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Abenteuer Viertausender

Besteigung von Weissmies und Dom: Leichte Viertausender im Wallis

8 Minuten Lesezeit
Das Schweizer Kanton Wallis bietet jede Menge Potenzial für spannende Hochtouren oberhalb der magischen 4.000-Meter-Marke. Mit Weissmies und Dom finden sich hier zwei technisch leichtere Viertausender, die jedoch einiges an Kondition fordern.

Unter den 41 Viertausendern der Walliser Alpen befinden sich einige der höchsten Gipfel der Alpen wie zum Beispiel Matterhorn (4.477 Meter), Dufourspitze (4.634 Meter) oder Dom (4.545 Meter). Doch auch für weniger höhenerfahrene Bergsteiger, die sich an den „einfacheren“  Viertausendern versuchen wollen, gibt es einige interessante Optionen: So gibt es mit dem Lagginhorn (4.010 Meter), dem Allalinhorn (4.027 Meter) und dem Weissmies (4.023 Meter) gleich drei technisch einfache Viertausender „auf einem Fleck“ – alle drei sind aus dem Saastal gut zu erreichen.

Im Schweizer Kanton Wallis befinden sich 41 der 82 Viertausender der Alpen. | Foto: Ben Weiler
Im Schweizer Kanton Wallis befinden sich 41 der 82 Viertausender der Alpen. | Foto: Ben Weiler

Wer gleichzeitig den Reiz des Ungewohnten erleben und sich dennoch etwas heimisch fühlen möchte, der ist im Wallis genau richtig! Denn hier trifft man auf eine sagenhafte Kulisse, bestehend aus den höchsten Gipfeln der Alpen, und kann sich nebenbei bequem auf Deutsch verständigen (Deutsch ist neben Französisch eine der beiden kantonalen Amtssprachen).

Im Vorfeld sollte jedoch klargestellt werden, dass es sich bei Viertausender-Besteigungen (auch bei den „leichteren“) um ernstzunehmende alpine Unternehmungen handelt, welche ein gewisses Maß an Fachwissen und Bergerfahrung voraussetzen. Sind diese Voraussetzungen gegeben, kann das Abenteuer Viertausender beginnen – das Wallis bietet hierfür ideale Ziele.

Allgemeine Informationen zu Hochtouren im Wallis

Wenn man sich in der Hochtourensaison zwischen Juli und September auf den Weg ins Saastal macht, fällt einem in den meisten Fällen sofort auf, dass es hier im Wallis sehr heiß werden kann – auch der Vegetation ist das fast steppenartige Klima sofort anzusehen. Neben Weinreben gedeihen hier sogar vereinzelt Kakteen. Umso beeindruckender wirkt das Kontrastprogramm, welches sich bereits nach der ersten Tagesetappe auf den Stützpunkten wie Weissmieshütte (2.726 Meter) oder Almagellerhütte (2.894 Meter) in Form von riesigen Gletschern präsentiert.

Tipp: Weniger höhenerprobte Bergsteiger sollten sich vor dem Hüttenaufstieg etwas vor-akklimatisieren. Wir fahren zu diesem Zweck auf den Grimselpass (2.164 Meter), besteigen das von der Passhöhe bequem zu erreichende Sidelhorn (2.764 Meter) und übernachten auf der Passhöhe.

  • Tourdaten: Grimselpass (2.164 Meter) – Sidelhorn (2.764 Meter): 600 Höhenmeter Aufstieg – 600 Höhenmeter Abstieg – ca. 3 Stunden

Weissmies (4.017 Meter) über Normalweg – Viertausender für Einsteiger

Unsere Aufstiegsroute auf das Weissmies. | Foto: Ben Weiler
Unsere Aufstiegsroute auf das Weissmies. | Foto: Ben Weiler

Vom Talort Saas-Grund (1.559 Meter) aus geht es am ersten Tag über einen markierten Weg hinauf zur Weissmieshütte. Den Pkw stellt man am besten auf dem großen Parkplatz bei den Bergbahnen Hohsaas ab.

