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Ein echter Allrounder

Fischer Transalp 90 Tourenski im Test

7 Minuten Lesezeit
Mit dem neuen Transalp 90 hat Fischer seinem Skitouren-Topmodell einen umfassenden Neuanstrich verpasst. Doch nicht nur von außen hat sich der Ski verändert - besonders das Innenleben wurde optimiert, wie Skitouren-Experte und Transalp-Mitentwickler Lukas Ruetz in seinem Artikel erläutert.

Der neue Fischer Transalp 90 im Praxistest

Gleich zu Beginn ein Disclaimer: Ich bin seit 2013 Teil der Fischer-Familie und bekomme immer mindestens einen Kaffee geschenkt, wenn ich bei dem in Ried im Innkreis ansässigen Unternehmen zu Besuch bin. Man könnte mir also Befangenheit attestieren und würde wahrscheinlich Recht behalten.

Trotzdem zwingt mich niemand, diesen Artikel zu schreiben und ich bekomme auch kein Geld dafür. Da ein Testbericht der Community – inklusive Hersteller aber auch mir sowie natürlich Dir als Leser – nur in einer wahrheitsgetreuen Form weiterhilft, versuche ich also trotzdem objektiv zu bleiben bzw. meine persönlichen Empfindungen uneingeschränkt festzuhalten.

Fischers "Topmodell" für die neue Skitouren-Saison - der Transalp 90. | Foto: Lukas Ruetz
Fischers „Topmodell“ für die neue Skitouren-Saison – der Transalp 90. | Foto: Lukas Ruetz

Zu den Testbedingungen des Transalp 90

Ich bin ein ambitionierter Tourengeher, der sich fast das ganze Jahr über mit Ski am Berg bewegt und dabei um die 140 Skitouren je Saison zurücklegt. Sei es bei Gletscherskigebiets-Pistentouren im September, Grashügel-Skitouren im Oktober, Steinskitouren im Dezember, Hochwinter-Pulverträumen, Frühjahrs-Firnwelten oder Frühsommer-Bremsschneeaktionen. Immer mit einem konservativen Fahrstil und sehr oft im technisch anspruchsvollen Gelände jeglicher Art. Ich fahre die meisten Tourenski mit einer Fischer Speed Turn (baugleich Dynafit Speed Turn) – so auch den getesteten Transalp 90.

Die Entwicklung der ersten Transalp-Tourenskilinie und nun auch der technisch zweiten Generation der Transalp-Ski habe ich von Beginn an bei Fischer begleitet. Der Transalp 90 stellt nun das Topmodell aus der zweiten, technisch grundlegend verbesserten Generation dar. Ich bin mit dem Transalp 90 heuer (Winter 2017/18) in der dritten Saison unterwegs und hatte von den ersten Prototypen bis zum fertigen Ski alles an den Füßen!

Transalp-Serie: Allgemeine Merkmale und Verbesserungen

Der Holzkern

Wie in fast allen modernen Tourenski wird auch bei der Transalp-Serie Paulownia-Holz verwendet. Paulownia weist bei einem sehr niedrigen Raumgewicht eine hohe Zugfestigkeit auf. Das meist aus Russland stammende Holz wird bei Fischer durch zwei Verarbeitungsmethoden an die modernen Anforderungen des leichten Gewichts angepasst: Erstens wird der Holzkern seitlich abgerundet (Aeroshape, von außen sichtbar), zweitens wird der Kern an der Unterseite mit einem speziellen Muster ausgefräst (Air Tec, von außen unsichtbar). Das Fräsungsmuster wurde jahrelang im Sinne eines ausgeglichenen Gewichts-Stabilitäts-Verhältnisses entwickelt und wird inzwischen bei Fischer in Ski aller Sektoren aus Nordisch, Alpin & Tour angewendet.

