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Kletterschuh-Favoriten

Top 8 Kletterschuhe für Fels und Halle

8 Minuten Lesezeit
Welche Kletterschuhe sind die besten? Die acht Mitglieder des Bergzeit Kletterteams stellen ihre Lieblingskletterschuhe vor und erklären, warum sie gerade diese Modelle schätzen.

In den 1970er-Jahren hätte so mancher Kletterer wohl seinen VW Bulli oder seine Oma gegen ein Paar moderner Kletterschuhe eingetauscht – vielleicht sogar beides! Wir haben heute ganz andere Probleme: eine unglaubliche Auswahl an unterschiedlichen Modellen. Aus den gefühlt 792 Exemplaren verschiedener Hersteller den passenden Kletterschuh herauszufinden erfordert einiges an Recherche und Ausprobieren.

Die Hauptfragen sind dabei eigentlich immer dieselben: Für welches Einsatzgebiet – Bouldern, Sportklettern, Alpinklettern … – ist welches Modell am besten? Mit welchem Kletterschuh kann ich vielleicht noch ein kleines bisserl mehr an Leistung abrufen? Wir haben beim Bergzeit Kletterteam nachgefragt, was ihr liebster Kletterschuh ist und warum.

Interessanter Nebeneffekt: Die interne Kletterteam-Kletterschuh-Wertung: Welcher Hersteller sahnt die meisten Empfehlungen ab? Trommelwirbel … And the Winner is … Five Ten! Dahinter folgen dann gleichauf Scarpa und La Sportiva. Aber lest selbst …

Five Ten Anasazi VCS: Ewiger Favorit

Bene Hirschmann: Mein Lieblingskletterschuh ist und bleibt auf ewig der „Anasazi Velcro“ von Five Ten. Dieser Lederschuh ohne Vorspannung und Specials wie verstärkte Ferse oder Spitze zum Hooken besticht vor allem durch seine sehr schlichte optische Erscheinung. Seine Funktionen reduzieren sich auf die Essenz eines guten Schuhs: Eine gute Sohle mit gutem Gummi, eine optimale Passform (für Kletterer mit breiten Füßen) und viel Platz für Charakter!

„Charakter“ ist so gemeint: Viele Schuhe engen den Funktionalitätsbereich auf einige wenige Klischee-Kletterdisziplinen ein: Entweder Überhang oder Platte, entweder Klettern oder Bouldern, entweder Halle oder Fels usw. Der Anasazi Velcro ist ein Allrounder. Mit ihm erlebst Du mehr als nur eine Spielart unseres Sports. Von der brüchigen Nordwand im Karwendel über die rauhen Boulder im Zillertal und die glatten Volumes in der Halle bis hin zum bombigen Kalk des Verdon lässt der Anasazi keine Wünsche offen. Nur eines kann er nicht: Dich zu einem besseren Kletterer machen. Das musst Du schon selbst auf die Reihe bekommen.

Scarpa Drago: Der Drache unter den Kletterschuhen

Chiara Hanke: Meine Geheimwaffe? Ganz klar der Scarpa Drago! Ein wahrer Drache unter den Kletterschuhen. Wer einen sensiblen Schuh will, der jede Unebenheit und Veränderung an einem Tritt spüren lässt ist hier richtig. Nicht nur draußen am Fels, vorwiegend am überhängenden Fels, ist der Drago gerne zu Hause. Auch in der Halle trumpft er mit seinen hervorragenden Reibungseigenschaft.

Die Oberfläche dieses Kletterschuhs besteht zu fast 70 Prozent aus weichem Microfiber. Alles in allem eine High-Performance Socke die mich bei noch keiner Gesteinsart im Stich gelassen hat. Ein weiterer Pluspunkt ist hier außerdem die sehr geringe Einkletterzeit des Schuhs. Das geht ausnahmsweise ganz ohne die große Schmerzen, die man von anderen Downturn-Monstern gewohnt ist.

Five Ten Hiangle: Perfekt für kleine Tritte in steilem Gelände

Chris Münch: Mein absoluter Lieblingskletterschuh ist der Hiangle von Five Ten. Super bequem zu tragen zeigt er eine wahnsinnige Performance am Fels. Ohne jegliche Luft in der Ferse lässt es sich mit dem Schuh super hooken. Der Downturn lädt geradezu zum Angeln kleinster Tritte im steilen Gelände ein.

Durch die harte Sohle bringe ich auch auf Platten genügend Druck auf schlechte Käntchen. Selbst nach dreißig Metern technischen Ketterns hält der Schuh bis zum Ende jeder Route seine Form. Da klappt dann auch noch der Ausstiegsboulder ohne, dass die Waden krampfen. Der Five Ten Hiangle, wirklich mein absoluter Favorit!

