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Die stille Seite der Dolomiten

Mit Bergsteiger in die Brenta: Aussichtsreich von Hütte zu Hütte

5 Minuten Lesezeit
Die alpinen Brenta-Dolomiten stehen bei den wenigsten als Wanderregion ganz oben auf der Liste. Zu Unrecht! Von ihrer beeindruckenden Tour erzählt Franziska Haack in der Bergsteiger Ausgabe 07/23. Einen Vorgeschmack darauf gibt es hier.

Bleiches Gestein in schlanken Türmchen und bizarren Spitzen: Von den Dolomiten haben die meisten ein klares Bild im Kopf. Auch von ihrer Lage, irgendwo östlich des Etschtals. Aber auch westlich der Etsch gibt es bleiche Türmchen und bizarre Spitzen. Die Brenta-Dolomiten stehen ihren berühmteren Geschwistern in nichts nach, höchstens in der Zahl ihrer Bewunderer und Besucherinnen. Also auf nach Madonna di Campiglio.

Die Reise beginnt: Auf nach Madonna di Campiglio

Mein Brenta-Trip beginnt mit einem Bummel durch den 600-Seelen-Ort. Jetzt im Sommer wirkt die beliebte Skidestination eher verschlafen. Die Aussicht verstärkt die Vorfreude: Die vergletscherten Riesen der Adamello-Presanella-Gruppe auf der einen, die eleganten Spitzen der Brenta auf der anderen Seite.

Während es im Vulkangestein des Adamellogebirge viele Seen, Bäche und Wasserfälle gibt, versickert das Wasser im Karst der Brenta schnell und kommt erst in tieferen Lagen wieder zum Vorschein. Die schönsten Wasserfälle findet man laut Sabrina Frizzi vom lokalen Tourismusverband im Vallesinella. Almen gebe es kaum, dafür sei die Brenta zu steil und steinig.

Wer Felsen mag, wird die Brenta lieben. Egal ob auf der Via delle Normali oder einer anderen Durchquerung.

Bergsteiger

Wer Felsen mag, wird die Brenta lieben. Egal ob auf der Via delle Normali oder einer anderen Durchquerung.


Einmal quer durch die wilde Brenta

Steil und steinig: Die Brenta ist für ihre Klettersteige, insbesondere den Sentiero Bocchette Centrale, bekannt, es gibt aber auch schöne Kletterrouten. Daher zeigt sich Bergführer Ezio Chesi am nächsten Morgen etwas erstaunt, dass wir „nur“ wandern gehen, wo wir doch auch klettern könnten. Aber was heißt hier eigentlich „nur“ wandern?

Einige Seilversicherungen, einfache, kurze Klettersteigpassagen und zwei Minigletscher beinhaltet unsere dreitägige Hüttentour. Mit dem unerwarteten Wintereinbruch, der die Berge angezuckert und teils vereist zurückgelassen hat, ist die Unternehmung stellenweise sogar recht alpin.

Die ersten 600 Höhenmeter kürzen wir ab, die Seilbahn bringt uns hinauf zum Monte Spinale – in den Winter. Im Schatten ist es noch ziemlich frisch, Schnee und dünne Eisplatten knirschen und knacken unter den Stiefeln. Bis zum ersten Zwischenziel, dem Rifugio Tuckett, geht es mit wenig Steigung hinauf und dann wieder ein Stück bergab, wir behalten Daunenjacken und Handschuhe erstmal an. Der Blick hinüber zu den bereits sonnenbeschienen Gletschern der Presanella-Adamello-Gruppe wärmt das Herz, ein Tee in der Tuckett-Hütte auch Bauch und Hände.

Stimmungsvoll: Der Sonnenuntergang an der Bocca di Brenta

Bergsteiger

Stimmungsvoll: Der Sonnenuntergang an der Bocca di Brenta


Von der Sonnenterrasse aus blicken wir auf Cima Sella und Castelletto Superiore, zwei vorwitzig geformte Hörner links von der Tuckett-Scharte, von der noch letzte Eisreste der Vedretta di Brenta Inferiore herunterfließen. Auf der anderen Seite der Bocca del Tuckett ragt die um einiges höhere und klotzigere Cima Brenta auf, einer der bedeutendsten Gipfel der Brenta.

„Die Cima Brenta ist Teil einer tollen mehrtägigen Kletterrunde, die wir in diesem Jahr eröffnet haben“, erzählt mir Ezio. „Eine Verbindung aller großen Gipfel der Brenta, an denen im 19. Jahrhundert Alpingeschichte geschrieben wurde. Die großen Kletterer jener Zeit haben sich hier ausgetobt.“

Statt der Cima Brenta aufs Haupt zu steigen, umrunden wir sie nach unserem kurzen Hüttenstopp auf der Ferrata S.O.S.A.T. basse, der niedrigeren und einfacheren Variante des Klettersteigklassikers. Gehpassagen auf einem Wanderweg, der sich durch Felsblöcke schlängelt, wechseln sich ab mit versichertem Gelände. So wandern wir vom oberen Vallesinella – an den Wasserfällen kommen wir leider nicht vorbei – ins Val Brenta.

Kurz bevor es einige Leitern hinunter und auf der anderen Seite – der Schlüsselstelle – wieder steil hinauf geht, hören wir es poltern. Genau dort, wo wir in wenigen Minuten geklettert wären, rumpeln eine Menge Steine herunter. Steinschlag! Aber was für einer. Wir bleiben erstmal auf unserem sonnigen Vorsprung stehen und schauen dem Spektakel zu. Und wir? Sollen wir weiter gehen? „Ja, aber zügig!“ Wir warten noch etwas ab, aber es scheint nichts mehr nachzukommen. Also los. Die Leitern runter und dann wieder hinauf auf ein Felsband.

Wunderschön liegen das Rifugio Agostini (Bild links) und das Rifugio Brentei (Bild rechts) im Gebirge.

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Wunderschön liegen das Rifugio Agostini (Bild links) und das Rifugio Brentei (Bild rechts) im Gebirge.


Noch etwa eine halbe Stunde ist es bis zum Rifugio Brentei. Ein Stück folgen wir weiter dem Felsband, dann geht es hinunter zur Hütte im Tal. Immer wieder hören wir es hinter uns poltern, aber es sind keine Steine mehr, sondern nur Schnee und Eisbrocken, die sich mit der Sonneneinstrahlung aus dem Steilgelände über dem Felsband gelöst haben.

Bei Kaffee und Kuchen auf der Hüttenterrasse lassen wir die Ereignisse sacken. Und haben dabei besten Blick auf den nahen Klettergarten, wo etliche Seilschaften zugange sind. „Reicht dein Seil, um noch eine Runde klettern zu gehen?“ Die Frage sollte ein Scherz sein. Doch Ezio ist sofort Feuer und Flamme. Dass wir nachmittags im T-Shirt klettern würden, hätte ich beim Losgehen in der Früh nicht gedacht. Erst als die Sonne hinter dem Bergkamm verschwindet, packen wir zusammen.

Fortsetzung im Bergsteier Magazin

Was erlebt Franziska Haack noch auf ihrer spannenden Tour durch die Brenta? Neugierig? Dann lies weiter in der aktuellen Ausgabe von Bergsteiger 07/2023. Außerdem stellen wir Dir eine aussichtsreiche Dreitagestour mit Gipfeloptionen und allen wichtigen Infos vor.

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