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Bergtour per Rad und zu Fuß

Was ist Bike and Hike?

9 Minuten Lesezeit
Bike and Hike - das bedeutet, einen Teil einer Bergtour mit dem Rad und einen Teil zu Fuß zurückzulegen. Bergzeit Magazin-Redakteur Arnold Zimprich erklärt, was die Faszination Bike and Hike ausmacht und worauf man achten muss.

Bike and Hike – was ist das eigentlich?

Um diese Frage zu beantworten, muss man das Thema Bike and Hike auf zweierlei Weise betrachten. Bike and Hike kann zum einen bedeuten, eine Eintagestour in den Bergen in einen Mountainbike- und in einen Wanderpart zu unterteilen. Bike and Hike kann aber auch bedeuten, eine Zweitagestour dementsprechend aufzuteilen: Mit dem Rad zur Hütte oder zum Biwakplatz fahren – und zu Fuß weiter auf den Gipfel wandern. Auch Skitouren gibt es im Bike and Hike-Format. Speziell im Frühling beschleunigen zahlreiche Skifans den Anmarsch zum Schnee mit dem Fahrrad.

Die Aufteilung einer langen Bergtour in einen Bike- und einen Hike-Teil macht insbesondere dann Sinn, wenn ein langer Hüttenzustieg/Wanderung auf Fahrstraßen (Stichwort: Talhatscher) zurückzulegen ist oder die Möglichkeit besteht, eine Bergtour durch den Einsatz eines Fahrrads anderweitig zu beschleunigen. Zum Beispiel, wenn man das Auto nicht in unmittelbarer Nähe zum Ausgangspunkt parken kann oder der Bahnhof entsprechend weit entfernt liegt.

Mountainbiker auf dem Weg zum Gipfel auf einem schmalen Trail
In den Alpen sind viele Touren prädestiniert als Bike and Hike Tour – dadruch verkürzt sich die Anfahrt und die Muskeln werden für die spätere Wanderung noch etwas geschont. | Foto: Bergzeit

Bike and Hike – das ist eine Spielart des Bergsteigens, die es in den Alpen schon seit Jahrzehnten gibt. Man möchte meinen, dass Bike and Hike erst mit dem Aufkommen des Mountainbikes Ende der 1980er Jahre entstanden ist – bei genauerer Betrachtung waren jedoch auch schon die Kletterer und Bergsteiger der 20er und 30er Jahre waschechte Bike and Hiker – dazu später mehr.

Mit dem Rad zur Hütte – zu Fuß auf die Alpengipfel

In den Alpen lassen sich viele Bergtouren in Bike and Hike-Touren verwandeln – speziell dann, wenn ein Großteil der Fahrstrecke auf Kieswegen zurückgelegt werden muss. Zu vielen Hütten führen Fahr- oder Ziehwege – wenn nicht komplett, dann zumindest über eine Teilstrecke. Werden die Hütten mit einer Materialseilbahn versorgt, ist oftmals die Zufahrt bis zur Talstation der Bahn per Rad möglich.

Auf bekannten Bike and Hike-Hütten – wie beispielsweise dem Karwendelhaus im gleichnamigen Gebirgszug in Tirol – treffen die verschiedenen Strömungen des Bike and Hikens aufeinander. Kernige Hardtail-Enthusiasten, die der Birkkarspitze (dem höchsten Karwendelberg) aufs Dach steigen, treffen auf gemütliche Fullsuspension-E-Biker, die einfach nur den Hausberg des Karwendelhauses (das Hochalmkreuz) abhaken oder die Nacht auf einer traditionsreichen Alpenvereinshütte verbringen wollen.

Mit den Ski und dem Mountainbike in die Berge

Im Frühjahr trifft man in vielen Bergtälern auf schwerbeladene Bergfexe, die auf der Suche nach dem berühmten Frühjahresfirn sind. Im Falle des Karwendels werden beispielsweise die Ski an den Rucksack geschnallt und von Scharnitz oder Hinterriss auf verschiedene Hütten geradelt, um am nächsten Tag die Kare hinaufzusteigen oder, wenn es die Schneeverhältnisse erlauben, die berühmte Karwendel-Reibn und andere Touren zu machen. So verhält es sich in vielen Gebirgszügen – speziell dann, wenn sich die Anfahrt mit dem Rad auch von der Strecke her lohnt und die Tour durch den Einsatz des Rades um mehrere Stunden verkürzt wird.