Der Weg führt zunächst in Serpentinen (in angenehmer Steigung) durch den Waldgürtel, welcher das Saas-Tal auf beiden Seiten säumt – doch schon bald wird das Gelände offener, die Vegetation wird rarer und ab der Triftalp ergibt sich eine tolle Fernsicht. Der Aufstieg zur Weissmieshütte führt nun über den sogenannten Kreuzboden (2.397 Meter) – hier liegt die Mittelstation der Seilbahn Hohsaas. Vom Kreuzboden aus ist die Weissmieshütte bereits sichtbar und binnen 45 Minuten gut zu erreichen. Wer sich den Aufstieg bis hierher sparen möchte, kann natürlich unter Berücksichtigung der Höhenphysiologie die Seilbahn benutzen (oder sogar bis zur Bergstation Hohsaas fahren und dann zur Weissmieshütte absteigen). Der Hüttenzustieg ist mit drei Stunden jedoch recht gut zu schaffen und gehört eher zu den kurzen Zustiegen im Viertausender-Segment.

Am Beginn des Eisbruchs beim Aufstieg zum Weissmies. | Foto: Ben Weiler
Am Beginn des Eisbruchs beim Aufstieg zum Weissmies. | Foto: Ben Weiler

Beabsichtigt man das Weissmies auf dem heutigen „Normalweg“, von der Weissmieshütte aus, zu besteigen, startet man am nächsten Tag um fünf Uhr – gefrühstückt wird um 4:30 Uhr. Der Anstieg führt zunächst über einen Moränenrücken zum Bergrestaurant Hohsaas auf 3.098 Meter. Von hier aus geht es weiter zum Triftgletscher (zunächst wieder einige Höhenmeter bergab), der unterhalb der großen Seracs bis auf einen flacheren Rücken erklommen wird. Bei der Durchquerung des manchmal eisschlaggefährdeten Gletscherbruchs sollte man sich je nach Verhältnissen möglichst rechts (also abseits der großen Seracs) halten. Von hier aus ist bei guter Sicht bereits der (Vor-)Gipfel des Weissmies zu sehen, welcher auf relativ direktem Weg angepeilt wird. Über konstant steiles Gelände nähert man sich so dem Gipfel, wobei man sich vor der rechts befindlichen Wechte in Acht nehmen muss (besonders bei schlechten Sichtverhältnissen). Von der Weissmieshütte aus benötigt man rund fünf Stunden bis zum Gipfel des Weissmies.

Der Abstieg erfolgt üblicherweise über die Aufstiegsroute. Wer nach dem Weissmies noch andere Projekte zu realisieren hat und seine Knochen etwas schonen möchte, kann am nächsten Tag nur bis zur Mittelstation Kreuzboden absteigen und von dort mit den sogenannten „Monster-Trottis“ ins Tal abfahren – die elf Kilometer lange Abfahrt bietet jede Menge Fun und ist eine nette Alternative zur Seilbahn.

Fotogalerie: Mieses Wetter am Weissmies

Tourdaten zur Weissmies-Besteigung

  • Anfahrt: von Deutschland kommend über Basel – Bern – Thun – Spiez – Visp – Saas – Grund
  • Charakter/Einordnung der Tour: Technisch unschwierige Hochtour, welche lediglich im Bereich des Eisbruchs sicheres, schnelles Vorwärtskommen in steilem Eisgelände erfordert. Bei schlechter Sicht ist Vorsicht bei den großen Spalten und der Gipfelwechte geboten!
  • Schwierigkeit: WS, II
  • Länge der Tour: Aufstieg Saas Grund – Weissmieshütte: ca. 3 Stunden / Aufstieg Weissmieshütte – Weissmies: ca. 5 Stunden / Abstieg Weissmies – Weissmieshütte: ca. 3 Stunden / Abstieg Hütte – Saas Grund 1,5 Stunden
  • Höhenmeter: Saas Grund (1.559 Meter) – Weissmieshütte (2.726 Meter): 1.167 Höhenmeter / Weissmieshütte – Weissmies (4.017 Meter): 1.291 Höhenmeter
  • Übernachtung: Weissmieshütte
  • Ausrüstung: allgemeine Hochtourenausrüstung
  • Download: GPS-Track Weissmies-Besteigung über Normalweg (per Rechtsklick + Ziel/Link speichern unter)

Anmerkung: Die GPS-Koordinaten können aufgrund manueller Eingabe bis zu +/- 50 Meter vom Routenverlauf abweichen. Für metergenaue Exaktheit übernimmt das Bergzeit Magazin kein Gewähr!

Dom (4.545 Meter) – Hoher Viertausender im Wallis

Kurze Pause am Vorgipfel des Dom. | Foto: Ben Weiler
Kurze Pause am Vorgipfel des Dom. | Foto: Ben Weiler

Als nächstes Ziel haben wir uns den Dom vorgenommen. Mit seinen 4.545 Metern ist er der höchste ganz auf Schweizer Boden stehende Berg und der siebthöchste Gipfel der Alpen. Konditionell erfordert der Dom somit einiges mehr als das Weissmies.

