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Sagen, Mythen und Ruinen

Wandern im Odenwald: Die schönsten Tagestouren

6 Minuten Lesezeit
Woher der Odenwald seinen Namen hat, ist umstritten. Mir gefällt die Theorie, dass er sich von der Ode, also der Sage ableitet. Demnach ist der Odenwald der Sagenwald. Das ist nur passend, denn auf jeder Wanderung im Odenwald begegnen wir Geschichten und Legenden – ganz zu schweigen von der mythischen Landschaft selbst. Das sind meine drei Lieblingswanderungen in der Region.

Geografisch erstreckt sich der Odenwald auf drei Bundesländer (Hessen, Bayern, Baden-Württemberg). Im Süden bildet das Neckartal seine natürliche Grenze, im Westen die Rheinebene, während er sich im Osten, getrennt durch den Main, an den Spessart kuschelt. Die höchste Erhebung, der Katzenbuckel (im Volksmund auch gerne Monte Miau genannt) liest sich mit seinen 626 Metern nicht gerade imposant, Höhenmeter gibt es aber genug zu sammeln, denn der Odenwaldclub listet ca. 400 Gipfel.

Circa 400 Gipfel gibt’s im Odenwald, der höchste hat 626 Meter. Ständig geht es nuff und nunner, wie der Hesse sagen würde.

Schätzungsweise bis zu 100 Burgen und Schlösser gibt es hier außerdem zu entdecken, viele davon in malerischen, historischen Ortschaften oder tief in den üppigen Mischwäldern verborgen.

Wer schreibt hier?
– Unser Experte Florian Wolf, gebürtiger Odenwalder mit viel Wander- und Trailrunningerfahrung
Die Auswahl der hier vorgestellten Wanderungen ist mir nicht leicht gefallen! Denn die Anzahl der „wandernswerten“ Touren im Odenwald ist enorm. Vieles bin ich bereits selbst gegangen. Und natürlich empfehle ich an dieser Stelle nur Touren, die ich selbst gemacht und für gut befunden habe.

Wandern im Odenwald? Das sind meine 3 Empfehlungen

Beim Wandern im Odenwald gibt es viel zu entdecken: Steile Schluchten, riesige, wild durcheinander gewürfelte Felsblöcke oder Burgruinen, in denen es der Sage nach spukt. Hier meine persönlichen Favoriten – alles Tagestouren, die als Rundweg gegangen werden können.

1. Rundwanderung durchs Felsenmeer

Das Felsenmeer entstand durch die Fehde zweier Riesen, dem Felshocker auf dem Felsberg und dem Steinbeißer auf dem gegenüberliegenden Hohenstein. Sie bewarfen sich mit Steinen und schließlich unterlag der Felshocker – im wahrsten Sinne, denn er wurde unter den Felsen begraben. An einem ruhigen Tag kann man den Riesen unter dem tonnenschweren Granitgestein stöhnen hören. Es soll auch eine geologische Erklärung dafür geben, die erfährst Du im Besucherzentrum.

Das Felsenmeer beeindruckt mit seinen interessanten, teils bizarren Felsformationen. Nicht nur Kinder lieben es, auf den riesigen Felshaufen nach Belieben herumzukraxeln.

Nicht nur Kinder testen gern ihre Kletterfähigkeiten an den Felsblöcken aus.

Florian Wolf

Nicht nur Kinder testen gern ihre Kletterfähigkeiten an den Felsblöcken aus.


Nicht nur Kinder testen gern ihre Kletterfähigkeiten an den Felsblöcken aus.

Florian Wolf

Der Olyturm ist eines der letzten Highlights, bevor der Rundwanderweg sein Ende erreicht.


Die Wanderung zum und um das Felsenmeer herum startet am Wanderparkplatz an der Kuralpe. Immer der Markierung L1 folgend führt der Weg in einen schattigen Mischwald. Nach ca. 2,5 Kilometern bzw. einer guten halben Stunde Gehzeit erreichen wir das Felsenmeer.

