• Seit 1999 online
  • Powered by 350 Bergsportler
  • Am Puls der Berge
Variabler Lastenesel

Deuter Aircontact 65 + 10 im Test: Rucksack für Trekker und Globetrotter

7 Minuten Lesezeit
Bis zu 75 Liter Zuladung schluckt der Deuter Aircontact 65 + 10 als geräumiger Lastenesel auf Trekkingtouren, Fernreisen oder Hochtouren. Bene Hirschmann hat den Trekkingrucksack mit variablem Tragesystem unter die Lupe genommen.

Hinweis: Dieser Testbericht stammt aus dem Jahr 2014. Das Produkt wurde überarbeitet, Bergzeit Einkäufer Christian erklärt Dir die Updates des Deuter Aircontact (Stand April 2023).

Bergzeit Brand Manager Chris Siebrecht

„Die Deuter Aircontact Reihe heißt jetzt Deuter Aircontact Core. In der neuen Serie wurde die Polsterung des Kontaktrückens optimiert, was für optimierte Luftzirkulation sorgt und den Tragekomfort erhöht. Zudem werden alle Produkte nun zu 100% aus recycelten Materialien hergestellt. Und last but not least sind die neuen Rucksäcke leichter geworden.“

Christian Siebrecht, Bergzeit Einkäufer

Zugegeben, ich musste mich mit dem neuen Mitglied meiner persönlichen, über Jahre aufgebauten Deuter-Familie erst anfreunden: Neben dem kleinsten Cross Bike 18 und dem Trans Alpine fürs Biken, dem Freerider 26 für Skitouren, dem alten Steep Deep – meinem ersten Kletterrucksack von vor zehn Jahren – und dem Giga Bike für die Uni wirkt er einfach wie ein Riese.

Riesending: Im Gegensatz zu meinen kleinen Tagesrucksäcken wirkt der Deuter Aircontact 65 + 10 wie ein Riese. Dafür ist der Trekkingrucksack auch ein echtes Raumwunder.

Bene Hirschmann

Riesending: Im Gegensatz zu meinen kleinen Tagesrucksäcken wirkt der Deuter Aircontact 65 + 10 wie ein Riese. Dafür ist der Trekkingrucksack auch ein echtes Raumwunder.


Der Aircontact 65 + 10 ist stattliche 84 Zentimeter hoch, also nichts fürs Handgepäck. Schade ist, dass mit dem Auftrag, den Trekkingrucksack zu testen, keine gesponserte Weltreise oder eine mindestens einwöchige Trekkingtour verbunden war. Dafür wäre der Aircontact 65 + 10 nämlich bestens geeignet: den ganzen Hausstand schmerzfrei und ohne Bandscheibenschäden über Pässe zu transportieren. Leider beschränkt sich mein Testeinsatz fürs Erste auf alpine Kletterzustiege im Karwendel und am Wilden Kaiser – allerdings mit vollem Einsatz und maximaler Zuladung samt alpiner Kletterausrüstung.

Tipp: Bevor es mit dem Deuter Aircontact 65 +10 das erste Mal auf Tour geht, sollte man sich unbedingt eine Stunde Zeit nehmen, um sich mit allen Features und Funktionen des Rucksacks vertraut zu machen: Wozu dienen die zahllosen Riemen und Schnallen, welche Fächer und Packmöglichkeiten gibt es, wie stelle ich den Trekkingrucksack richtig auf meinen Körper ein? Da bei der richtigen Einstellung viel schief gehen kann, bietet Deuter dafür ein eigenes Video an.

Das Aircontact-Tragesystem von Deuter

Verglichen mit meinem minimalistischen Marmot-Kletterrucksack verhält sich das Aircontact-System wie ein Fünf-Sterne-Bett zu einer Isomatte: alles ist dick gepolstert, anatomisch geformt und auf die individuellen Körpermaße einstellbar. Ebenfalls ungewohnt für mich als Kletterer, für das Tragesystem jedoch unerlässlich, ist der steife Rücken des Packsacks. In ihm verbergen sich zwei x-förmig angeordnete Mehrkammer-Aluprofilschienen, die die Last auf den Hüftgurt übertragen.

Eine eingearbeitete Aluschiene formt am oberen Rückenende eine Mulde um dem Kopf Raum und Bewegungsfreiheit zu geben.

Bene Hirschmann

Eine eingearbeitete Aluschiene formt am oberen Rückenende eine Mulde um dem Kopf Raum und Bewegungsfreiheit zu geben.


Eine eingearbeitete Aluschiene formt am oberen Rückenende eine Mulde um dem Kopf Raum und Bewegungsfreiheit zu geben.

Bene Hirschmann

Schluckt ne Menge: Bis zu 75 Liter Zuladung passen in den Aircontact 65 +10. Das Gepäck ist über Frontreißverschlüsse einfach zugänglich.


