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Der Modular-Freerider

ABS-Rucksack im Test: Ortovox Free Rider 26 ABS

6 Minuten Lesezeit
Ortovox steigt diesen Winter in den Markt der ABS-Rucksäcke ein. Der Free Rider 26 ABS kombiniert den Komfort des bewährten "Free Rider" mit der Sicherheit eines Lawinenrucksacks. Totti Lingott aus dem PowderGuide-Team hat den ABS-Rucksack getestet.

ABS-Rucksäcke bzw. Lawinenrucksäcke sind in und liegen im Trend. Gekaufte Sicherheit wird auch in den Bergen immer mehr zum Thema. Ähnlich wie beim Auto überzeugt der (Lawinen-)Airbag mittlerweile und kaum ein Freerider oder Skitourengeher will noch ohne Zusatzsicherheit unterwegs sein.  Vergangenen Winter war bereits zu Saisonmitte ein Großteil aller ABS-Rucksäcke ausverkauft – am Ende der Saison waren die Lager gänzlich leer geräumt. Im kommenden Winter wird es ähnlich sein, auch wenn das Angebot deutlich breiter wird. Immerhin bringen für die Saison 2013/2014  einige Hersteller erstmals Modelle auf den Markt. Als ein Unternehmen, dass schon seit Anfang der 80er-Jahre Sicherheitsausstattungen für Bergsportler entwickelt, steigt auch Ortovox mit mehreren ABS-Rucksackmodellen  ins Lawinenrucksacksegment ein. Wir haben den Ortovox Free Rider 26 ABS schon im letzten Schnee des Winters 12/13  für ein paar Tage im Freeride-Mekka La Grave getestet.

Die Ski werden beim Ortovox Free Ride 26 ABS zentral am Rucksack positioniert. Das stellt sicher, dass die beiden Airbags trotz montierter Ski verlässlich auslösen.
Die Ski werden beim Ortovox Free Ride 26 ABS zentral am Rucksack positioniert. Das stellt sicher, dass die beiden Airbags trotz montierter Ski verlässlich auslösen.

Die Sicherheitsexperten aus Taufkirchen präsentierten auf der Ispo 2013 ihr flexibles ABS-Rucksacksystem „M.A.S.S.“ (Modular Airbag Safety System). Der Clou dabei: Das eigentliche ABS-Airbag-System ist herausnehmbar und mit verschiedenen Rucksäcken kombinierbar. So kann die ABS-Twinbag-Einheit in kurzer Zeit entfernt und in einem anderen Rucksack platziert werden. Insgesamt wird es drei Herren- (Free Rider 24 ABS, Free Rider 26 ABS, Tour 32 + 7 ABS) und zwei Damen-Modelle (Free Rider 24 W ABS, Tour 30 + 7 W ABS) geben. Zusätzlich zur ABS-Twinbag-Einheit kann auch der integrierte Rückenprotektor herausgenommen werden, um Gewicht zu sparen oder, um diesen einzeln zu nutzen.

Erste Eindrücke und Tragekomfort

Sofort fällt das typische Rucksackdesign des Free Rider 26 ABS  auf, denn dieses ist schon seit längerem bekannt durch den Verkaufsschlager von Ortovox: Den Free Rider 26, auf Basis dessen die ABS-Version konzipiert wurde. Der Ortovox Free Rider 26 ABS ist wie sein „flügelloser“ Bruder recht schmal und niedrig geschnitten – wodurch viel Bewegungsfreiheit für Arme und Kopf gewährleistet wird. Einziger Nachteil dieser Konstruktion: Der ABS-Rucksack baut nach hinten recht weit auf, daher platziert man schwerere Bestandteile der Ausrüstung am besten körpernah. Da sich hier aber die Auslöseeinheit und das Lawinenfach (für Schaufel und Sonde) befinden – was zugegebenermaßen das meiste Gewicht ausmacht – wirken sich andere schwere Freeride-Utensilien (z.B. Kamera, Trinkflasche, Brotzeit, Ersatzausrüstung, Felle, usw.) etwas ungünstiger aus. Alles in allem hat Ortovox aber aus gutem Grund auf das bewährte Design des Free Rider gesetzt, immerhin besticht er durch einen extrem hohen Tragkomfort. Gerade der breite Hüftgurt sorgt auch bei größerer Beladung dafür, dass viel Gewicht von den Schultern auf die Hüften verschoben wird.

Beim ersten Begutachten fällt auf, dass der Free Rider 26 ABS weitgehend auf Kompressionsriemen und Befestigungsmöglichkeiten verzichtet, was sich aber nicht unbedingt als Nachteil auswirken muss (siehe unten). Die 26 Liter Stauraum im ABS-Rucksack sind nach erstem Empfinden sehr eng kalkuliert. Nur mit Mühe bekommt man alle Utensilien unter, die sonst leicht in einen 20-Liter-Rucksack passen. Der Grund dafür ist mitunter die zentral positionierte Auslöseeinheit und die damit verbundene Aufteilung in einzelne Fächer. Diese sind jedoch praktisch, um Kleinteile unterzubringen. Auch in der Praxis bestätigt sich der gute Tragekomfort: Bei voller Beladung und am Rucksack befestigten Skiern trägt sich der Free Rider 26 ABS sehr angenehm.