Dabei ist das Thema Bike and Hike nicht erst gestern erfunden worden. Auch früher gab es schon Bike and Hike-Enthusiasten – unter ihnen beispielsweise die Tiroler Bergsteigerlegende Hermann Buhl. Eine geradezu mythenhafte Geschichte ist seine Besteigung des Piz Badile im Bergell – die über 230 Kilometer lange Anreise geschah per Fahrrad ab Innsbruck. Doch auch Münchner Kletterer wie Otto Eidenschink, die ihre Sturm- und Drangphase in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatten, reisten regelmäßig per Rad in die Berge an – wenn auch, wie in Eidenschinks Fall, eher zum Klettern und nicht nur zum „Hiken“.

Beispiele für Bike and Hike-Touren in den Ostalpen

Bike and Hike-Touren im herkömmlichen Sinn sind nicht zwangsläufig Gewaltunternehmungen wie die von Buhl&Co. Im Gegenteil – der Einsatz des Fahrrads verkürzt Anstiege und schont so letztendlich auch die Muskeln und Fußsohlen. Im Folgenden geben wir ein paar Beispiele für Bergregionen, die sich besonders für Bike and Hike-Unternehmungen anbieten.

  • Ein klassischer Bike and Hike-Gebirgszug in den Nordalpen ist, wie wir bereits gesehen haben, das Karwendel. Die Anfahrt/Anmarschwege zu den Hütten wie beispielsweise zum Karwendelhaus sind lang, der Anreiz, sie zu Fuß zurückzulegen, entsprechend gering. Es sei denn, man war noch nie da und will die spektakuläre Landschaft in vollen Zügen genießen.
  • Auch die Ötztaler Alpen und die Hohen Tauern eignen sich perfekt als Bike and Hike-Arenen. Lange Anfahrten wie zum Beispiel durch das Niedertal zur Martin Busch-Hütte oder durch das Obersulzbachtal zur Kürsinger Hütte, um nur zwei der bekanntesten Hüttenstützpunkte in den beiden österreichischen Gebirgszügen zu nennen, eignen sich perfekt als Bike and Hike-Touren.
  • Es muss nicht unbedingt ins Hochgebirge gehen – auch in den Bayerischen Voralpen gibt es Berge, die sich perfekt in Bike and Hike-Touren einbauen lassen. Als Beispiele seien an dieser Stelle die Benediktenwand durch das Längental über die Tutzinger Hütte von Benediktbeuern aus oder der Schinder von Wildbad Kreuth über die Bayralm genannt.

Stets gilt: Nachdem sich speziell in Österreich die gesetzlichen Bestimmungen hinsichtlich des Mountainbikens in den letzten Jahren verschärft haben, solltest Du Dich vorab informieren, ob das Befahren von Feld- und Ziehwegen vor Ort erlaubt ist. Eine ausgezeichnete Informationsquelle hierfür findet sich beispielsweise auf der Website der Tiroler Landesregierung.

Wander auf einem Mountainbike bei der Abfahrt von hinten auf einer Bike and Hike Tour
Wenn Du eine Bike and Hike Tour planst, solltest Du Dich vorab informieren, ob Mountainbiken in der jeweiligen Region ohne Einschränkungen erlaubt ist. Das ist nicht immer der Fall. | Foto: Bergzeit

E-Bike: neuer Schwung in der Bike and Hike-Szene

Aktuell erlebt Bike and Hike durch den Siegeszug des E-Bikes eine Art zweiten Frühling. E-Bikes vereinfachen die Anfahrt zu den jeweiligen Ausgangspunkten deutlich. Auch Bergsteiger, die bisher unter Umständen keinen so guten Draht zum Bergradeln hatten, wählen nun gerne das Fahrrad, um zum Ausgangspunkt ihrer Bergtour zu kommen.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Lange Täler und schweißtreibende Anstiege lassen sich mit dem E-Bike entschärfen. Das für mehrtägige Bike and Hike-Touren notwendige Gepäck wird müheloser Richtung Hütte/Übernachtungsplatz transportiert als mit einem „herkömmlichen“ Fahrrad. Nicht zuletzt spart man sich wertvolle Energie für den Gipfelanstieg auf.

Abgrenzung zu Bikepacking und Bikebergsteigen

Ein recht junger Trend im Fahrrad-Kosmos ist das sogenannte Bikepacking. Bikepacking ist eine Spielart des Mountainbikens, die aus der Langstrecken-Rennszene kommt. Auf langen Mountainbikerennen in den USA sind die Fahrer mitunter darauf angewiesen, sich unterwegs selbst zu versorgen und vor allem auch die komplette Ausrüstung und Wechselbekleidung für Übernachtungen direkt am Rad mit dabei zu haben. Um dies zu gewährleisten – und vor allem das Rad nicht durch voluminöse Hinterrad- und Satteltaschen zu sperrig und schwer manövrierbar zu machen – wurden kompakte Bikepacking-Taschen erdacht. Sie lassen sich an Sattel, Lenker und im Rahmendreieck befestigen und bieten den wichtigsten Ausrüstunggegenständen wie Schlafsack, Werkzeug und Proviant problemlos Platz.

