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Kurzer Disclaimer zu Beginn: „Backpacken“ wird hier als individuelles Reisen, Fern- und Weltreisen verstanden. Wenn Trekkingtouren geplant sind, gelten natürlich andere Voraussetzungen, da mehr und anderes Equipment eingepackt werden muss.
1. Die Kunst der Beschränkung
Ein alter Spruch unter erfahrenen Backpackern lautet: „Räume alles zusammen, was du glaubst zu brauchen, sortiere die Hälfte davon aus, packe von dem, was übrigbleibt wiederum nur die Hälfte ein und Du hast immer noch zu viel dabei.“ Wir packen im heimischen Wohnzimmer aus einem Komfort- und Sicherheitsbedürfnis heraus immer alles Mögliche und noch mehr ein. Unterwegs sinken die Ansprüche jedoch, wir geben uns mit weniger zufrieden, sind mit weniger glücklich. Nicht selten fragt man sich, warum zum Teufel man dieses oder jenes überhaupt eingepackt hat?
Die Magie des Backpackens besteht zu einem gewissen Teil darin, zu realisieren, mit wie wenig man glücklich sein kann. Wer lernt, mit kleinem Gepäck lange auszukommen, lässt viel Ballast hinter sich. Für mehr als maximal zwei Wochen kann bzw. sollte man nicht packen. Man muss waschen (oder lässt in manchen Ländern überraschend günstig waschen), man muss auf den einen oder anderen Luxus verzichten und man kommt nicht drum herum, Kompromisse einzugehen und Mut zur Lücke zu haben. Wer das vergegenwärtigt, wird bereits mit einer anderen Grundeinstellung packen.
Natürlich muss man individuelle Besonderheiten immer beachten. Wer beispielsweise eine voluminöse Kamera- oder Kletterausrüstung mitnimmt, wird um größeres Gepäck nicht herumkommen.
2. Die Realität vor Ort
Was wirklich ins Gepäck gehört und worauf man verzichten kann, wird deutlicher, wenn man sich die Gegebenheiten vor Ort vergegenwärtigt. Die meisten Länder auf einer Reiseroute sollten mittlerweile touristisch halbwegs erschlossen sein. Das heißt, es gibt Geschäfte, man schläft in einem Bett und man bewegt sich über befestigte Wege.
Egal, wie ausgefallen das Reiseziel ist – man befindet sich in mehr oder weniger zivilisierten Gegenden, in denen man Dinge ersetzen oder nachkaufen kann. Daher kann man getrost auf alles verzichten, von dem man sich nicht sicher ist, ob man es braucht. Wird man es in der jeweiligen Gegend zwingend brauchen, wird man es dort auch kaufen können. Und so abenteuerlich sich die Reise selbst auch gestaltet – die rein logistischen Aspekte (Ankommen, Einchecken, Weiterziehen) sind meist eher unspektakulär. Deshalb sollte man es sich damit so einfach wie möglich machen.
3. Trolley oder Rucksack?
Wer seine erste große Reise angeht, hat häufig einen überdimensionierten Rucksack als mobiles Zuhause im Sinn. So romantisch einem diese Vorstellung erscheint, die cleverste Idee ist es meist nicht. Wenn man sich darüber klar ist, wofür man das Hauptgepäckstück braucht (nämlich: sein Zeug von A nach B bringen) und die Wege vom Bus/Tuk-Tuk/Boot/Bahn/Flieger zur Unterkunft befestigt sind, tut man sich mit einem Trolley deutlich leichter. Das schwere Gepäck kann entspannt gezogen werden, außerdem ist der Rücken frei, um dort einen bequemen Tagesrucksack zu platzieren.
Mit Sicherheit wird man mehr Zeit und längere Strecken mit dem Tagesrucksack zurücklegen, deshalb sollte man gerade hier eher nach hohem Komfort suchen. Sitzt am Rücken schon ein großer Reiserucksack, läuft man entweder im Sandwich (großer Rucksack hinten, kleiner vorne) oder man hat einen klein verstaubaren Tagesrucksack dabei, der dann aber meist sehr unbequem ist. Obwohl große Rucksäcke mittlerweile besser zugänglich sind, bieten sie dennoch vergleichsweise viel weniger Überblick als ein Trolley.
Ein weiterer Vorteil des Trolleys: Er ist deutlich besser abschließbar. Als größter Nachteil wird häufig genannt, dass man mit ihm nicht über schwierigen Grund kommt. Hersteller wie Deuter (Helion) und Osprey (Sojourn) haben darauf die passende Antwort: Die Modelle besitzen ein erstaunlich bequemes Tragesystem, das sich dezent hinter einer Abdeckung am Rücken verstauen lässt, wenn es nicht gebraucht wird.
Wer mit kleinem Gepäck reist, ist eventuell sogar mit einem Handgepäckrucksack besser beraten. Er ist leichter als der Trolley (wichtig beim Check-In), handlicher und mobiler. Da man mit ihm sowieso leicht gepackt hat, kann man ihn auch auf langen Strecken gut tragen.
4. Reisen mit Handgepäck und seine Vorteile
Die meisten Airlines erlauben es, zusätzlich zum Handgepäck ein „Personal Piece“ mit in die Kabine zu nehmen – perfekt für alle, die klein und leicht reisen möchten. Das Hauptgepäck schlummert oben unter der Klappe, während man den Tagesrucksack bei sich am Platz behält.
