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Bergzeit Alpincamp mit Ortovox

Abenteuer am Piz Palü: Von Bergfeen und Wettergöttern

4 Minuten Lesezeit
Bergzeit und Ortovox haben Marlene auf den Piz Palü geschickt! Fotograf Markus Fischer war dabei und begleitete die Skihochtour zum beliebten Gipfel im Engadin.

Der Piz Palü ist eine alpine Skihochtour im Engadin in der Schweiz. Der sagenumwogene Berg erhebt sich mit stolzen 3.905 Metern über der Diavolezza am Berninapass. Vor vielen Jahren hauste beim Munt Pers (verlorener Berg) eine wunderbare Bergfee, die Diavolezza. Sie wurde nur selten von Jägern erblickt und mit Vorliebe dann bestaunt, wenn sie über die Hänge des Munt Pers zum „Lej da la Diavolezza“ hinüberwechselte, um dort ein Bad zu nehmen. Bis die jungen Jäger unvorsichtig wurden. Sie folgten ihr über die Felsen hinüber zu ihrem Schloss. Doch ein Jäger nach dem anderen verschwand.

Diavolezza: Basecamp der Bergfee

Wir wollen es den Jägern aber nicht gleich tun und lassen den Munt Pers links liegen. Heute gibt es auf der Diavolezza ein Gasthaus, das sich als Ausgangspunkt für den Piz Palü geradezu anbietet. Ich treffe mich am späten Nachmittag mit der Gewinnerin des 5-Gipfel-Gewinnspiels von Bergzeit und Ortovox Marlene sowie Viola von Ortovox und unserem Bergführer Alex von der Alpinschule Augsburg bei der Talstation. Bequem bringt uns die Bahn zum Gasthaus auf 2.900 Meter, wo wir uns beim Abendessen näher kennen lernen können. Bergführer Alex gibt hier auch den Zeitplan bekannt. Frühstück um 5 Uhr, um 6 Uhr auf den Skiern. Na dann gute Nacht.

Schlaflos: Auf zum Aufstieg

Kennt ihr ihn auch, diesen miserablen Schlaf in der ersten Nacht in großer Höhe? Ja? Dann bin ich ja in guter Gesellschaft. Ich bin fast schon erleichtert, dass endlich Zeit zum Aufstehen ist. Also Rucksack gepackt, Fersen getaped und ab zum Frühstück. Es sind noch einige andere Gruppen da und es herrscht sowas wie kollektive Schlaftrunkenheit. Nun wird’s aber Zeit. Rein in den Klettergurt und die Skier holen. So versammeln wir uns draußen in der Dunkelheit und blenden uns mit den Stirnlampen in die müden Augen. Mit der freien Sicht auf unser Tagesziel fahren wir als erstes zum Gletscher ab.

Auf dem Persgletscher fellen wir an und starten die ersten Schritte in der einsetzenden Morgendämmerung. Wir sind nicht die ersten und so folgen wir der Spur unterhalb des Piz Palü. Die Steigung nimmt nur allmählich zu und wir kommen gut voran. Die ersten Sonnenstrahlen an einzelnen Bergspitzen tauchen die ganze Umgebung und den Himmel in ein zartes Rosa. Was für eine Stimmung!

Der Piz Palü in der Morgendämmerung
Farbtöne, wie sie nur die Natur hervorzaubert. | Foto: Markus Fischer

Entscheidung am Gletscher

Mann fotografiert von oben seine Seilsicherung und Ski
Eine Seilschaft ist eine interessante Art, als Gruppe verbunden zu sein. | Foto: Markus Fischer

Der Anstieg wird nun deutlich steiler und auch der Gletscher offenbart seine Gefahren. Am Seil wird es jetzt anspruchsvoll. Spitzkehre um Spitzkehre gewinnen wir zwischen den Spalten hindurch an Höhe und dürfen uns durchaus privilegiert fühlen dies zu erleben. Wer weiß wie vielen Generationen sich diese Möglichkeit noch bieten wird. Ein Blick zurück zur Diavolezza Bergstation bestätigt aber auch die Befürchtungen von Alex: die Bewölkung nimmt zu.

Das Wetter verschlechtert sich leider zusehends. Wir begegnen bereits den vorangegangen Gruppen, die wieder abfahren ohne den Gipfel bestiegen zu haben. Und uns wir klar, dass wir uns wohl auch damit abfinden müssen heute nicht ganz oben auf dem Piz Palü stehen zu können.

So fällt Alex dann auf ca. 3.500 Meter die Entscheidung zur Umkehr. Doch keiner lässt deswegen den Kopf hängen, wir sind dankbar so weit gekommen zu sein. Und wir wissen was uns jetzt bevorsteht: Bei der Gletscherabfahrt nach Morteratsch in der Talsohle werden wir über eine Länge von zehn Kilometern fast 2.000 Tiefenmeter vernichten dürfen.

Abfahrt und Abschied

Die längste Gletscherabfahrt der Schweiz verläuft über den Pers- und Morteratschgletscher bis ans Ende der Eiszunge und endet genau vor der Sonnenterrasse des Restaurants an der Bahnstation Morteratsch. Übrigens, auch der Name „Morteratsch“ stammt aus der am Anfang zitierten Sage: Wie den unglücklichen Jägern erging es auch dem jungen Aratsch. Überall wurde vergeblich nach ihm gesucht und schließlich nahm man an, er sei in eine Gletscherspalte gefallen oder abgestürzt. Wer sich bei Einbruch der Nacht in der Region aufhielt, hörte, vom Winde getragen, die klagende Stimme der Bergfee Diavolezza, die rief: „Mort ais Aratsch!“ Aratsch ist tot.

Wir aber ließen uns nicht von der Bergfee in die Irre führen, sondern spürten bei einem Tag in den Bergen das pure Leben in unseren Adern. Also runter von den Skiern und anstoßen – auf ein unvergessliches Wochenende.

Die Teilnehmer des Bergzeit Alpincamps lachen in die Kamera
Alex, Marlene, Viola und Markus, glücklich und zufrieden. | Foto: Markus Fischer

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