Im Talort Randa (1.406 Meter) angekommen, parkt man am besten in dem Parkhaus direkt beim Bahnhof. Von dort beginnen wir den etwa viereinhalbstündigen Aufstieg zur Domhütte (2.940 Meter) über einen stets gut markierten, abwechslungsreichen Hüttenweg (in der zweiten Hälfte fast schon ein Klettersteig – welcher jedoch mit Hilfe der Fixseile auch ungesichert gut machbar ist). Nach einer extrem kurzen „Nachtruhe“ heißt es gegen 2:30 Uhr aufstehen, frühstücken und Marschbereitschaft herstellen. Gegen drei Uhr bricht man in der Regel zum Gipfel des Dom auf.

Zunächst steigen wir in östlicher Richtung die Seitenmoräne des Festigletschers empor und halten uns auf dieser solange rechts bis wir irgendwann den Festigletscher erreichen. Hier betreten wir zum ersten Mal den Gletscher und seilen an. Nun geht es am linken Rand des Festigletschers hinauf, bis wir bei Tagesanbruch zum sogenannten Festijoch (3.700 Meter) kommen. Achtung: Der Aufstieg zum Festijoch ist steinschlaggefährdet – zumal dort die wenigsten Seilschaften auf Sicherheitsabstände achten! Hat man das Festijoch in einfacher Kletterei (UIAA II) erklommen, muss man sich entscheiden – entweder man wählt den Normalweg über den Hohberggletscher oder den Aufstieg über den Festigrat, welcher in direkter Linie zum Gipfel des Dom führt.

Der Abstieg vom Dom erfolgt vom Festijoch auf den Hohberggletscher (Normalweg). | Foto: Ben Weiler
Der Abstieg vom Dom erfolgt vom Festijoch auf den Hohberggletscher (Normalweg). | Foto: Ben Weiler

Bei guten Verhältnissen ist der Aufstieg über den Festigrat nur wenig anspruchsvoller als der Normalweg – doch im Spätsommer kommt es hier vermehrt zu Blankeisbildung, die den Grat schnell kritisch werden lässt. Selbstverständlich sollte einem die Exponiertheit auf dem Festigrat keine Schwierigkeiten bereiten. Entscheidet man sich für den Aufstieg über die Normalroute, steigt man vom Festijoch aus zunächst nochmal einige Meter auf den Hohberggletscher ab – mit Steigeisen und Eispickel ist der Abstieg im Eis unschwierig. Nach etwa sechseinhalb Stunden erreicht man dann den Gipfel des Dom über den Normalweg.

Der Abstieg erfolgt auf beiden Routen über den Normalweg (Hohberggletscher). Machbar ist zwar auch ein kompletter Talabstieg am Gipfeltag – doch falls das zeitlich nicht unbedingt erforderlich ist, sollte man sich lieber noch eine Hüttenübernachtung gönnen (Knie und Füße werden es einem danken).

Tourdaten Dom über Normalweg

  • Anfahrt: von Deutschland kommend über Basel – Bern – Thun – Spiez – Visp – Stalden – St. Niklaus-Randa
  • Charakter/Einordnung der Tour: Technisch unschwierige Hochtour, welche jedoch aufgrund ihrer Länge und der großen Höhe einige Anforderungen an Kondition und Höhentauglichkeit stellt.
  • Schwierigkeit: WS, II (das Festijoch ist für geübte Alpinisten seilfrei zu begehen, jedoch Vorsicht wegen Steinschlaggefahr)
  • Länge der Tour: Aufstieg Randa – Domhütte: ca. 4,5 Stunden / Aufstieg Domhütte – Dom: ca. 6 Stunden / Abstieg Dom – Domhütte: ca. 5 Stunden / Abstieg Domhütte – Randa: ca. 2,5 Stunden
  • Höhenmeter: Randa (1.406 Meter) – Domhütte (2.940 Meter): 1.534 Höhenmeter / Domhütte – Dom (4.545 Meter): 1.605 Höhenmeter
  • Übernachtung: Domhütte
  • Ausrüstung: allgemeine Hochtourenausrüstung

Brauchst Du für Deine nächste Tour noch neue Hochtourenausrüstung?

 

Weitere Hochtouren-Tipps im Bergzeit Magazin

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