Die Löwenburg und die Philippsburg wachen über Monreal, den malerischen Marktflecken zwischen den Höhen der Eifel, durch den der Elzbach sprudelt. Der Ort ist Ausgangspunkt für eine ganz besondere Rundtour: Auf dem knapp vierzehn Kilometer langen Traumpfad Monrealer Ritterschlag wandert man auf schmalen Pfaden bergauf und bergab durch die stille Landschaft und genießt Weitblicke über die Höhen und Täler der Eifel. Damit nicht nur ich allein in den Genuss komme, packe ich nicht nur meinen Rucksack mit Rationen für unterwegs auf den Rücken. Diesmal nehme ich noch meinen Schwager Herbert mit. Denn die Natur lässt sich auch gemeinsam gut ertragen, und so machen wir uns frühmorgens vom Bahnhof in Monreal auf den Weg, um auf dem Monrealer Ritterschlag zu wandern.
Monreal, ein Dorf wie aus dem Bilderbuch

Entlang des Elzbachs erreichen wir den Ortskern von Monreal – den ersten Höhepunkt auf dem Wanderweg Monrealer Ritterschlag und viel zu schade, um wie ein Kaffee to go verschlungen zu werden. Fachwerkhaus reiht sich an Fachwerkhaus, Bauwerke aus dem 18. Jahrhundert oder früher, wenn ich an die Johannesbrücke denke, die auf 1500 n. Chr. datiert wird oder die Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz aus dem 15. Jahrhundert. Hinweistäfelchen an den hübschen Häusern erzählen uns einiges zur Geschichte des jeweiligen Bauwerks. Nicht grundlos war Monreal Bundessieger bei „Unser Dorf hat Zukunft“ und dient als Kulisse für die TV-Krimiserie „Der Bulle und das Landei“ – wobei „Kulisse“ es nicht trifft, denn das Dorf ist weniger Kulisse als vielmehr Attraktion der Serie.
Sattgesehen haben wir uns noch lange nicht, das heben wir uns für später auf, aber der Einstieg des Monrealer Ritterschlags gefällt uns: Wandern vermittelt uns ja oft eine Welt, die anders ist, als die von uns im Alltag erlebte, und in der wir abschalten möchten. Was passt da als Wegbereiter besser als ein Dörfchen, das uns (fast) ins Mittelalter zurückwirft, in eine Zeit weitab von den Problemen, denen wir uns heutzutage stellen müssen. Da schmerzt auch der kurze Abstecher in ein Neubaugebiet nicht. Die akkurat ausgestochenen Rasenflächen und die kastenförmigen Häuser machen den Gegensatz zu den buckligen, verwinkelten Fachwerkhäusern Monreals mit ihrer lebendigen Geschichte richtig deutlich. Von dort windet sich gleich ein schmaler Pfad den Hang hinauf. Durch den dichten Mischwald lugen wir ab und an hinunter auf den Elzbach, der uns erst nach dem Schnürenhof verlassen wird. Bis dahin begeistern uns Ausblicke hinab ins Tälchen oder hinüber zur Löwenburg.
Genuss-Wanderweg Monrealer Ritterschlag

Bald, in „Uschi’s Hofladen“ beim mehr als 700 Jahre alten Schnürenhof, könnten wir uns satt kaufen, denn neben Fleischprodukten aus eigener Aufzucht lockt der kleine Laden der Familie Ludwig mit Köstlichkeiten wie Honig oder Marmelade. Heute ist der Wanderrucksack jedoch vollgepackt und lässt nicht genug Stauraum. Und so geht es nach dem Bauernhof aufwärts, zuerst durch einen Hohlweg, später lassen wir den Wald hinter uns. Felder, Wiesen und Weiden breiten sich wie Teppiche vor uns aus, der Blick öffnet sich zum ersten Mal, die Augen wandern über die sanften Höhen. Auf dem Juckelsberg legen wir eine erste kurze Rast ein, weniger zum Verschnaufen, weil uns nach dem Anstieg vielleicht die Luft weg bleibt, sondern einfach, um die Natur um uns herum zu kosten: mit den Augen, die hinüber schweifen zum Elzbachtal, das wir unter uns gelassen haben, mit den Ohren, denen die Stille gut bekommt. Dazu die Gerüche der in diesem Herbst noch so erfreulich frisch riechenden Pflanzen.
Wandern über die Höhen der Eifel hinab ins Thürelztal
Nach einem kurzen Abschnitt über die offenen Eifelhöhen tauchen wir wieder ein in ein Geflecht aus würzig duftenden Nadelbäumen, aus dem uns immer wieder weite Blicke ins stille Thürelztal gelingen. Dort hinab führt uns dann ein herrlich verwurzelter Pfad, weich gepolstert lenkt uns der gewundene Weg abwärts. Später queren wir die Thürelz, um kurz darauf wieder über felsigen Grund an Höhe zu gewinnen. Die Belohnung lässt nicht lange auf sich warten: eine Aussicht, so weit das Auge reicht im engen Tal. Und wieder geht es abwärts, ein Wechselspiel von schmalen Pfaden und weichen Wiesenwegen macht das Wandern auf dem Monrealer Ritterschlag zum reinen Vergnügen. Bald passieren wir die Augstmühle. Wir nähern uns wieder Monreal. Am Sportplatz weist ein Schild darauf hin, dass der Bahnhof zehn Gehminuten entfernt liegt. Doch brächen wir hier unsere Wanderung ab, brächten wir uns um einige Höhepunkte.
Höhepunkte auf dem Monrealer Ritterschlag: Die mittelalterlichen Burgen