Bikebergsteigen bedeutet hingegen nichts anderes, als mit dem Mountainbike bis auf exponierte Berggrate und -gipfel zu steigen. Hier wird das Rad also nicht am Ende von Fahr- oder Ziehwegen geparkt und dann zu Fuß weiter Richtung Gipfel gestiegen, sondern geschoben und geschultert. Das Ziel dabei: Neue, spektakuläre und exponierte Abfahrten zu erschließen, die sonst Bergwanderern und -steigern vorbehalten wären.

Doch was haben Bikebergsteigen und Bikepacking mit Bike and Hike zu tun? Nun, sie sind eine Ergänzung radportlicher Spielarten in den Bergen und sorgen für neue Innovationsschübe bei der Fahrradausrüstung. Für das Bikepacking wurden, wie der Name schon sagt, neue und innovative Taschen entwickelt, das Bikebergsteigen hat der Fahrrad- und vor allem Fahrtechnik einen ordentlichen Entwicklungsschub verpasst.

Fragen und Antworten zum Thema Bike & Hike

1. Muss ich auf Bike and Hike-Touren zwei verschiedene Paar Schuhe mitnehmen?

Ein zweites Paar Schuhe mitzunehmen, ist nicht unbedingt notwendig. Bei einfacheren Gipfeln, die keine Kletterpassagen beinhalten, reicht ein klassischer Transalp-Schuh, wie sie beispielsweise Hersteller wie Vaude, Northwave und Shimano im Sortiment haben, aus. Macht man eine Tour auf einen technisch anspruchsvolleren Gipfel, ist man je nach technischen Herausforderungen mit einem leichteren Trekkingschuh oder auch robusteren Bergschuhen gut beraten. Wer sich Pedale ans Rad scharubt, die auf der einen Seite eine Klickfunktion haben und auf der anderen Seite klassische Bärentatzen sind, geht auf Nummer sicher.

2. Welcher Rucksack eignet sich für eine Bike and Hike-Tour?

Bike and Hiker auf einem Berggrat auf dem Mountainbike
Bei einer Bike and Hike Tour sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt: mit dem Bike  lassen sich große Touren etwas abschwächen und sind mit weniger Zeitaufwand durchführbar. | Foto: Bergzeit

Für eine kompakte Eintagestour reicht ein kleiner Daypack im Grunde aus. Eine fahrradfreundliche Ausstattung mit Helmhalterung, Werkzeugfach etc. ist von Vorteil. Für mehrtägige Bike and Hike-Touren eignen sich hingegen Rucksäcke der 25 bis 35 Liter-Klasse am besten. Sie bieten ausreichend Platz für Wechselbekleidung, Hüttenschlafsack, Kulturbeutel und weitere Accessoires. In beiden Fällen ist zu beachten, dass der Rucksack am Rücken nicht zu hoch sitzen sollte, um die Bewegungsfreiheit des Kopfes nicht einzuschränken. Wenn man eine ausgewachsene Hochtour plant, muss der Rucksack entsprechend größer sein und eine Pickelhalterung besitzen.

3. Ich will eine Bike and Hike-Tour mit anschließendem Biwak machen. Was ist zu beachten?

Eine Bike and Hike-Tour mit Biwak ist die Königsdiziplin unter den Bike and Hike-Touren und entsprechend anspruchsvoll in der Umsetzung. Die Biwakausrüstung am Rücken mitzutragen ist allerdings nicht jedermanns Sache. Doch es lohnt sich – sind doch Biwaks mit die schönsten Erlebnisse, die man in den Bergen haben kann.

4. Welche Fahrräder sind überhaupt für Bike and Hike-Unternehmungen geeignet?

Die Frage, welches Fahrrad für eine Bike and Hike-Tour geeignet ist, hängt von der Tour ab. Lassen sich höhenmeterarme Anfahrten auch mit Trekkingrädern oder Citybikes mit Nabenschaltung durchführen, verlangt es bei Touren wie beispielsweise dem Similaun in den Ötztalern oder der Hinteren Stangenspitze im Zillertal nach einem voll ausgestatteten Mountainbike oder, soweit sie nur über Teerstraßen führen, einem Trekking- oder Rennrad.

Fazit zum Thema Bike and Hike

Die Faszination Bike and Hike ist ungebrochen und der Kreativität bei der Tourenplanung keine Grenzen gesetzt. Mit ein wenig Kreativität lassen sich so auch ansonsten sehr zeitaufwändige Touren einigermaßen „kompakt“ durchführen.

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