Five Ten Anasazi VCS: Treuer Begleiter

David Lochner: Schon seit Jahren klettere ich fast ausschließlich den Five Ten Anasazi VCS – abgesehen von zwei Abstechern zum LaSportiva Miura und dem Five Ten Anasazi Verde. Zurückgekommen bin ich dann aber doch wieder. Inzwischen habe ich wohl schon um die zwölf Modelle vom VCS verschlissen.

Den Five Ten Anasazi VCS klettere ich vor allem aus zwei Gründen: Erstens passt er sehr gut zu meinen breiten Füssen und schmerzt auch nach langen Alpinklettertagen kaum. Und zweitens ist er auf Platten und senkrechten Wandklettereien eine richtige „Waffe“.

Der weiche, griffige Gummi sorgt für viel Gefühl und präzises Antreten. Die fehlende Vorspannung lässt ein großflächiges Auflegen der Sohle auf den Felsen mit tiefer Ferse zu. Dabei bringt man richtig viel Gummi auf den Tritt/die Platte und erzielt so wesentlich bessere Reibungswerte als bei Schuhen mit Vorspannung. Alles in allem hat VCS alles was ich von einem guten Alpinkletterschuh erwarte. Tipp: Nicht zu eng kaufen zum Plattenklettern, sonst macht’s keinen Spaß.

La Sportiva Solution: Hooken und Saugen

Heli Kotter: Der Solution Women von La Sportiva ist aktuell mein Favorit! Die Sohle ist ein wenig weicher als beim Herrenmodell. Dadurch hat man gleich beim Einklettern ein besseres Gefühl auf den Tritten. Die Ferse ist komplett mit Gummi umhüllt und saugt sich durch den Schnitt vom Schuh extrem an! Beim Einklettern braucht man deshalb die ersten ein- oder zweimal eine Folie zum Reinschlüpfen.

Die Spitze hat ebenfalls eine großzügige Gummikappe. Der Solution ist daher eine absolute Waffe fürs Heel- und Toe-Hooken. Durch den Downturn an der Schuhspitze kann man sich auch in frontaler Kletterstellung gut an die Wand saugen. Darüber hinaus hält er richtig lange seine Form und Stabilität.

 Scarpa Instinct VS: Nicht zu weich und nicht zu steif

Martin Tekles: An meine Füße lasse ich nur das beste Material. Ich bevorzuge nicht zu weiche Schuhe. Allerdings sollte mein idealer Schuh auch nicht zu steif sein, eben ideal für kleine Tritte aber auch für Strukturen. Außerdem muss ich mich auf den gesetzten Hook verlassen können, sowohl Heel- als auch Toehook dürfen nicht einfach wegrutschen, wenn nötig verzeiht der Schuh auch die ein oder andere Unsauberkeit bei meiner Tritttechnik.

Diese Eigenschaften vereint der Scarpa Instinct VS perfekt. Der Instinct VS ist mit einem Velcroverschluss ausgestattet der völlig ausreicht, um den Schuh festzuziehen. Die Zehenkappe mit dem durch Gummi verstärkten Bereich an der Oberseite eignet sich optimal für wacklige Toehooks und die verstärkte Ferse lässt jeden Heelhook gelingen. Außerdem wird der Schuh nicht sehr viel kleiner über die Einsatzdauer.

La Sportiva Python: Perfekt für die Boulderhalle

Sophie Arnold: Der Python war und ist immer noch mein absoluter Favorit unter den Kletterschuhen. Die Passform der Schuhe von La Sportiva ist für meine Füße einfach optimal. Bei mir liegt auch ein großer Fokus auf dem Wettkampf-Klettern. Genau da liegen auch die Stärken und Vorteile des Python.

Der eine Klettverschluss ermöglicht mir ein schnelles An- und Ausziehen und bietet mir aber zugleich einen festen Halt beim Hooken. Zudem ist er sehr sensibel und hat nicht zu viel Vorspannung. Somit kann ich ihn bei Platten, Überhang und für Heel- und Toehooks tragen. Ein Schuh für alle Herausforderungen, die im Wettkampf und am Fels auf mich warten.

Five Ten Team: Hauptsache Stealth-Sohle

Uwe Daniel: Am liebsten klettere ich mit Kletterschuhen. Klingt im ersten Moment vielleicht komisch aber: Das Geräusch von Steigeisen auf Fels ist nicht mein liebstes.