Rucksack richtig anpassen: Ein Kriterium für perfekte Funktionalität

Die Anpassung an die Rückenlänge geht dank Vari-Quick-System ruckzuck: Klettverschluss öffnen, herausziehen und an der richtigen Stelle wieder in vier Schlaufen einfädeln, Klettverschluss schließen, fertig. Alles hält bombenfest. Einziges Manko: Bei sehr kleinen Personen und entsprechend tief liegendem Tragesystem steht der Rucksack oben so weit über, dass die Kopffreiheit für den Blick nach oben ein wenig eingeschränkt ist.

Die durch eine Aluschiene geformte, anatomische Kopfmulde am oberen Ende des Rückenteils liegt dann zu hoch. Eine Alternative ist in diesem Fall zum Beispiel die Damenvariante Aircontact 60 + 10 SL, da Deuter bei seiner SL-Serie der durchschnittlich geringeren Rückenlänge von Frauen Rechnung trägt. Mit Kletter- oder Radlhelm auf dem Kopf stoßen beim „normalen“ Aircontact 65 +10 auch große Personen an ihre Grenzen, aber Einsätze in Verbindung mit einem Helm sind ohnehin nicht das ausgewiesene Einsatzgebiet des Reise- und Trekkingrucksacks.

Mit dem Vari-Flex System lässt sich die Rückenlänge schnell und einfach anpassen.

Bene Hirschmann

Mit dem Vari-Flex System lässt sich die Rückenlänge schnell und einfach anpassen.


Mit dem Vari-Flex System lässt sich die Rückenlänge schnell und einfach anpassen.

Bene Hirschmann

Wichtig: Nur wenn das System durch vier Schlaufen läuft, sitzt der Rucksack perfekt.


So sitzt der Rucksack richtig

Die Rückenlänge von Rucksäcken ist optimal eingestellt, wenn der gepolsterte Teil der Hüftflosse auf den Beckenknochen aufsitzt. Das Gewicht liegt dadurch in erster Linie auf der Hüfte und die Schultern werden entlastet, was ich als sehr angenehm empfinde. Die zweifache Pull-Forward-Verstellung des Beckengurts ist leichtgängig und kann jederzeit während des Gehens nachjustiert werden. Trotz der auffallend dicken, fast wuchtigen Polsterung (fester Schaum mit 3D AirMesh-Bezug) ist die Bewegungsfreiheit zum Beispiel bei hohen Stufen oder Querungen im Steilgelände durch den Hüftgurt nicht eingeschränkt, da die Vari Flex-Hüftflossen vertikal beweglich und anatomisch geformt sind.

Wenn die Rückenlänge und der Sitz des Hüftgurtes passen, folgt die Feinjustierung der ebenfalls dick mit 3D AirMesh gepolsterten Schulterträger und der Lageverstellriemen, die dank spezieller Triglide-Schnallen auch unter Last leicht bedienbar sind. Mittels zweier Fixpunkte können auch sie an die Rückenlänge angepasst werden. Der Trägeransatz hinten sollte dabei so niedrig sein, dass die Träger nicht am Hals scheuern und der Schwerpunkt der Last möglichst nah am Körper liegt. Ein höhenverstellbarer Brustgurt sorgt dafür, dass die Träger nicht verrutschen. Am Schluss kann man noch die Kompressionsriemen an der Hüftflosse zuziehen und so die Lastenverteilung perfektionieren.

Maximaler Komfort dank Wohlfühl-Rücken

Auch wenn sich dieses Hightech-Modell von Deuter leider nicht von alleine trägt – wann gibt es endlich Helium-Ballons, die Rucksäcke nach oben ziehen? – sogar mit maximaler Zuladung liegt der Aircontact 65 + 10 stabil und kompakt auf dem Rücken. Nichts wackelt, man kann sich frei bewegen – soweit man mit 20 Kilo auf dem Buckel überhaupt noch zu dynamischen Bewegungen fähig ist.

Tragekomfort dank Deuters bewährten Vari-Flex und Aircontact-Systemen. Jede Bewegung bewirkt in den Hohlkammern der Schaumpolsterung einen Pumpeffekt der unterwegs für Luftzirkulation sorgt.

Bene Hirschmann

Tragekomfort dank Deuters bewährten Vari-Flex und Aircontact-Systemen. Jede Bewegung bewirkt in den Hohlkammern der Schaumpolsterung einen Pumpeffekt der unterwegs für Luftzirkulation sorgt.


Dank atmungsaktivem Hohlkammer-Funktionsschaum im Rückenpolster hält sich auch das Schwitzen beim Aircontact 65 + 10 in Grenzen. Der Clou ist ein Pumpeffekt in den Hohlkammern, der bei jeder Bewegung ausgelöst wird. An schwül-heißen Junitagen mit 30 Grad im Schatten stößt der ansonsten gut funktionierende Luftaustausch allerdings an seine Grenzen. Das Funktionsshirt klebt dann selbst bei guter Belüftung auf dem Rücken.