Wer die Wanderung abkürzen oder das Felsenmeer in seiner Gänze erkunden möchte, kann hier abbiegen. Auf einem Trail oder über die Felsen geht es nach unten bis zum Besucherzentrum. Hier erfährst du alles über die Entstehung des Felsenmeers und kannst Dich mit Snacks und Getränken stärken.

Wer dagegen dem Wanderweg folgt, verlässt für eine Weile den Hauptteil des Felsenmeers. Nur begleitet vom Glucksen der Bächlein und dem Zwitschern der Vögel passiert man moosüberwachsene Felszungen und Formationen aus Granit, bis schließlich der Borstein erreicht ist (dafür muss der L1 kurz verlassen werden). Der Abstecher lohnt sich: Der Borstein sieht nicht nur spektakulär aus, hier kann sogar geklettert werden.

Zurück auf dem L1 windet sich der Forstweg den Felsberg hinauf und trifft unterhalb des Kiosks an der Riesensäule wieder auf das eigentliche Felsenmeer, dem wir von nun aus entlang des Altarsteins und der Pyramide bis hoch zum Olyturm folgen. Von dort ist es nur noch ein kurzes Stück über einen schmalen Pfad bergab zum Ausgangspunkt an der Kuralpe.

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Wanderung Felsenmeer: Wichtige Informationen im Überblick

⌚ Dauer und Art der Tour

  • Länge: 10 km | 450 Höhenmeter (Hinweis: In oben dargestellter GPS-Datei wurden die Höhenmeter nicht erfasst.)
  • Anspruch: Überwiegend breite Waldwege, wenige kleinere Pfade und Kraxelei im Felsenmeer nach Belieben.

📸 Das kannst Du erleben

  • Highlights: Alle Formationen und Werkstücke im Felsenmeer, der Borstein
  • Einkehr: Waldgasthof am Borstein, Kuralpe, Kiosk am Besucherzentrum Felsenmeer

🚌 So kommst Du hin

  • Anfahrt: Wanderparkplatz Kuralpe, Bushaltestelle Kuralpe, Parkplatz am Felsenmeer (kostenpflichtig)
  • Alternativen: Die Wanderung kann vom Besucherzentrum aus gestartet und abgekürzt werden. Auch wer beim Start von der Kuralpe den Umweg über den Borstein auslässt, kann die Strecke abkürzen, um mehr Zeit im Felsenmeer selbst zu verbringen.

💡 Weitere nützliche Tipps

  • Nach einem Vormittag im Felsenmeer lohnt der Abstecher nach Lindenfels mit seinem historischen Stadtkern und der malerischen Burgruine.

2. Rundwanderweg zur Burgruine Rodenstein

Die Wanderung zur Burgruine Rodenstein beginnt an der Evangelischen Kirche in Fränkisch Crumbach, von hier aus können wir immer der Wegmarkierung mit dem S2 folgen. Direkt beim Verlassen des Ortes kommen wir am ersten Highlight, der Sarolta-Kapelle vorbei. Die denkmalgeschützte Kapelle mit Terrakotta-Muster liegt malerisch im Schlosspark.

Wandern im Odenwald auf den Spuren des Ritters Rodenstein und seines Geisterheers: Der Sagenweg informiert über allerlei Mythen aus der Region.

Das Fallende Wasser in Laudenau kann im Winter sogar gefrieren - ein beeindruckendes Naturschauspiel!

Florian Wolf

Das Fallende Wasser in Laudenau kann im Winter sogar gefrieren – ein beeindruckendes Naturschauspiel!


Das Fallende Wasser in Laudenau kann im Winter sogar gefrieren - ein beeindruckendes Naturschauspiel!

Florian Wolf

Manch einer glaubt, dass auf der Ruine Rodenstein der verfluchte Ritter Rodenstein sein Unwesen treibt.


