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Die Schuh-Hauptstadt Europas

Wie entstehen Bergschuhe? Zu Besuch bei Salewa in Montebelluna

4 Minuten Lesezeit
Die norditalienische Stadt Montebelluna gilt als Schuh-Hauptstadt Europas. Auch Salewa tüftelt hier an der Entwicklung neuer Bergschuhe. Welche Prozesse nötig sind, bis ein Schuh zum Verkauf steht und wie viele Prototypen es beim Hochtourenschuh Ortles Couloir brauchte, erfährst Du hier.

Fast vier Jahre lang haben die Schuh-Spezialisten bei Salewa in Montebelluna getüftelt: Sie haben neue Materialien und Technologien recherchiert, Schnittmuster angefertigt, verschiedene Möglichkeiten mit Hilfe eines 3D-Druckers ausprobiert, unzählige Prototypen hergestellt, aufwendige Labor- und Praxistests durchgeführt und immer wieder nachgebessert.

Heraus gekommen ist der Salewa Ortles Couloir GTX, ein innovativer Hochtourenschuh, der mit 725 Gramm als der leichteste steigeisenfeste Bergschuh seiner Klasse gilt.

Zum Testbericht des Hochtourenschuhs Salewa Ortles Couloir GTX

Der Salewa Ortles Couloir im Test

Die Leidenschaft für Schuhe ist in Montebelluna angeboren

Man sagt, hier werden die Babys bereits mit Schuhen geboren. Viele Familien der hier ansässigen Schuhentwickler stellen seit Jahrhunderten Schuhe her – auch die vieler Salewa Mitarbeiter, die in Montebelluna arbeiten.

Die beschauliche Stadt Montebelluna in der norditalienischen Region Venetien ist seit jeher eng mit dem Schuhhandwerk verbunden.

Unsplash

Die beschauliche Stadt Montebelluna in der norditalienischen Region Venetien ist seit jeher eng mit dem Schuhhandwerk verbunden.


„Meine Mutter hatte eine eigene Schuhwerkstatt, so dass ich eigentlich mit Schuhen aufgewachsen bin“, erzählt Filippo Battistel, Senior Produktentwickler bei Salewa. Auch Katy Poly, die vor 35 Jahren bei Salewa angefangen hat und heute für das Prototyping der Innenschuhe verantwortlich ist, erinnert sich: „Als ich anfing zu arbeiten, beschäftigten sich in Montebelluna eigentlich alle Familien und Unternehmen mit Schuhen. Viele Familien hatten kleine Werkstätten zuhause und so war es eigentlich selbstverständlich, dass auch ich meine Karriere mit Schuhen beginne.“

Montebelluna: Das „Silicon Valley“ für Bergschuhe

Die Tradition der Schuhmacherei in Montebelluna reicht weit zurück. Im vierzehnten Jahrhundert war Montebelluna, nur 70 km nördlich von Venedig gelegen, eng mit der Lagunenstadt und dem dort florierenden Handel verbunden.

Von Militärstiefeln zu Skistiefeln

Die Schuster von Montebelluna und die von ihnen hergestellten Schuhe waren schon damals weit über die Region hinaus bekannt. Im Ersten Weltkrieg versorgten sie die italienischen Soldaten mit festen Schuhen und bauten nicht nur ihre Bekanntheit, sondern auch ihr Wissen weiter aus.

Ende des Krieges, mit dem Wegfall der militärischen Zwecke, nutzten die Menschen ihre Expertise zur Herstellung von Berg- und Skischuhen – schließlich hegten die Norditaliener nicht nur eine große Leidenschaft für Schuhe, sondern auch für die Berge und das Bergsteigen. Im Jahr 1960 wurden in Montebelluna 250.000 Berg- und Skischuhe hergestellt, 20 Jahre später waren es bereits 4 Millionen pro Jahr.

Konzentration auf Forschung und Entwicklung

Auch heute, im Jahr 2022, sind die Stadt Montebelluna und das Schuhhandwerk untrennbar miteinander verbunden. Eines hat sich jedoch verändert: Die meisten Schuhhersteller von Montebelluna lassen ihre Schuhe mittlerweile im Ausland produzieren. Auch Salewa ist diesen Schritt gegangen. Die Abteilung in Montebelluna wird heute als Forschungs- und Entwicklungszentrum gesehen.

„Das Erbe von Montebelluna ist nach wie vor grundlegend für die Entwicklung einer neuen Schuh-Kollektion. Aber durch den Prozess des Outsourcings der Produktion haben wir verstärkt die Möglichkeit bekommen, hier vor Ort Neues auszuprobieren und neue Materialien und Technologien zu entdecken,“ berichtet Filippo Battistel, Senior-Produktentwickler bei Salewa in Montebelluna.

Nähen für einen neuen Prototypen: Bis ein Schuh zum Verkauf steht, wird immer wieder ausgebessert, verändert und optimiert.

Salewa

Nähen für einen neuen Prototypen: Bis ein Schuh zum Verkauf steht, wird immer wieder ausgebessert, verändert und optimiert.


Nähen für einen neuen Prototypen: Bis ein Schuh zum Verkauf steht, wird immer wieder ausgebessert, verändert und optimiert.

Salewa

Spezielle Maschinen bringen die einzelnen Teile des Prototypen zusammen. Produziert wird der fertige Schuh anschließend im Ausland.


Die Entwicklung des Hochtourenschuhs Salewa Ortles Couloir

Das Erforschen neuer Materialien und Technologien spielte besonders bei der Entwicklung des neuen Salewa Ortles Couloir GTX eine große Rolle. Eine wichtige Funktion dabei: Das interne Prototyping, das heißt, das Erstellen von verschiedenen Muster-Modellen, die immer wieder getestet, verbessert und optimiert werden. Bis der endgültige Schuh auf den Markt kommt, sind durchschnittlich 10 bis 15 Überarbeitungen des Prototyps nötig. In der Regel beginnt die Entwicklung einer neuen Schuhkollektion etwa zweieinhalb Jahre vor der Markteinführung.

Bei Salewa in Montebelluna konzentriert man sich heute vor allem auf das Erforschen neuer Materialien und Technologien, die für neue Schuhkollektionen verwendet werden können.

Salewa

Bei Salewa in Montebelluna konzentriert man sich heute vor allem auf das Erforschen neuer Materialien und Technologien, die für neue Schuhkollektionen verwendet werden können.


„Beim Ortles Couloir haben wir uns bewusst mehr Zeit genommen, da wir hier ganz neue Materialien und Technologien verwenden wollten, um einen Hochtourenschuh zu bekommen, der sowohl leicht als auch sehr stabil ist. Zahlreiche Athleten und Bergexperten haben den Prototypen immer wieder auf Herz und Nieren getestet,“ erzählt Michele Cappato, der als Junior Spezialist für Betriebsprozesse die Entwicklung des Ortles Couloir begleitet hat. Bis die endgültigen Muster dem Verkaufspersonal vorgestellt werden konnten, hat es in diesem Fall vier Jahre gedauert.

Video: So entstand der Salewa Ortles Couloir

Entsprechend stolz sind sie bei Salewa mit dem Ergebnis. „Es hat sich gezeigt, dass das handwerkliche Können von Montebelluna sich in ein umfassendes Wissen über Technologien und deren Anwendung und Entwicklung verwandelt hat“, sagt Salewa Schuh-Designer Ivan Garato. Und seine Kollegin Elena Sbrissa fügt hinzu: „Es gibt wohl kaum einen anderen Ort auf der Welt, der so sehr auf Innovation und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist und eine solche Fülle an Experten hat wie Montebelluna.“

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