Der Mai ist auch in den Bergen ein Wonnemonat. Weit oben liegt noch Schnee, im Tal ist es oft schon frühsommerlich warm, Wald und Wiesen zeigen sich im grünsten Grün. Was gibt es also schöneres, als zu dieser Jahreszeit eine Tour zu unternehmen, bei der sich die Vielfalt der alpinen Kontraste hautnah erleben lässt?! Der Grasbergkamm im Karwendel bietet sich für diesen Zweck geradezu an.
Lichter Mischwald mit tollen Ausblicken
Startpunkt der Route ist ein kleiner Parkplatz bei der Fuggerangeralm, einen halben Kilometer hinter der Mautstelle im Rißtal. Der Wegweiser Richtung Fleischbank linkerhand kann kaum übersehen werden. Unser Steig schlängelt sich zunächst durch lichten Mischwald, vorbei an zahlreichen Ameisenhaufen, ehe er nach der Querung eines kleinen Bachtals zur rund 1.558 Meter hoch gelegenen Jagdhütte Steilegg führt. Der Ausblick Richtung Johannestal und Falkengruppe ist traumhaft schön, ein Bänkchen lädt zu einer kleinen Pause ein.
Nun geht es in gemächlichem Zick-Zack durch Latschen bergauf, ehe man nach der Abzweigung Richtung Schönalm den Gratrücken der Fleischbank und 20 Minuten später den 2.028 Meter hohen Gipfel selbst erreicht. Je nach Kondition dauert der Aufstieg zwei bis drei Stunden, die rund 1.080 Höhenmeter sind im Grunde schon eine Tour für sich. Wer es nicht bei der Fleischbank belassen will, hat nun die Möglichkeit zu einer lohnenswerten Rundtour. Richtung Osten liegen mit dem Hölzelstaljoch und dem Grasberg zwei weitere Berge in Reichweite, die man ohne größere Schwierigkeiten und mit einer kleinen Portion Trittsicherheit überschreiten kann.
Ein etwas steiler und schrofiger Abstieg leitet hinab in eine rund 1.860 Meter hohe Einsattelung, ehe ein kleiner Steig in gemäßigter Steigung über einen Wiesenrücken auf den 2.012 Meter hohen Gipfel des Hölzelstaljochs führt. Der Berg wird überschritten, erneut geht es hinab in eine diesmal etwas schärfere Sattelschneide (ca. 1.850 Meter). Der Abstieg ist diesmal jedoch gemütlicher und bietet wunderbare Ausblicke Richtung Großer Ahornboden, Lamsenspitze und Sonnjoch.
Übers Hölzelstaljoch und den Grasberg
Der letzte Aufstieg des Tages über 170 Höhenmeter ist etwas felsiger, eine kurze seilversicherte Rinne leitet auf den Westgrat des Grasbergs, dessen 2.020 Meter hoher Gipfel zehn Minuten später erreicht wird. Der Dritte im Bunde bietet erneut einen umfassenden Rundumblick auf die höheren Karwendelberge, Rofan, Guffert, den Wilden Kaiser und zahlreiche Vorberge mit der Benediktenwand. Man sollte sich ein wenig Zeit nehmen und den umfassenden Blick zu genießen!
Abwechslungsreicher Abstieg in Rißtal
Mit dem Gipfel des Grasberg hat man nun ungefähr 1.350 Höhenmeter in den Beinen – gar nicht schlecht für einen Saisoneinstieg! Der Abstieg ist zwar einfach, aber von der Länge her nicht zu unterschätzen. Er führt zunächst immer am Südostrücken entlang, ehe er abflacht und schließlich im Latschendickicht zu verschwinden droht. Nun gibt es zwei Optionen. Entweder man versucht den etwas schwer zu findenden Durchschlupf zum auffällig sichtbaren Steig an der Südabdachung des Grasbergs zu finden, der Plumsjochhütte und Tölzer Hütte verbindet. Die Alternative führt nordöstlich des Kamms entlang, mündet nach einer Viertelstunde auf oben genannten Steig und führt über abwechslungsreiche Latschen-Lichtungen zum Wiesengelände der Grasbergalm auf gut 1.540 Meter Höhe.
Die Jagdhütte auf dem Grasbergsattel lädt zum Verweilen ein. Der Blick öffnet sich bis tief in das Lalidertal hinein und ist ein traumhafter Pausenplatz, ehe es wieder hinab ins Rißtal geht. Nicht wenige Multi-Bergsportler werden sich hier ein Mountainbike wünschen – die Abfahrt zur Kreuzbrücke ist eine nicht enden wollende Folge von Kehren, die man jedoch auch zu Fuß in flottem Tempo abhakt und auf diese Weise die Karwendel-Welt bald von der linken- und bald von der rechten Seite bewundern kann.
Hat man die letzte ausgewaschene Hangquerung hinter sich, ist es nicht mehr weit bis zur geteerten Straße durch das Rißtal, die den drei Kilometer langen Rückweg zum Ausgangspunkt darstellt. Die bei schönem Wetter viel befahrene Ausflugsroute ist der einzige Wermutstropfen der Tour, dafür gibt es nach einem Drittel der Strecke mit der Garberl-Alm eine ausgezeichnete Möglichkeit, den schönen Bergtag bei einer Speckknödelsuppe und einem Bier vom Fass ausklingen zu lassen!
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