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Langlaufspaß in Livigno

Bergzeit Frischluftkick mit Fischer: Neuschnee und neue Skills

10 Minuten Lesezeit
Beim ersten Bergzeit Frischluftkick ging es für Jacqueline, Gabi, Jane und Niko zum Langlaufen ins italienische Urlaubsparadies Livigno. Dort durften sie das neueste Material von Fischer testen und sich vom erfahrenen Guide wertvolle Tipps in Sachen Skatingtechnik holen. Natürlich war die Reise auch kulinarisch ein voller Erfolg!

Bei der ersten Ausgabe des Bergzeit Frischluftkick ging es für vier Teilnehmer und zwei Bergzeitler zum Langlaufen in die Lombardei, genauer gesagt nach Livigno. Die Gemeinde in der italienischen Provinz Sondrio nahe der Schweizer Grenze liegt auf 1816 Metern, ist zollfreies Gebiet und vor allem beliebter Wintersportort. Im Sommer schätzen Radsportprofis und Läufer die Region für Höhentraining.

Samstag: Ankunft und ausgiebiges Schlemmen

Obwohl das Programm erst am späten Nachmittag beginnen sollte, machten sich alle bereits am frühen Morgen auf den Weg Richtung Süden. Livigno ist zu dieser Jahreszeit nur über den einspurigen Tunnel „Munt la Schera“ zu erreichen – er verbindet das Tal mit dem Engadin im Schweizer Kanton Graubünden. Ursprünglich für den Bau der Staumauer „Punt dal Gall“ an der Landesgrenze erstellt, ist der knapp dreieinhalb Kilometer lange Versorgungsschacht der Engadiner Kraftwerke mittlerweile mit Einschränkungen auch für den allgemeinen Verkehr geöffnet. Der Richtungswechsel für selbigen erfolgt jedoch in Spitzenzeiten der Skisaison nur stundenweise – wodurch sich an Bettenwechsel-Samstagen oftmals kilometerlange Staus bilden.

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Team Ulm, namentlich Jane und Niko, erreichte als erstes das Tal und startete direkt zu einer kleinen Skitour auf den Monte Caprene. Der Gipfel ist mit seinen 2.430 Metern die nördlichste Erhebung der Kette, an die sich der Al Motolin (2.320 m), der Monte Sponda (2.338 m) und der Mont de la Nef (2.785 m) reiht. Normalerweise eine landschaftlich besonders lohnende Tour – an diesem Tag allerdings glänzte die gesamte Region mit neblig-grauer Eintönigkeit und kaum Sicht. Immerhin gab es in Sachen Schneehöhe nichts zu beanstanden. Team Nürnberg, bestehend aus Jacqueline und Gabi, wurde ebenfalls vom Stau verschont und erreichte Minuten später die durchaus beeindruckende Staumauer samt wasserleerem Stausee. Team Bergzeit hatte von Bad Tölz den kürzesten Anreiseweg und komplettierte die illustre Truppe mit Barbara und Julia.

Während Team Ulm also die nicht vorhandene Aussicht auf die Livigno-Alpen genoss, entschied sich der Rest nach einer kleinen Stärkung mit Bresaola-Sandwich und Cappuccino für einen Spaziergang durch das mittlerweile tief verschneite Dorf. Das Zentrum von Livigno ist Fußgängerzone, die nur von Autos zur An- und Abreise in die dort gelegenen Hotels befahren werden kann. Vier kostenlose Buslinien verkehren ganzjährig im Ort, der sich entlang der Hauptstraße  bis weit ins Tal erstreckt. Zahlreiche Einkaufstouristen pilgern durch die ebenso zahlreichen Läden und machen Jagd auf Schnäppchen. Ähnlich wie Samnaun erhebt auch Livigno nur geringfügige Abgaben auf die ansonsten zollfreien Produkte, aber im Gegensatz zur Schweizer Konkurrenz wird hier keine Mehrwertsteuer erhoben. Glücklicherweise waren wir alle bereits bestens ausgestattet und konnten uns shoppingtechnisch zurückhalten.

