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Kühe beim Wandern: Der richtige Umgang mit Weidevieh

5 Minuten Lesezeit
Die Begegnung zwischen Wanderern und Kühen verläuft in der Regel problemlos. Doch manchmal greifen Kühe Menschen an. Warum tun sie das und wie schützen sich Wanderer vor einer Kuh-Attacke? Die wichtigsten Regeln zum Umgang mit Weidevieh.

Was ist das gefährlichste Tier in den Alpen? Nach den jüngsten Bärensichtungen in den deutschen Alpen und dem tödlichen Bärenangriff auf einen Jogger Anfang April im Trentino, fürchten sich die meisten Wanderer derzeit vermutlich eher vor einer Begegnung mit einem Braunbär als vor einer Kuh.

Dabei kommt es immer wieder vor, dass Wanderer von Kühen angegriffen werden und verletzt werden – auch wenn tödliche Unfälle im Zusammenhang mit einer Kuh-Attacke zum Glück selten sind.

Sind Kühe gefährlich für Wanderer?

Kühe sind von Natur aus friedlich und wenig angriffslustig. Sie gelten als Fluchttiere. Doch wenn sie sich bedroht fühlen, können Rinder durchaus zu dem Schluss kommen, dass „Angriff die beste Verteidigung“ ist. Grund für einen solchen Angriff ist in den meisten Fällen menschliches Fehlverhalten.

Kühe sind von Natur aus friedlich - doch wenn sie sich bedroht fühlen, können sie Wandernden durchaus gefährlich werden.

Christian Greither

Kühe sind von Natur aus friedlich – doch wenn sie sich bedroht fühlen, können sie Wandernden durchaus gefährlich werden.


Richtiges Verhalten im Umgang mit Weidevieh schützt also vor Verletzungen und rettet im besten Fall sogar Leben. Doch wie verhalten sich Wanderer richtig, wenn sie auf ihrem Weg Kühen begegnen?

Ich habe mit Expertinnen der Landwirtschaftskammer Tirol und der Tierschutzorganisation Peta gesprochen, welche Regeln es zu beachten gibt.

Kuh trifft Wanderer: Regeln für die Begegnung

Bei Begegnungen mit Kühen und anderem Weidevieh ist eine gewisse Vorsicht geboten. Um gefährliche Situationen zu vermeiden, solltest Du die folgenden Regeln unbedingt beachten.

⚠️ Kühe beim Wandern: Die wichtigsten Verhaltensregeln
  1. Tiere nicht füttern oder streicheln und nicht mit hektischen Bewegungen erschrecken.
  2. Abstand halten: In 20-50 Meter Entfernung ruhig an Kühen vorbeigehen.
  3. Hund an die Leine nehmen. Begegnung von Mutterkühen und Hunden vermeiden!
  4. Auf den Wanderwegen bleiben, Zäune respektieren und Gatter beim Verlassen der Weide schließen.
  5. Drohgebärden der Tiere beachten. Bei Gefahr: Ruhig bleiben und Weide zügig verlassen.

Die Landwirtschaftskammer Tirol hat alle Regeln zum Umgang mit Kühen beim Wandern in dem Ratgeber „Eine Alm ist kein Streichelzoo“ zusammengefasst. Alle Regeln kannst Du Dir auch im folgenden Video der Landwirtschaftskammer anschauen:

Falls Du Dich noch immer fragst, warum es wichtig ist, all diese Regeln zu beachten: Kühe bringen gut und gerne einige hundert Kilogramm auf die Waage. Geht eine Kuh auf einen Menschen los, kann dies schwere Folgen haben – zumal einige Tiere Hörner haben. Und auch wenn sie meist friedlich grasend auf der Almwiese liegen: Kühen können schneller rennen als Du ihnen vielleicht zutraust!

Ein Kuh kann bis zu 40 km/H schnell laufen.

Im Falle eines Angriffs hast Du daher schlechte Karten, wenn Du vor der Kuh weglaufen möchtest. Damit es gar nicht erst zu einem Angriff kommt, ist es wichtig, die Hinweistafeln und die darin empfohlenen Regeln zu befolgen.

Hinweistafeln am Weidezaun, wie hier in Tirol, sollen die Wanderer auf die Begegnung mit Kühen oder anderem Weidevieh vorbereiten und sensibilisieren.

Die Fotografen | Landwirtschaftskammer Tirol

Hinweistafeln am Weidezaun, wie hier in Tirol, sollen die Wanderer auf die Begegnung mit Kühen oder anderem Weidevieh vorbereiten und sensibilisieren.


Hinweistafeln am Weidezaun, wie hier in Tirol, sollen die Wanderer auf die Begegnung mit Kühen oder anderem Weidevieh vorbereiten und sensibilisieren.

Adobe Stock

In der Regel interessieren sich Kühe für die Wanderer nur wenig. Damit dies so bleibt, sollten Wanderer Abstand halten und die Tiere nicht erschrecken.


Wanderer, die die oben genannten Regeln befolgen, brauchen die Begegnung mit Kühen nicht fürchten. „Die meisten Kühe, die auf den Almen grasen, an denen Wanderwege vorbeiführen, sind an Menschen gewöhnt und interessieren sich nur wenig für uns Zweibeiner“, bestätigt mir auch die Agrarwissenschaftlerin Lisa Kainz, Fachreferentin bei der Tierschutzorganisation PETA.