Das Packsystem des Deuter Aircontact 65 + 10

Auch beim Packen ist die Variabilität von Deuters Lastenesel fast grenzenlos: Kompressionsriemen, Reißverschlüsse und Erweiterungen verwandeln den Aircontact 65 + 10 von einem etwas zu groß geratenen Tagesrucksack in ein Raumwunder mit bis zu 75 Litern Fassungsvermögen. Im großen Hauptfach mit integriertem Nasswäschebeutel kann man dank des Front-Reißverschlusses in den Tiefen des Rucksackes wühlen, ohne ihn von oben öffnen zu müssen. Das separate Bodenfach darunter (getrennt durch einen Reißverschlussboden) ist ebenfalls von außen zugänglich. Dadurch kann der Rucksack im liegenden Zustand und zum Beispiel in Kombination mit Eagle Creek-Packsäcken oder Exped Organizern genauso ordentlich bedient werden wie eine Reisetasche. Das Deckelfach hat das Fassungsvermögen eines kleinen Daypacks und kann mittels Riemen in der Höhe verstellt werden (wichtig für die Kopffreiheit und Stabilisierung im beladenen Zustand).

Auf der Innenseite des Deckels verbirgt sich ein Versteck für Wertsachen. Das seitliche Kartenfach ist eine gute Idee, aber leider für einen Alleingänger ein bisschen schwer zugänglich. Er muss den Rucksack abnehmen, um es zu erreichen. Praktisch hingegen ist die kleine Tasche am Hüftgurt fürs Smartphone, den Geldbeutel oder eine kleine Kamera. Alle Reißverschlüsse sind sehr massiv und stabil vernäht, die Zipper groß und gut zu fassen.

Raumwunder: Über die Frontzugänge lässt sich der Deuter Aircontact 65 +10 bequem wie eine Reisetasche beladen. Damit ist er auch für Globetrotter ideal.

Bene Hirschmann

Raumwunder: Über die Frontzugänge lässt sich der Deuter Aircontact 65 +10 bequem wie eine Reisetasche beladen. Damit ist er auch für Globetrotter ideal.


Platz für jede Menge Material

Was mich als Kletterer besonders freut, sind die zwei Funktionsleisten mit zehn Schlaufen zur Materialbefestigung und der Riemen unter der Deckeltasche zur Fixierung des Seils. Die Halterung für Stöcke und Pickel, die Kompressionsriemen des Bodenfachs (zum Beispiel für die Befestigung der Thermarest-Matte) und die Ösen auf der Deckeltasche für zusätzliches Gepäck erweitern die Packmöglichkeiten beispielsweise für eine Alpenüberquerung mit dem Zelt. Die integrierte, jedoch abnehmbare Regenhülle darf dabei ebenso wenig fehlen wie das SOS-Label auf der Innenseite der Deckeltasche, das bei einem Notfall als praktische Gedächtnisstütze dienen kann. Trinkflaschen haben in den beiden seitlichen, offenen Außentaschen Platz, außerdem sind Zugänge für ein Trinksystem vorhanden.

Mein Fazit zum Deuter Aircontact 65 +10

Der Aircontact 65 + 10 ist so etwas wie der Kaltblüter unter den Pferden: Nicht gerade leicht, aber gutmütig und unverwüstlich. Mit ihm kann man als Trekker und Weltenbummler durch dick und dünn gehen, der Rucksack wird dank seiner stabilen Verarbeitung, seiner durchdachten Features und nicht zuletzt seines zeitlosen Designs auch noch nach zehn und mehr Reisen treue Dienste leisten. Als Tages-Kletterrucksack ist er mir zu wuchtig, auf meinen nächsten Mehrtagestouren in den Alpen und den hoffentlich noch kommenden Fernreisen wird mich der geräumige Trekkingrucksack aber mit Sicherheit begleiten. Bericht folgt!

  • Größtes Plus: Tragekomfort dank individueller Anpassungsmöglichkeiten
  • Minus: Gewicht. Aber, bei 15 Kilo Zuladung kommt es auf ein paar hundert Gramm mehr oder weniger auch nicht an und die Vorteile des Tragekomforts wiegen dieses Manko zu 100 % auf.
  • Mein Tipp: Der Aircontact 65 + 10 ebenso wie seine kleineren Geschwister sind optimale Trekkingrucksäcke für bergsportbegeisterte Familien! Das Tragesystem lässt sich auf Väter, Mütter und Jugendliche im Wachstum anpassen – je nachdem, wer gerade unterwegs ist. Einer genügt!

 

Das könnte Dich auch interessieren:

Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments

Unsere Top Outdoor Kategorien


Bergzeit Magazin - Dein Blog für Bergsport & Outdoor

Willkommen im Bergzeit Magazin! Hier findest Du Produkttests, Tourentipps, Pflegeanleitungen und Tipps aus der Outdoor-Szene. Von A wie Alpspitze bis Z wie Zwischensicherung. Das Redaktionsteam des Bergzeit Magazins liefert zusammen mit vielen externen Autoren und Bergsport-Experten kompetente Beiträge zu allen wichtigen Berg- und Outdoorthemen sowie aktuelles Branchen- und Hintergrundwissen.