Laminate & Versteifungen – Titanal, Stringer & Diagotex

Um ein Nicht-Ausreißen der Bindungsschrauben zu garantieren, wird im Bereich der beiden Bindungsbacken recht großzügig eine Titanalplatte (eine Aluminiumlegierung) auf den Holzkern geklebt – wie mittlerweile üblich im Tourenski-Sektor. Neben der Ausreißfestigkeit ergibt sich eine bessere Kraftübertragung durch die versteifende Wirkung der Platte sowie die Möglichkeit, die Bindung unzählige Male zu versetzen – ohne ein Problem mit potentiellen Schrauben-Ausreißern zu verursachen.

Test im Duo: Fischer hat den Transalp 90 speziell für die wechselhaften Bedingungen im Hochgebirge konstruiert. | Foto: Lukas Ruetz
Test im Duo: Fischer hat den Transalp 90 speziell für die wechselhaften Bedingungen im Hochgebirge konstruiert. | Foto: Lukas Ruetz

Die größte Neuerung der neuen Transalp-Serie betrifft die Verwendung von Carbon. Die zehn Carbon-Stringer (über die gesamte Skilänge verlaufende Carbonstreifen) wurden durch Carbon-Einlagen anhand der sogenannten Diagotex-Faser ergänzt. Dadurch erhöht sich die Torsionssteifigkeit des Transalp 90 massiv. Torsionssteif bedeutet, dass der Ski verwindungssteif ist. Die Verwindungssteifigkeit wirkt sich direkt auf den Kantengriff eines Ski aus. Das heißt: Je torsionssteifer ein Ski ist, desto besser greift die Kante bei harten Bedingungen.

Im Vergleich zur ersten Transalp-Generation hat sich die neue Transalp-Linie mit der Diagotex-Faser bezüglich Kantengriff bei harten Bedingungen also merklich verbessert. Diagotex wird von Fischer bereits seit einigen Jahren bei Alpinski verwendet und nun erstmals erfolgreich auch in Tourenski verbaut. In Verbindung mit dem relativ weichen Paulownia-Holzkern ergibt sich ein ausgeglichener Flex, den ich persönlich als sehr angenehm empfinde, wenn man den Ski bei verschiedenen Bedingungen fährt. Nicht zu hart – aber auch nicht zu weich. Zusätzlich zum Diagotex hat der Transalp 90 eine Seitenwange im Bindungsbereich, um den Kantengriff weiter zu verbessern.

Shape

Der Shape der Schaufel wurde an moderne Anforderungen angepasst, die vorher spitz zulaufende Skispitze abgerundet. Daraus ergeben sich zwei Vorteile: Der Transalp 90 schwimmt im Powder besser auf. Außerdem ist die Schaufel – sofern man viel harten Schnee fährt – wesentlich weniger anfällig bezüglich Abnützungserscheinungen, da sie beim Aufkanten nicht mehr so leicht am Boden streift. Zudem schaut der neue Schaufelshape einfach lässiger aus!

Sekundäre Merkmale

Das matte Topsheet wurde in Bezug auf das Design vereinfacht und präsentiert sich recht schlicht mit wenigen, einfachen Linien. In die Fischer-eigene Fellbefestigung habe ich mich seit Jahren verliebt. Es gibt meiner Meinung nach derzeit kein besseres System. Der Fronthaken schließt bündig mit der Skioberfläche ab und bleibt bei allen erdenklichen Beanspruchungen an Ort und Stelle. Das Skiende wurde im Vergleich zu den Vorgängern ebenfalls verbessert. Das Alu-Hinterteil wird inzwischen von einem Kunststoffende verkleidet. Daraus ergeben sich zwei Vorteile: Das Schwänzchen der Fellbefestigung hält besser und es knallt nicht mehr bei jedem Schritt, wenn man den Ski in der Hand tragend auf einem harten Boden aufsetzt.

Fischer Transalp 90 im Gelände-Test

Den Fischer Transalp 90 bin ich bereits zwei volle Saisonen bei allen möglichen Bedingungen gefahren. Von Steilwandabfahrten, stein- und alpenrosendurchsetzter Schneedecke über perfekten Pulverschnee oder engste Rinnen bis hin zu einer pickelharten Habicht-Nordflanke im Mai 2018. Er hat sich mittlerweile zu meinem primär verwendeten Ski gemausert und überzeugt vor allem bei anspruchsvollen Schneebedingungen.