Die Testausrüstung von Fischer: RCS Skate und Speedmax. | Foto: Jacqueline Eckenbrecht

Das einzige, was zu unserem Glück noch fehlte, war die Langlaufausrüstung für die nächsten beiden Tage. Also holten wir im „Plaza Plachéda“ mit dem „RCS Skate“ und „Speedmax“ unsere volle Ladung Weltcup-Schliff ab und erhaschten dort einen Blick auf die Aufbauarbeiten für das Telemark-Festival „La Skieda“, das an diesem Tag beginnen sollte. Freundlicherweise wurden uns hierfür gleich Programm, Eintrittsbänder, Getränkegutscheine und ein T-Shirt in die Hand gedrückt. Jacqueline und Gabi konnten es nun aber nicht mehr länger abwarten und starteten trotz des mittlerweile ziemlich ungemütlichen Wetters mit ihrer neuen Testausrüstung von Fischer Richtung Loipe.

Nach dem gemeinsamen Einchecken trafen wir uns alle wieder im „Plaza Plachéda“ zur Welcome Party des „La Skieda“. Neben alten Bekannten aus Bergzeitkreisen stießen wir dort vor allem auf eine „Happy Hour im Wurstparadies“. Wenn’s um’s Essen geht, lässt sich der Italiener ja bekanntlich nicht lumpen. Und so gab es Freigetränke und Fingerfood, so zahlreich und köstlich, dass sich die Balken bogen. Ich persönlich habe noch nie derartige Mengen Bresaola und Mortadella in einem Raum gesehen.

Mit vollgeschlagenen Bäuchen pilgerten wir also zum Dinner im Hotel Alba, das ebenso sättigend daherkam. Die ganze Truppe zeigte sich begeistert von Qualität und Auswahl der Nahrungsgrundlage und fiel nach so viel gutem Essen und dem doch mittlerweile langen Tag müde und zufrieden ins Bett.

Sonntag: Von Powderskating bis Fatbiking

Am nächsten Morgen hatte es noch immer nicht aufgehört zu schneien, aber immerhin konnten wir mittlerweile zumindest einen Lichtschimmer hinter den grauen Wolken erahnen. Nach einem opulenten Frühstück wurden wir von Martina abgeholt und samt unserer Testausrüstung von Fischer im Livigno-Van zum Langlaufzentrum kutschiert. Dort trafen wir Federico, unseren Langlauflehrer. Er würde für die nächsten beiden Tage das Vergnügen haben, unsere Skatingtechnik zu verbessern.

Zunächst mussten natürlich alle Teilnehmer auf ihrem jeweiligen Lauflevel abgeholt werden. Zu diesem Zweck scheuchte uns der Meister also erst einmal im Freistil durch die ganz und gar nicht gespurte Übungsloipe. Bis auf Barbara, die auf Langlaufski groß geworden und zahlreiche Wettkämpfe gelaufen ist, fanden wir uns alle mehr oder weniger in der Kategorie „Skating ein paar Mal ausprobiert“ wieder und konnten uns im tief verschneiten Gelände mit Ach und Krach auf unserem gut gewachsten Racing-Material halten. Einzig und allein Niko, der zum ersten Mal auf Skatingski stand, entpuppte sich als Naturtalent – bald sahen wir Mädels nur noch seine Rückseite.

Was bei meinen ersten Versuchen zuhause in Bayrischzell noch leicht von der Hand bzw. Fuß ging, wurde im unpräparierten Neuschnee von Livigno zur echten Beißaufgabe – besonders dann, wenn es hieß: „Stöcke weg!“ Anfängerfehler wie eine falsche Körperposition wurden besonders im abfallenden Gelände sofort mit Stürzen bestraft.