Der Schuh selbst ist mir nicht so wichtig. Im Elbsandstein, wo ich zuhause bin, zählt für mich die Sohle. Da setze ich ausschließlich auf die Five Ten Stealth Sohle. Für leichte Wege habe ich mir den Five Ten Team in einer bequemeren Größe zugelegt. Schwere Wege klettere ich aber mit dem Five Ten Anasazi. Besonders schön finde ich, dass auch der Five Ten Guide Tennie Zustiegsschuh mit der Stealth-Sohle ausgestattet ist.

Der Allrounder: La Sportiva Skwama

Schuld ist ist mein Kletterkumpel Paul. Den habe ich vor etwa fünf Jahren mal gefragt, welchen Schuh er eigentlich für schwere alpine Sportkletterrouten verwendet. Weil ich einen Schuh haben wollte, der bequem und präzise zugleich ist. Seine Antwort war damals: den Skwama.

Seitdem ist der Skwama quasi mein Default-Schuh.

Ich habe immer je nach Gebiet verschiedene andere Schuhe mit dabei, aber der Skwama passt notfalls immer. Im Bereich des Vorderfußes ist er relativ breit, verzichtet auf Downturn und Assymetrie und hat genau die richtige Dosis Vorspannung, dass er bei langen Routen gut unterstützt und ich auch nach 35 Meter Platte noch nicht mit einem Krampf aus der Wand kippe.

Markus Stadler

Der Skwama ist als der perfekte Allround-Kletterschuhe für schwere Routen: bequem, präzise und sensibel.

Der La Sportiva Skwama ist mein absoluter Allroud-Favorit. So bequem, dass ich ihn lange tragen kann und so präzise und feinfühlig, dass ich mich auch in schweren Routen immer auf ihn verlassen kann! Einfach der perfekte Allround Kletterschuh!

Stefan Rehm, Bergzeit Magazin, klettert seit über 25 Jahren, arbeitet im Routenbau und gibt Kletterkurse.

Der Hallenschuh: Black Diamond Method S (Stefan)

Der Method S ist einer der spannendsten Kletterschuhe der vergangenen Jahre. Ich muss zugeben: Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Denn wenn Camouflage-Muster auf Camouflage-Allergie trifft – schwierig. Und auch für meine Fussform ist der Schuh fast etwas zu schmal.

ABER: Der Sohlengummi ist echt richtig gut. Und der ergänzt sich richtig gut mit Konstruktion des Schuhs – denn das S steht für supersoft. Hier wurde komplett auf eine Zwischensohle verzichtet.

Ich spüre genau, was unter meinen Zehen passiert. Ein Traum!

Das ist sicher etwas Geschmackssache, aber ich liebe das (für kurze Strecken). Für mich ist das der perfekte Schuh fürs Indoor Bouldern, auf Volumen rumhopsen, durch Überhänge hooken.

Der Black Diamond Medthod es ist mein derzeitiger Boulderhallen-Favorit (ja tut mir leid, auf nur einen Kletterschuh kann ich mich nicht festlegen). Weich, kleberig und richtig viel Gefühl. Mein Tipp für alle ambitionierten Boulderhallen-Gängerinnen und -Gänger!

Stefan Rehm, Bergzeit Magazin, klettert seit über 25 Jahren, arbeitet im Routenbau und gibt Kletterkurse.

Drinnen wie draußen: Der Vapor V von Scarpa

Der Vapor V hat mich schon in der Halle und draußen am Fels sicher durch viele Routen gebracht. Kleine Tritte lassen sich präzise antreten und auch wenn es nur auf die Reibung ankommt, behält man mit der griffigen Vibram Sohle absolut die Kontrolle. Bouldern ist also auch möglich damit.

Dank dem Klettverschluss ist der Vapor V bei einer Boulder-Session schnell an- und ausgezogen.

Martin Bachmeier

Dank dem Klettverschluss ist der Vapor V bei einer Boulder-Session schnell an- und ausgezogen.


Weil sich der Vapor V meinen Füßen so gut angepasst hat, habe ich die Schuhe schon zwei mal neu besohlen lassen und denke auch jetzt noch nicht daran, mich von ihnen zu trennen.

Die Kletterschuhe sind also äußerst stabil und langlebig gebaut. Dabei hat es nur eine relativ kurze Gewöhnungsphase gebraucht, bis sich die Schuhe an meinen eher breiten Vorderfuß gut angepasst haben.

Martin, Redakteur des Bergzeit Magazin

Zugegeben, nach drei Jahren intensivem Gebrauch greife ich für die härtesten Routen mittlerweile auch gerne auf andere Schuhe zurück. Aber beim gemütlichen Bouldern und vor allem in Mehrseillängenrouten ist der Vapor V nach wie vor meine erste Wahl.

Martin Bachmeier, Bergzeit Magazin, ist mit und ohne Seil am liebsten oberhalb der Baumgrenze unterwegs.

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