Praxistest: Funktionalität des ABS-Rucksacks

Beim Design setzt Ortovox auf Bewährtes: Der beliebte Free Rider wurde für die ABS-Version angepasst, trägt sich aber genauso komfortabel.
Beim Design setzt Ortovox auf Bewährtes: Der beliebte Free Rider wurde für die ABS-Version angepasst, trägt sich aber genauso komfortabel.

Die anfänglichen Bedenken bezüglich der begrenzten Anzahl zusätzlicher Verschnürmöglichkeiten bestätigt sich im Praxistest nicht. Vor allem die Skibefestigung auf dem ABS-Rucksack überzeugt durch robuste Verarbeitung und einfache, logische und schnelle Anwendung. Normalerweise ist das Anbringen der Skier an eine seitliche A-Frame-Befestigung angenehmer, weil sich das zusätzliche Gewicht näher am Körper befindet. Da man aber auch beim Aufstieg eine Lawine auslösen kann, ist die mittige Positionierung beim Ortovox Free Rider 26 ABS durchaus sinnvoll. So ist die Funktion der beiden seitlich am Rucksack angebrauchten ABS-Twinbags (siehe Foto erste Seite) einwandfrei gewährleistet.

Bei einem Lawinenrucksack muss die Schnalle des Hüftgurtes mit der Beinschlaufe immer zusätzlich gesichert sein. Gerade in Gebieten, bei denen der Rucksack im Lift ausgezogen werden muss, stellt sich das gerne als nerviges Detail heraus. Ortvox stattet seine Rucksäcke hierfür mit einem Druckknopf aus, der sehr einfach und sogar einhändig (mit angezogenem Handschuh) bedient werden kann.

Das Aus- und Einbauen der Auslöseeinheit geht problemlos und schnell vonstatten. Alle notwendigen Schritte sind schlüssig nachvollziehbar und schon beim ersten Versuch klappt der Wechsel in einen anderen Rucksack ohne großen Aufwand. Nach dem zweiten oder dritten Versuch braucht man dafür nur noch ein paar Minuten. Will man – zum Beispiel an einem Tag im Skigebiet – den Free Rider 26 ohne die Auslöseeinheit nutzen, kann man diese zügig herausnehmen und so das volle Volumen des Rucksacks nutzen. Man braucht also keine zwei verschiedenen Rucksäcke mehr. Auch das Entfernen und Einbauen des Rückenprotektors ist einfach zu bewerkstelligen. Die inkludierte Helmhalterung muss jedes Mal extra an den Rucksack geklickt werden. Meist ist es schneller den Helm einfach an zwei Schnallen zu befestigen, vor allem weil man mit diesem ABS-Rucksack meist nur kurze Aufstiege in Kauf nimmt.

 Ortovox ABS-Rucksack im Test: Fazit zum „Free Rider 26 ABS“

Den ABS-Rucksack Free Rider 26 von Ortovox gibt's in zwei Farbvarianten: blue ocean und schwarz/antrazit.
Den ABS-Rucksack Free Rider 26 von Ortovox gibt’s in zwei Farbvarianten: blue ocean und schwarz/antrazit.

Der Ortovox Free Rider 26 besticht erstmal durch sein einmaliges Design. Hat man den ABS-Rucksack aber erstmal auf dem Rücken getragen und den angenehmen Tragekomfort genossen, will man keinen anderen Rucksack mehr zum Freeriden verwenden. Alle notwendigen Funktionen sind vorhanden und einfach bedienbar. Alles ist sauber verarbeitet und macht einen stabilen Eindruck. Einziges Manko: Trotz der ausgewiesenen 26 Liter Stauraum bekommt man es gerade so hin, alle für einen Freeridetag notwendigen Utensilien unter zu bringen. Zusätzliche Ausstattung wie Felle, Gurt und Gletscherausrüstung müssen dann schon sehr gut gepackt werden. Alles in Allem ist der Free Rider 26 ABS, allerdings auch eher für den Freeridetag im Gebiet konzipiert und dafür reicht das Packvolumen des ABS-Rucksacks vollkommen aus.

Anmerkung des Autors: Trotz der Sinnhaftigkeit der Zusatzausstattung Lawinenairbag ist darauf hinzuweisen, dass zuerst die Grundausstattung der Lawinensicherheit (LVS, Schaufel, Sonde) beherrscht werden sollte, bevor man über den Kauf eines Lawinenrucksackes nachdenkt. Außerdem sollte jedem Benutzer bewusst sein, dass durch den vermeintlich erweiterten Sicherheitsspielraum eines Lawinenrucksackes die Entscheidung über das Lawinenrisiko eines Einzelhanges beeinflusst werden kann.

Der Ortovox Free Rider 26 ABS ist im Shop leider ausverkauft. Alternative Lawinenrucksäcke von Orotovx gibt’s bei Bergzeit:

Mehr zum Thema Sicherheit im Bergzeit Magazin:

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