Federico jedenfalls machte einen super Job. Er erklärte uns an diesem Tag alle fünf „Skating-Gänge“ und ihre Unterschiede, analysierte bei jedem von uns den Fahrstil und gab immer wieder individuelle Tipps zur Verbesserung der Haltung. Zum Abschluss der ersten schweißtreibenden Kurseinheit teilte er uns noch in zwei Mannschaften für eine kleine Einlage „Völkerball auf Langlaufski“ ein. Nach unzähligen Stürzen und mehr oder weniger sportlichen Verhedderungen in Bodennähe beim Kampf und den Ball beschloss die Gruppe jedoch einstimmig, dass dies wohl mehr ein „Warm-Up Game“ und der geplagte Oberschenkel nun müde sei. Zum Glück stand auch schon Martina bereit, die uns im Livigno-Van zurück zum Hotel brachte.

Nach einer kurzen Verschnaufpause startete Team Ulm plus Barbara mit Tourenski Richtung Skizirkus – eine der Gondeltalstationen befand sich praktischerweise direkt hinter unserem Hotel. Was als schnelles Pisteln geplant war, entpuppte sich am Ende dank des nicht enden wollenden Neuschnees und der weitläufigen Bergkette Livignos als recht ergiebige Freeridesession – leider wiederum bei Null Sicht. Oben im „Carosello 3000“ erfolgte dann auch ein kurzer Kontakt mit dem ausufernden Après-Ski-Programm des „La Skieda“, das wir ansonsten zugunsten unserer täglichen Frischluft-Dosis ziemlich links liegen ließen.

Unterdessen zog Team Nürnberg los zur am Vortag telefonisch organisierten Fatbike-Tour. Jacqueline und Gabi begeistern sich vor allem im Sommer für’s Biken – aber Livigno kann auch im Winter Bike! Und so konnten es die Damen kaum erwarten, ihre Trails durch den Schnee zu ziehen. Breitere Reifen und der niedrige Reifendruck sorgen für maximale Bodenhaftung und erlauben das Fahren auf weichen Oberflächen. Und Livigno wäre nicht Livigno, hätte es nicht einen zwanzig Kilometer langen Radweg eigens hierfür vorbereitet. Aber auch abseits auf schmalen Waldpfaden hatten die geübten Mädels einen Heidenspaß – der gebuchte Guide übrigens auch!

Ich selbst wollte nach den anstrengenden, aber meist kurzen Kursrunden nun endlich etwas mehr von den rund 30 Kilometern Loipennetz entdecken und außerdem meinen zweiten Testski einweihen – seines Zeichens ein klassischer Fellski und somit mein erster dieser Art. Der „Twin Skin Race“ machte eine äußerst gute Figur in der nicht vorhandenen Spur. Was mich betrifft, war ich mir dessen dann nach weiteren drei Stunden Kampf durch das Schneegestöber doch nicht mehr so sicher, und so trat ich gerade noch rechtzeitig vor „Sonnenuntergang“ den Rückzug Richtung Ortsmitte an. Zudem hatte ich Federicos Worte im Ohr, dass wohl Teile der Loipe in Richtung Talende aufgrund von Lawinengefahr für eine Woche gesperrt seien.

Nach Frischluft-Runde Nummer Zwei trudelten langsam alle wieder im Hotel ein und trafen sich nach einer kleinen Sauna-Session zum abermals großartigen und reichlichen Abendessen. So gestärkt zogen wir an diesem Abend dann doch noch los, um in einer Musikbar in Nikos 30. Geburtstag reinzufeiern. Nachdem uns aber um kurz nach Gratulation die Lider schwer wurden, hielt uns auch die durchaus amüsante Liveband nicht mehr lange auf den Beinen.

Montag: Endlich Sonne und Abschied

Am nächsten Morgen strahlte uns die italienische Sonne entgegen und Livigno präsentierte sich pünktlich zum Abschied von seiner besten Postkartenseite. Zu unserer Freude waren nun auch die Loipen bestens präpariert, und so starteten wir schon vor den Kursstunden Richtung Langlaufzentrum. Barbara testete heute den Fellski, während wir anderen gefühlt zehn mal besser mit Schneesituation und Skating-Equipment zurechtkamen als am Vortag.