Warum ist es so sinnvoll, mit Handgepäck zu reisen? Gerade, wer auf seiner Reise häufig fliegt, wird mit großem Gepäck viel Zeit mit bangem Warten am Gepäckförderband verbringen. Auch aus Sicherheitsgründen reduziert es den Stress: Zum einen muss man seine Tasche nicht aus der Hand geben und zum anderen ist es leichter, ein kleines Gepäck im Auge zu behalten. Außerdem kann die Tasche beim Flug nicht zerstört werden – was leider immer wieder passiert. Auch bei Busfahrten und ähnlichem ist das Handgepäck leichter auf dem Schoß zu behalten – oder möchte man seine Reisetasche wirklich ins allgemeine Staufach geben?
Zusammengefasst: Wer mit Handgepäck reist, reist deutlich leichter, sicherer und bequemer und bleibt dabei sehr mobil. Wer mit kleiner Tasche unterwegs ist, verlagert den Fokus auf die Reise und denkt nicht andauernd über sein Zeug und dessen aktuellen Aufenthaltsort nach.
5. Gute Organisation spart Platz, Zeit und Nerven
Eine gute Organisation schafft Platz. Man kann packen – und man kann packen! Wer mit Packsäcken und Kompressionspacksäcken arbeitet, wird deutlich mehr in seine Tasche bekommen als jemand, der wahllos Zeug hineinwirft. Gerollte T-Shirts, zusammengelegte Hosen, klein komprimierte Schmutzwäsche – all das schafft jede Menge Raum.
Deshalb empfiehlt es sich auch, vor der Reise Probe zu packen. Es ist ein wenig wie Tetris spielen: Wenn man den Bogen mal raushat, weiß man, wie alles am besten zusammenpasst. Das hat einen weiteren Vorteil: Wer später beispielsweise in engen Hostelzimmern etwas aus seiner Tasche braucht, findet es schneller.
6. Sicherheit auf Reisen
Sicherheit fängt beim Packen an. Wer weniger dabei hat, das sich zu klauen lohnt, wird weniger beklaut – und wenn doch, hält sich der Verlust zumindest in Grenzen. Es ist leichter, eine kleine, handliche Tasche immer dabei zu haben als großes Gepäck – und besser im Auge behält man es zudem. Ob er wirklich das Tablet und Notebook mitschleppt, muss aber schlussendlich jeder selbst wissen.
Wichtig ist, dass man von wichtigen Dokumenten Kopien dabei hat und sie getrennt von den Originalen aufbewahrt. Außerdem sollte man Kreditkarte und Originale am besten dicht am Körper aufbewahren. Muss man größere Mengen Bargeld aufbewahren, sollte man dieses auf verschiedene Taschen und Fächer aufteilen, dann ist bei einem Überfall nicht alles auf einmal futsch. Wer vor Taschendieben gewappnet sein will, findet bei Pacsafe eine großartige Auswahl an diebstahlgeschützten Gepäcklösungen.
7. Clever an Zusatzvolumen kommen
Ein alter, aber bewährter Trick beim Einchecken mit Handgepäck ist es, alles Großvolumige anzuziehen und die Taschen vollzupacken. So bekommt man auch den Tagesrucksack problemlos eingecheckt – nach dem Check-In kann man dann schnell wieder umpacken.
Die meisten Rucksäcke um die 30 Liter Volumen gehen im kleingepackten Zustand ohne Schwierigkeit als „Handtasche“ durch. Zusammen mit dem 40 Liter Handgepäck kommt man so auf ein stattliches Volumen für die Reise. Dazu hält man sich eine Option offen: Man kann Sachen für ein Wochenende in den 30 Liter Rucksack packen und im Reiseland auch mal einen Wochenendtrip unternehmen, während das Hauptgepäck in der Gepäckaufbewahrung des Hostels wartet.
Wer es ganz minimalistisch mag und nur mit einem Handgepäckrucksack unterwegs ist, kann sich ein ultraleichtes Dufflebag einpacken. Es wiegt mitunter weniger als 100 Gramm und bringt stattliche 40 Liter extra mit, falls man unterwegs ein paar Sachen hinzukauft.
8. Vielseitigkeit ist Trumpf
Im Idealfall hat alles, was man dabei hat, einen doppelten Nutzen. Packe ich ein Hemd ein, sollte es funktional sein, um damit wandern zu können, schnell trockend, um es rasch durchzuwaschen und schick genug, damit ich damit auch mal abends ausgehen kann. Im Prinzip sollte die gesamte gepackte Kleidung – ob T-Shirt, Bluse, Kleid oder Unterwäsche – schnell trocknen und ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten aufweisen.
Auch Schuhe nehmen viel Platz weg: Was nutzen schwere Wanderstiefel, wenn man auf meist befestigten, hin und wieder etwas holprigen Pfaden laufen wird? Da sind ein paar leichte Hikingschuhe oder Freizeitschuhe variabler. Mit einem Paar Sandalen geht es zum Strand, durch den Alltag und ins Badezimmer.
9. Tipp: Meine perfekte Gepäck-Kombi
Ein bequemer Rucksack, der gerade so als Handgepäck durchgeht und den man auch auf Wanderungen oder Wochenendtouren gut tragen kann, ist die beste Basis. Für den weiteren Verlauf der Reise packe ich ein ultraleichtes Dufflebag mit 40 Litern ein, so kann ich bei Bedarf auf dem Trip „wachsen“. Lieber schicke ich mir selbst von unterwegs ein Päckchen nach Hause, bevor ich alles schleppe. Ich reise nach dem Motto: Mut zur Lücke, denn das Improvisieren liegt in der Natur des Backpackens und gehört einfach dazu!
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