Lisa Kainz, Agrarwissenschaftlerin bei PETA Deutschland e.V.

„Wichtig ist, dass Wanderer ein Gefühl für die Tiere und die Natur entwickeln. Ist die Herde ruhig, kann ich ganz normal vorbeigehen. Spüre ich jedoch eine gewisse Unruhe zwischen den Tieren, sollte ich mich ruhig, aber zügig entfernen.“

Agrarwissenschaftlerin Lisa Kainz von PETA Deutschland e.V.

Tierische Warnsignale: Worauf Wandernde achten sollten

Die gute Nachricht ist, Du musst kein Kuhflüsterer sein, um zu spüren, dass in einer Rinderherde eine gewisse Nervosität herrscht. Daran merkst Du, dass Kühe unruhig sind:

  • lautes Muhen
  • hektische Bewegungen
  • gesenkter Kopf
  • Scharren der Hufe

Solltest Du diese Warnsignale beobachten, solltest Du Dich zügig und in möglichst großem Abstand von der Herde entfernen. Vielleicht gibt es einen anderen Weg, bei dem Du nicht entlang der Weidefläche gehen musst? Ist dies nicht der Fall, empfiehlt sich im Zweifelsfall der Rückzug. „Manchmal hilft es auch, die Tiere erst einmal aus sicherer Entfernung zu beobachten und abzuwarten, bis wieder Ruhe eingekehrt ist, bevor man seinen Weg fortsetzt“, so Lisa Kainz.

Besondere Vorsicht bei Mutterkühen und Hunden

Gefahr geht in den meisten Fällen von Mutterkühen aus. Führt der Wanderweg in seltenen Fällen an einer Herde mit Mutterkühen vorbei, ist deshalb besondere Vorsicht geboten.

Wenn eine Mutterkuh ihr Kalb in Gefahr sieht, wird sie zur Löwin.

Besonders Hundebesitzer sollten Wanderwege, die an Kühen mit Kälbern vorbeiführen, meiden. Denn je nach Hund und seinem Verhalten, könnte die Mutterkuh in ihm eine Bedrohung für ihr Kalb erkennen.

Auch wenn sie noch so süß sind: Bei Kälbern und Jungkühen ist Vorsicht geboten - besonders wenn die Mutterkuh in der Nähe ist.

Bärbel Voigtländer

Auch wenn sie noch so süß sind: Bei Kälbern und Jungkühen ist Vorsicht geboten – besonders wenn die Mutterkuh in der Nähe ist.


Auch wenn sie noch so süß sind: Bei Kälbern und Jungkühen ist Vorsicht geboten - besonders wenn die Mutterkuh in der Nähe ist.

Bärbel Voigtländer

Spezielle Hinweistafeln weisen auf die Gefahr in Mutterkuhherden hin. Hundebesitzer sollten diese Gebiete wie empfohlen meiden.


Auch in normalen Kuhherden ohne Jungtiere, können Hunde als Bedrohung wahrgenommen werden. Deshalb:

Hunde gehören in jedem Fall an die Leine!

„Wer weiß, dass der Hund schnell nervös wird und andere Tiere anbellt, muss unbedingt dafür sorgen, dass er ruhig und nah bei Herrchen oder Frauchen an den Kühen vorbeigeht“, sagt Agrarwissenschaftlerin Kainz. Sie ist selbst Besitzerin einer Hündin und rät: „Ich habe für diesen Fall immer ein paar Leckerlis in der Tasche, die ich meiner Hündin gebe. So bleibt sie nah bei mir und schenkt den Kühen keine Beachtung.“

Was mache ich, wenn die Kuh meinen Hund angreift?

Wird eine Kuh trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nervös, sollten Wandernde mit Hund auf keinen Fall versuchen, ihren Vierbeiner gegenüber der Kuh zu verteidigen. Durch lautes Schreien, Wegrennen oder wildes Herumfuchteln mit den Armen kann die Situation gefährlich eskalieren.

Hunde sollten im Bedrohungsfall – und wirklich nur in diesem Fall – abgeleint werden, rät die Landwirtschaftskammer Tirol in ihrem Video. Ein Hund ist schneller als eine Kuh und kann dem Angriff bestenfalls einfach ausweichen.

Was mache ich, wenn die Kuh mich angreift?

Eine nervös oder aggressiv gewordene Kuh greift im Zweifel auch einen Menschen an. In diesem Fall raten die Experten der Landwirtschaftskammer: „Mache Dich groß! Hebe die Arme und setze – wenn möglich – einen gezielten Schlag mit dem Stock auf die Nase des Tieres!“

Wer mit seinem Hund an Kühen vorbeiwandert, sollte seinen Vierbeiner sicherheitshalber an der Leine führen.

Die Fotografen | Landwirtschaftskammer Tirol

Wer mit seinem Hund an Kühen vorbeiwandert, sollte seinen Vierbeiner sicherheitshalber an der Leine führen.


Kühe und Wanderer: Ein friedliches Miteinander ist möglich

Fakt ist, Kuh-Attacken auf Wandernde sind sehr selten und passieren meist nur, wenn Menschen sich falsch verhalten. Etwa, weil sie ihren Hund frei durch die Kuhherde rennen lassen oder die Weidetiere erschrecken.

Wer sich an die oben genannten Verhaltensregeln im Umgang mit Weidevieh hält, den nötigen Abstand einhält und respektvoll mit den Tieren umgeht, braucht keine Angst vor Kühen haben!

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