Über den Dornberg und die Heilsruhe hinauf zu den Zwölf Aposteln (eine exponierte Baumgruppe auf der Höhe) wandern wir durch offenes Gelände mit schönem Ausblick. Bald danach tauchen wir in schattigen Mischwald ab und passieren beim „Rimdidim“ den höchsten Punkt der Wanderung.

Nach ein paar weiteren Kilometern finden wir den Wildweibchenstein und hier beginnt der Sagenweg. An kleinen Täfelchen erfahren wir allerhand Mythen aus der Region und rund um Ritter, Geister und Hexen.

Schließlich erreichen wir die Freiheit in Laudenau, die heute als Essigmanufaktur genutzt wird. Nicht weit davon entfernt entdecken wir das Fallende Wasser, einen 10 Meter hohen Wasserfall, der besonders schön nach starken Regenfällen oder im Winter bei klirrender Kälte den Stein hinunterstürzt (oder auf ihm gefriert).

Kurz darauf erreichen wir endlich die Ruine Rodenstein. Die Sagenburg wurde Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut und wurde bis zum 30-jährigen Krieg von den Rodensteinern bewohnt. Danach diente sie als Steinbruch. Dennoch steht die verbliebene Ruine eindrucksvoll im Wald. Und wer genau hinhört, der vernimmt vielleicht im Rascheln der Bäume das Geklapper und die Rufe des Geisterheers. Angeführt vom verfluchten Rodensteiner Ritter ziehen sie durch die Gegend und warnen vor einem nahenden Krieg.

Über den Weilerts und den Galgenberg wandern wir zurück zu unserem Ausgangspunkt in Fränkisch Crumbach.

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Wanderung Burg Rodenstein: Die wichtigsten Informationen

⌚ Dauer und Art der Tour

  • Länge: 16,7 km | ca. 500 Höhenmeter (Hinweis: In oben dargestellter GPS-Datei wurden die Höhenmeter nicht erfasst.)
  • Anspruch: Vergleichsweise lange Runde mit steilerem Anstieg zu Beginn, dann aber entspannt auf breiten Waldwegen.

📸 Das kannst Du erleben

  • Highlights: Ruine Rodenstein, Wildweibschenstein, Fallende Wasser, Sarolta-Kapelle
  • Einkehr: Fränkisch Crumbach in Der Linde oder Zum dicken Schorsch; mit kurzem Umweg von der Ruine im Hofgut Rodenstein

🚌 So kommst Du hin

  • Anfahrt: Mit dem Auto zum Parkplatz bei der Volksbank oder mit dem Bus bis Haltestelle Fränkisch Crumbach Kirche

💡 Weitere nützliche Tipps

  • Wer die Runde abkürzen will, kann von Reichelsheim aus starten (6,6 km). Wer dagegen länger unterwegs sein will, der kann die Nibelungen-Runde (24,6 km) wandern. Du kannst sie von Reichelsheim oder Lindenfels aus starten. Sie führt uns mit kleinen Umwegen auch zur Burg Lindenfels, dem Bismarckturm in Lindenfels und dem Schloss Reichenberg in Reichelsheim.

3. Wanderung in die Margarethenschlucht

Die Schönheit der Margarethenschlucht haben wir zu einem guten Teil dem Flursbach zu verdanken, der sich von der Hochebene hier seinen Weg hinunter zum Neckar bahnt. Haben wir auf der vorherigen Wanderungen durch den Odenwald auf Granit gebissen, tauchen wir hier in den Buntsandstein-Odenwald ein. Aufgrund ihrer einmaligen Pflanzenwelt steht die Schlucht seit 1940 unter Naturschutz.

Mit über acht Fallstufen und mehr als 100 Höhenmetern erleben wir den höchsten Wasserfall des Odenwaldes. Die Schlucht ist jedoch nichts für Anfänger.

Seit 1940 steht die Margaretenschlucht unter Naturschutz. Hier gibt es seltene Pflanzen und den einen oder anderen Feuersalamander zu entdecken.