Bei Bruchharsch stehe ich am liebsten auf dem Transalp 90, bei bis zu 30 Zentimeter Pulverschnee habe ich ihn ebenfalls zu meinem Lieblingsski erkoren. Er überzeugt mich auch bei Steilabfahrten und ich habe praktisch alle Hochwintertouren der letzten Saisonen mit diesem Ski durchgeführt.

Ohne Vorteile keine Nachteile

Das geringe Gewicht wirkt sich ganz klar auf die Haltbarkeit aus. Egal ob Balsa, Karuba, Paulownia oder wie sie auch immer heißen mögen – leichte Hölzer haben einen großen Nachteil. Die Fahreigenschaften der Ski, u.a. auch die Vorspannung, lassen relativ schnell nach. Bereits nach einigen Dutzend tausend Höhenmetern auf Tour merkt man dem Ski bei fordernden Bedingungen seine Alterung an. Aber ich muss ganz klar sagen, dass ich mir trotzdem niemals einen schweren Tourenski zulegen würde. Schließlich sind wir als Skitourengeher Winter-Bergsteiger und keine Alpinskifahrer!

Der Fischer Transalp 90 in seinem Element. | Foto: Lukas Ruetz
Der Fischer Transalp 90 in seinem Element. | Foto: Lukas Ruetz

Bei hartem Schnee verwende ich nach wie vor lieber schmälere Tourenski. Im Aufstieg sind sie einfach angenehmer, weil man mit weniger Breite besser auf der Kante gehen kann und sich damit tausendmal leichter tut, wenn man steile, harschige Hänge begeht. Außerdem bringt jeder Millimeter mehr an Breite bei Frühjahrsbedingungen nichts – außer höherem Gewicht, höherem Fellwiderstand und einer schlechteren Abfahrtsperformance.

Test-Fazit zum Fischer Transalp 90 Tourenski

Die Eigenschaften eines Skis sind immer relativ zum Fahrer zu sehen. Ich persönlich bin mit dem Gewichts-Performance-Verhältnis des Transalp 90 extrem zufrieden. Der Ski präsentiert sich überaus ausgeglichen. Er sticht durch das Diagotex vor allem in Sachen Torsionssteifigkeit aus der Masse der Tourenski heraus. Drehfreudigkeit und Flex finde ich auf den durchschnittlichen Skibergsteiger sehr gut abgestimmt. Vor allem, wenn man den Transalp 90 als seinen Haupt-Tourenski verwendet. Beziehungsweise nicht das Glück hat, mehrere Paar Tourenski im Keller stehen zu haben!

Lukas Ruetz` Urteil: Auch im Pulverschnee hat der Fischer Transalp 90 so einiges auf dem Kasten. | Foto: Lukas Ruetz
Lukas Ruetz` Urteil: Auch im Pulverschnee hat der Fischer Transalp 90 so einiges auf dem Kasten. | Foto: Lukas Ruetz

Der Transalp 90 verdient zurecht den Namen „Topmodell“ der Fischer-Tourenskikollektion. Ich habe den Transalp 90 und seine Vorgänger auf hunderttausenden Höhenmetern im Skitourengelände im gesamten Alpenraum auf Herz und Nieren getestet. Von einem bin ich dabei überzeugt: Er ist eine top Waffe für Skibergsteiger und eignet sich genauso für Standardtouren wie für steilste Erstbefahrungen. Wer „nur“ einen Ski fährt, dem kann ich den Transalp 90 als Allround-Tourenski durch die 120-89-108er Taillierung, 19 Meter Radius und 1.230 Gramm Skigewicht ( wärmstens empfehlen. Für die ambitionierten Skibergsteiger mit mehreren Paar Ski im Keller eignet er sich am besten als Hochwinter-Tourenski, vor allem auch für wechselnde Schneebedingungen und/oder für anspruchsvolle Abfahrten.

Den aktuellen Transalp 90 Carbon Tourenski 20/21 findest Du gleich hier im Bergzeit Shop:

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