Federico bestätigte dies ebenso erfreut und ging schnurstracks dazu über, uns weitere Feinheiten in Sachen Stockeinsatz, Gleitphase, Balance und Kraftübertragung beizubringen. Während wir am Sonntag hauptsächlich im 2/1-Schritt unterwegs waren, war heute vor allem der koordinations- und ausdauertechnisch fordernde 1/1-Schritt an der Reihe. Dazu übten wir Kurven sowie Bergauf- und Bergab-Laufen, bis wir gegen Ende tatsächlich alle die anspruchsvollere „Pista Tecnica“ ohne Zwischenfälle meistern konnten.

In den Verschnaufpausen erzählte uns Federico viel Interessantes über Livigno und dessen Geschichte. Seit letztem Jahr wurden etwa fünf Loipenkilometer mit Beschneiungsanlagen ausgestattet, um die von Fausto Bormetti konzipierte Profistrecke „Marianna Longa“ schon ab dem 15. Oktober öffnen zu können. Den gesamten Winter über wird nahe des „Centro Fondo“ ein riesiger Schneeberg angehäuft, der gegen Ende des Winters mit Sägespänen und Plastikplanen abgedeckt wird und so tatsächlich in Teilen bis zum Sommer konserviert werden kann. Dieses „Snowfarming“ liefert die Naturschnee-Grundlage für die alljährlich im August stattfindende Langlaufshow „Trofeo delle Contrade – 1K Shot.“ Das Rennen findet auf einem ein Kilometer langen Parcours mitten durch die Einkaufsstraßen  im Ortszentrum statt, an den Start gehen auch Größen wie Dorothea Wierer oder Federico Pellegrino. Alljährlich im Dezember findet außerdem der Langlaufmarathon „La Sgambeda“ statt, seit kurzem Teil des prestigeträchtigen „Visma Ski Classics Event.“

Nach diesem abermals schweißtreibenden, aber äußerst lehrreichen Finale blieb uns nur noch die Einkehr in die nächstbeste Pizzeria – und was soll ich sagen: die Italiener können’s halt einfach! In letzter Minute vor Abreise erhielten wir noch die erfreuliche Nachricht von Fischer, dass Jacqueline und Gabi ihre mittlerweile liebgewonnenen Testski behalten und sofort mit nach Hause nehmen dürften. Kurz vor knapp konnte ich es mir dann doch nicht verkneifen, meine verbleibenden Euros in zollfreies italienisches Craft Beer zu investieren – eine weise Entscheidung, wie sich abends herausstellen sollte. Nachdem unsere Busse wieder vollgepackt und alle umgezogen waren, gingen wir nach drei spannenden und spaßigen Tagen wieder getrennter Wege und traten die Heimreise an.

Bergzeit Frischluftkick mit Fischer: Erfolgreicher Auftakt in Livigno!

Glückliche Gesichter: Der Bergzeit Frischluftkick mit Fischer in Livigno war sportlich und kulinarisch betrachtet ein voller Erfolg! | Foto: Jacqueline Eckenbrecht
Glückliche Gesichter: Der Bergzeit Frischluftkick mit Fischer in Livigno war sportlich und kulinarisch betrachtet ein voller Erfolg! | Foto: Hartmut, der Geist

Von der perfekten Testausrüstung bis zum perfekten Dinner war wohl an diesem Wochenende für jeden was dabei. „Feel the Alps“ – Livigno hat in unseren Augen seinem Leitspruch alle Ehre gemacht. Alles in allem hat unsere großartig zusammengewürfelte Truppe in diesen drei Tagen viel Frischluft und auch den ein oder anderen Kick abbekommen. Das anfangs ausbaufähige Urlaubswetter tat dem Spaß an der Freud jedenfalls keinen Abbruch!

Wer gerne multisportlich, in größeren Gruppen oder mit der ganzen Familie unterwegs ist, dem sei dieses Tal hinter der Staumauer ans Herz gelegt. Langweilig wird es hier jedenfalls nicht!

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