Florian Wolf

Seit 1940 steht die Margaretenschlucht unter Naturschutz. Hier gibt es seltene Pflanzen und den einen oder anderen Feuersalamander zu entdecken.


Seit 1940 steht die Margaretenschlucht unter Naturschutz. Hier gibt es seltene Pflanzen und den einen oder anderen Feuersalamander zu entdecken.

Florian Wolf

Die Minneburg ist Minna von Horneck gewidmet. Hier soll sich eine tragische Liebesgeschichte abgespielt haben.


Die Wanderung zur Margarethenschlucht starten wir in Neckargerach. Am besten legen wir vom Bahnhof aus los, von dort führt ein Pfad aus Neckargerach heraus. Der Weg folgt oberhalb des Neckars direkt zur Schlucht und gewährt uns feine Ausblicke auf Fluss und Neckartal.

An den Plateaus der Fallstufen kreuzen wir regelmäßig den Wasserfall und müssen dabei immer wieder von Stein zu Stein hüpfen. Der Weg selbst führt sehr steil wechselseitig die Schlucht hinauf und kann nach Regenfällen rutschig sein. Hier ist etwas Vorsicht geboten – doch die Schönheit der Schlucht entschädigt dafür allemal. Je nach Regenfall oder Trockenheit kann sich der Wasserstand in der Schlucht enorm unterscheiden.

Oben angekommen führt der Weg direkt wieder in den Wald zurück und bis ans Ufer des Neckars. Hier müssen wir die Hauptstraße überqueren und können beim Wasserwerk den Fußweg über den Fluss nutzen.

Vom Parkplatz füht ein Zick-Zack-Pfad (leicht zu übersehen!) hinauf zur Minneburg. Der Sage nach war Minna von Horneck vor einer Heirat geflohen und versteckte sich in einer Höhle hier am Hang, um auf ihren Liebsten zu warten. Als dieser endlich kam, lag Minna bereits im Sterben, ihr zu Ehren errichtete der Trauernde hier die Minneburg. Hinter der Burg wandern wir in einer gemütlichen Schleife zurück zum Parkplatz, überqueren auf der Brücke den Neckar ein weiteres Mal und erreichen so unseren Startpunkt in Neckargerach.

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Wanderung Margarethenschlucht: Die wichtigsten Informationen

⌚ Dauer und Art der Tour

  • Länge: 9,5 km | 340 Höhenmeter
  • Anspruch: Steil und anspruchsvoll in der Schlucht, dann überwiegend auf breiten, teilweise befestigten Wegen, noch ein steiler Anstieg zur Minneburg.

📸 Das kannst Du erleben

  • Highlights: Margarethenschlucht, Ruine Minneburg, Neckargerach
  • Einkehr: Hotel Restaurant Grüner Baum in Neckargerach

🚌 So kommst Du hin

  • Anfahrt: Mit der Bahn bis Neckargerach (hier können wir gleich auf den Weg gehen). Mit dem Auto zum Parkplatz Margarethenschlucht (von hier müssen wir erst ein gutes Stück Richtung Schlucht absteigen und am Ende der Wanderung auch wieder steil hinaufgehen).

Wandern im Odenwald: Fazit

Für diesen Beitrag musste ich mich auf drei Touren beschränken. Ich habe deshalb die gewählt, die ich besonders schön und eindrucksvoll finde. Es gibt jedoch unzählige weitere tolle Tages- und Mehrtagestouren im Odenwald – so informiert der Wanderverband Odenwaldklub, dass er derzeit ein Wanderwegenetz von sage und schreibe 6.000 Kilometern betreut.

Wandern im Odenwald ist ganzjährig möglich, entsprechende Bekleidung und Schuhwerk vorausgesetzt. Meine liebste Jahreszeit sind Frühjahr und Herbst. Doch auch im Winter, gerade, wenn es geschneit hat, bezaubert mich der Odenwald.

Du warst auch schon im Odenwald unterwegs? Was ist Deine Lieblingstour? Lass es uns in den Kommentaren wissen!

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