Mit dem nächsten Höhepunkt auf dem Monrealer Ritterschlag sind lockere 100 Höhenmeter verbunden, die wir uns nun – erst entspannt, dann unauffällig, später hemmungslos keuchend – zur Brust nehmen. Krüppeleichen weisen uns den Weg, gebeugt und verbogen, als ob sie selbst unter der Anstrengung der Wanderer in die Knie gingen. Zwischenher verschnaufen wir auf einer der typischen Traumpfade-Bänke, für einen Moment ist uns nicht nach Reden zumute, was die Ruhe um uns herum umso eindringlicher macht. Mit entspannten Beinen schaffen wir die letzten Höhenmeter des heutigen Tages, denn die restliche Strecke führt uns über die Höhe und dann an der Hangflanke entlang zur ersten der beiden Burgen: der Philippsburg.
Philippsburg und Löwenburg wurden im 13. Jahrhundert erbaut, um dann im Pfälzischen Erbfolgekriegs 1689 zerstört zu werden. Während der noch erhaltene Bergfried der Philippsburg nicht bestiegen werden kann, erlaubt uns der stattliche Turm der Löwenburg dieses Vergnügen. Also rasch rüber zur zweiten Burg, von deren Anlage nicht nur deutlich mehr erhalten ist, sondern die auch derzeit renoviert wird, und ab auf den rund 25 Meter hohen Bergfried. Oben gewinnen wir dann einen Eindruck davon, wie mächtig sich wohl solche Burgherren dünkten, wenn sie auf „ihr“ Dörfchen hinabblicken konnten. Monreal liegt wie ein mit Flicken gesprenkeltes Tuch unter uns, die Dächer winzig, die Straßen schmal wie Striche, auf denen sich die Menschen emsig hin und her bewegen. Irgendwann haben wir genug und wollen den Menschen wieder auf Augenhöhe begegnen.
Die Zivilisation hat uns zurück

Vom Mittelalter steigen wir hinab in die Gegenwart, Monreal hat uns also wieder. Zum zweiten Mal wandern, nein flanieren wir durch die Gassen, jetzt aber mit der nötigen Muße, um alles auf uns wirken zu lassen. So schlendern wir reichlich ziellos von hier nach dort, um die Fachwerkhäuser zu betrachten. Und obwohl Monreal mit beschaulichen Cafés wie dem Café Plüsch und Restaurants (empfehlenswert ist sicher das „Stellwerk“ im alten Bahnhof oder „Arenz am Malerwinkel“ mit seinen Flammkuchen) aufwarten kann, verzichten wir heute auf eine Einkehr. Wir sind satt mit Eindrücken, die wir erst einmal verdauen wollen.
Gewandert bin ich den Monrealer Ritterschlag nun zum dritten Mal – und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich nach der ersten Wanderung noch unglücklich war, denn der Funke sprang nicht über. Heute aber bin ich rundum begeistert. Und das zeigt, dass man Wanderwegen ruhig eine zweite oder dritte Chance geben sollte, denn manchmal stimmt einfach etwas nicht. Das Wetter. Die eigene Laune. Die Bereitschaft, sich auf einen Weg einzulassen. Diesmal passte alles, und nun kann ich verstehen, weshalb andere den Monrealer Ritterschlag als schönsten Wanderweg ansehen. Aber jeder empfindet das anders – und deshalb hilft nur, sich vor Ort in Monreal ein eigenes Urteil zu bilden. Bei einer Wanderung auf dem Traumpfad Monrealer Ritterschlag.
Wandern auf dem Monrealer Ritterschlag: Tipps & Infos
Der „Traumpfad Monrealer Ritterschlag“ ist 13,7 Kilometer lang (wobei durch den Zuweg vom Bahnhof noch einige Meter dazukommen) und weist 508 Höhenmeter auf. Als Gehzeit sollten fünf Stunden eingeplant werden, die sich durch die Besichtigungen der Burgen und von Monreal natürlich verlängern wird. Das Fahrzeug sollte man auf jeden Fall am Bahnhof abstellen, denn innerhalb der engen Gassen Monreals verbietet sich das von selbst. Die Pfade verlaufen auch über schmale Hangkämme, sodass Trittsicherheit (besonders bei feuchter Witterung) nötig und gutes Schuhwerk erforderlich ist. Ich trage bei solchen Wanderungen immer knöchelhohe Wanderschuhe, um ein Umknicken zu vermeiden. Für unterwegs gehören nicht nur Proviant, sondern auch ausreichend Getränke in den Rucksack, weil eine Einkehrmöglichkeit nur in Monreal selbst besteht. Ich empfehle die Wanderung im Uhrzeigersinn, damit zum Abschluss die beiden Burgen warten; zudem meistere ich Anstiege wie den letzten lieber auf- als abwärts. Weitere Informationen zu den Traumpfaden an Rhein, Mosel und in der Eifel finden sich auf der Website www.traumpfade.info.