-Wandertour die „Schmausemühle“ ins Bild. Das Gasthaus wartet mit Forellen aus der eigenen Zucht auf – eine Verlockung, der wir heute aber widerstehen. Wir queren eine der vielen Brückchen über den Baybach, hangeln uns erneut über kantige Felsen, greifen in die Seile, bevor wir abrutschen, hören unter uns den Baybach über Felsstufen springen und sinken hungrig auf eine Rastbank an der Heyweiler Bauernmühle, die um 1893 erbaut wurde.

Von der Baybachklamm zum Frankweiler Bach und wieder in die Höhe

Der Baybach nährt sich von zahllosen kleinen Beibächen.
Der Baybach nährt sich von zahllosen kleinen Beibächen.

Und weiter geht’s, weil das Klettern und Klimmen längst noch kein Ende hat. Erst nach der Weinswiese, die seit wenigen Jahren rekultiviert und deren ursprünglicher Zustand wiederhergestellt wird, wenden wir uns vom Baybach ab. Aber trocken bleiben wir nicht, denn nun gesellt sich Frankweiler Bach an unsere Seite. Eine Nummer kleiner als der Baybach, aber nicht minder munter, mit lebhaften Wasserfällen, trotzigen Felswänden und kunterbunter Vegetation, durch die wir bald ziemlich zügig aufwärtssteigen. Mit Bank und Blick belohnen wir uns für die atemberaubende Mühsal, packen auch die letzten Meter über die Felsrippe durch den Eichenwald, um uns kurz darauf auf dem Plateau den Wind um die Nasen wehen zu lassen. Zwischendurch genehmigen wir uns die Aussicht auf Burg Waldeck, die vorwitzig aus dem grünen Blätterdach lugt und auf der sich in den 60er Jahren die ersten Open-Air-Festivals in Deutschland abspielten.

Dann heißt es wieder: Rein in den Wald, rüber zur Barreter Ley, rauf auf die Felsnase. Doch Vorsicht, denn nach unserem Aufstieg ruht das Baybachtal gut 100 Meter unter uns, und so tief lässt es uns nun blicken. Für eine Atempause aber ist es auf unserer Baybachklamm-Tour noch zu früh, wir stapfen auf nun breiterem Waldweg weiter durch zauberhaft stillen Laubwald bis zu einer Schutzhütte, an der wir uns den letzten tiefen Einblick gönnen. Weit unter uns sehen wir die Forellenteiche der Schmausemühle, nur mühsam trennen wir uns jetzt von der Aussicht und der Stille und legen die letzten Meter entlang von Weiden oder durch den Wald wortlos zurück. Schöne Wanderwege können sprachlos machen. Die Begeisterung aber für diese wunderbare Traumschleife tragen wir mit nach Hause.

Tipps & Infos zur Traumschleife Baybachklamm im Hunsrück

  • Die Traumschleife Baybachklamm ist 10,5 Kilometer lang und weist rund 400 Höhenmeter auf. Die meisten Wegstücke sind schmale Pfade, schwierige Passagen sind mit Seilversicherungen bestückt, zwei mittellange Anstiege sind zu bewältigen. Bei Eis- und Schneeglätte sollte die Klamm natürlich nicht begangen werden.
  • Die Rundwanderung wird vom Wegebetreiber als „schwer“ eingestuft, die Gehzeit mit vier Stunden angegeben. Bei guter Kondition und Trittsicherheit stellt die Baybachklamm für jeden Wanderer ein ganz besonderes Erlebnis in den Mittelgebirgen um Rhein und Mosel dar.
  • Einkehr ist möglich in der Schmausemühle (www.schmausemuehle.de), für die zahlreichen Rastmöglichkeiten sollte aber Wegzehrung im Rucksack liegen – und an ausreichend Wasser denken, denn selbst in den Tälern brodelt im Sommer die Hitze. Und gute Wanderschuhe sind auf felsigen Wegen in Bachnähe wie in der Klamm natürlich ein unbedingtes Muss!
  • Weitere Informationen finden sich auf der Seite der Traumschleifen. Vom Deutschen Wanderinstitut wurde dieser Premiumweg übrigens zu Recht mit satten 90 Punkten ausgezeichnet.

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