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Was bringt ein Windbreaker?

Vaude Croz II Windshell-Jacke im Test

5 Minuten Lesezeit
Voll rucksacktauglich bei nur 200 Gramm. Das verspricht die Vaude Croz II Windshell-Jacke. Der Bergzeit Textil-Experte Bela hat der Jacke auf den Stoff gefühlt - und verrät alles über Passform, Atmungsaktivität und Einsatzbereiche.

Es gibt Dinge, bei denen man sich ernsthaft fragt, wozu man sie eigentlich braucht. Da ist dieser hässliche Toaster mit 45 Funktionen, der seit Jahren unausgepackt im Keller verstaubt. Da ist die CD von der Metal-Band, die zwar auf dem Konzert ganz klasse klang – aber dann zuhause mit drei Bier weniger nur noch schlecht ankommt. Diese Erfahrungen lassen einen vorsichtig werden, was man sich ins Haus holt. Aus dem Grund habe ich mir bislang noch keine ultraleichte Jacke gekauft, die irgendwo zwischen Windbreaker und Vaude Croz II Windshell zum Testen angeboten wurde.

Die Vaude Croz II: klein, leicht, winddicht

200 Gramm, trotzdem so robust, dass es für einen Rucksack reicht. Die Vaude Croz II. | Foto: Bela Elbich
200 Gramm, trotzdem so robust, dass es für einen Rucksack reicht. Die Vaude Croz II. | Foto: Bela Elbich

Der Hersteller Vaude verspricht ein 200 Gramm leichtes, voll rucksacktaugliches Produkt mit hoher Atmungsaktivität sowie Schutz vor Wind und leichtem Regen. Die Messlatte liegt hoch, denn „voll rucksacktauglich“ heißt bei mir in erster Linie geeignet für Touren mit Gepäck um die 20 Kilogramm. Sieht man sich das Hauptmaterial an, kann schon mal skeptisch die Augenbraue hochgezogen werden. Das Pertex Quantum an Rumpf und Innenseite der Arme fühlt sich seidig weich und sehr dünn an. Der Eindruck täuscht jedoch, da eben dieses Material für sein ausgezeichnetes Verhältnis von Gewicht zu Robustheit bekannt ist. Zudem wurde an Kapuze, Schultern und den Außenseiten der Ärmel ein dreilagig laminiertes Nylon verwendet. Zwischen den schützenden Schichten, die in ihrer Haptik an eine ausgewachsene Regenjacke erinnern, verbirgt sich eine PU-Membran, die Niesel, Graupel und Schneeschauer locker wegstecken soll.

Die Ausstattung gibt sich betont minimalistisch: Statt voll verstellbarer 3D-Kapuze reguliert ein einfacher Klettverschluss das Volumen, die Ärmel kommen mit einfachen, elastischen Bündchen ohne Verstellmöglichkeit aus. Am Saum findet sich ein integrierter Gummizug, die Regulierung erfolgt dann in den beiden auf Bauchhöhe angesetzten Taschen. Direkt unter den Achseln wurde ein besonders leichter und elastischer Stoff verarbeitet, der zusätzliche Dampfdurchlässigkeit verspricht.

Mäßige Wetteraussichten – beste Testbedingungen

Ein langes Wochenende mit eher durchwachsenen Wetteraussichten steht an. Eine kleine Trekkingtour mit Zelt und üppiger Fotoausrüstung bietet sich an, also wird statt einer extra Tafel Schokolade einfach die Vaude Croz II Windshell in den Rucksack gepackt.

Mit dem Verlassen der Baumgrenze wird die Jacke auch das erste Mal wirklich gebraucht. Ein zapfiger Wind bahnt sich seinen Weg durch das Mangfallgebirge und bietet sogar der frühsommerlichen Sonne Paroli. Am Horizont türmt sich bereits eine gewaltige Wolkenwand auf, genau in der Richtung, aus der auch der Wind kommt. Eile ist angesagt, denn ein geschützter Zeltplatz ist gar nicht einfach zu finden. Trotz erhöhter Schweißproduktion kommt die Vaude-Jacke erstaunlicherweise nicht an ihre Grenzen. Ich habe weder das Gefühl gekocht zu werden, noch fehlen mir die „richtigen“ Unterarmbelüftungen. Nicht umsonst gilt das Pertex Quantum nach wie vor als eines der innovativsten Materialien auf dem Markt.

In den nachfolgenden Tagen bestätigt sich der gute erste Eindruck. Der Schnitt ist durchdacht, die Taschen lassen sich problemlos auch mit aufgesetztem Rucksack erreichen und auch die hohe Belastung durch das schwere Gepäck offenbart keine Schwächen. Beim Wetterschutz konnte ich mir nur eingeschränkt eine Meinung bilden, da jeder Regen, der sich ergoss, dies auch in Kübeln tat und die Croz II immer sofort gegen eine vollständig wasserdichte Jacke getauscht wurde.

Ein Windbreaker, keine Hardshell-Jacke

Der gewollte Minimalismus erreicht seine Grenze bei der Kapuze. Der Klettverschluss reguliert zwar etwas das Volumen, passt sich aber sonst der Kontur des Kopfes nicht an, womit die Kapuze eigentlich nur dann richtig sitzt, wenn man starr geradeaus guckt. Ich hätte sie bei den Bedingungen beim Test nicht vermisst, wenn sie ganz gefehlt hätte. Gerät man aber beim Berglauf oder in einer ähnlichen Situation in einen kleinen Schauer, hat die Kapuze zweifelsohne ihren Sinn.

Die Vaude Croz II ist ein Windbreaker und kein Ersatz für eine Regenjacke. Gerade wenn man einen minimalen Wetterschutz braucht, schlägt ihre Einsatzstunde. Der Windbreaker schützt gegen Wind oder einen leichten, kurzen Regenschauer. Für längere Niederschläge ist er aber nicht geeignet.

Großes Plus: umweltfreundliche Herstellung und Imprägnierung

Die umweltfreundliche Ausrichtung des Herstellers bedeutet für mich ein großes Plus. So verfolgt Vaude konsequent eine nachhaltige Produktionslinie. Auf PFC’s und andere schädliche Substanzen wird verzichtet, außerdem ist die Kollektion Bluesign- und Fairwear-zertifiziert.

Fazit zum Test der Vaude Croz II Windbreaker-Jacke

Vaude hat mit der Croz II Windshell eine Jacke konstruiert, von der ich anfangs geglaubt habe sie nicht zu brauchen. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass sie weder dem Toaster im Keller, noch einer schlechten CD Gesellschaft leisten wird, sondern mich noch viele Tourentage am Berg begleiten wird. Das Gewicht ist nicht der Rede wert, also stecke ich sie beim Wandern, auf dem Rad oder bei der schnellen morgendlichen Laufrunde durch den kühlen Frühnebel gerne zusätzlich mit ein. Bei intensiveren Touren mit viel Gepäck werde ich sie in Zukunft auch dabei haben – deutlich leichter als eine ausgewachsene Softshell und merklich atmungsaktiver als vollständig wasserdichte Jacken, bietet sie genug Wetterschutz gegen Wind, Niesel und nasskalten Nebel. Das Gewicht hat allerdings seinen Preis: Für Klettertouren oder andere Abenteuer mit absehbarer Felsberührung würde ich die Jacke nicht empfehlen, da das dünne Material trotz der Robustheit schnell an seine Grenzen stoßen könnte.

Zu allen Vaude Jacken bei Bergzeit

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