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Waldbodenmatratze

Trekkingplätze in Deutschland & Österreich: Hier darfst Du legal wildcampen

6 Minuten Lesezeit
Draußen in unberührter Natur, fernab der Zivilisation übernachten. Nur ein Traum? Welche Möglichkeiten gibt es für Dich, legal in Wald und Fauna die Nacht zu verbringen? Die Antwort lautet: Trekkingplätze. Wir stellen sie Dir vor.

Wandern und Wildcampen sind beliebt. Die jüngsten Umfragen deuten auf ein Allzeithoch hin. So befragte der Outdoorhersteller Schöffel in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut YouGo Menschen nach ihren liebsten Outdoor-Aktivitäten. 69 % beantworteten diese Frage mit Wandern. Insbesondere das Interesse an Mehrtages- und Hüttenwanderungen hat zugenommen.

Was also tun, wenn auf der mehrtägigen Wanderung weder Hütte noch Hotel erreichbar sind? Darf ich mein Zelt bzw. Nachtlager einfach in der Natur errichten? Auf nicht genehmigtes Wildcampen steht Strafe – gut also, wer sich im Vorfeld informiert, denn sonst kann’s teuer werden.

Um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, haben wir uns mit einer Expertin auf diesem Gebiet unterhalten, Lilli Wahli. Lilli arbeitet für den Naturpark Schwarzwald Mitte Nord im Projektmanagement Sporttouristik und betreut hier das Projekt Trekking Schwarzwald, eine Reihe von legalen Trekkingcamps in Deutschland.

In Deutschland muss die Übernachtung im Wald vom jeweiligen Waldeigentümer genehmigt werden.

Lilli Wahli

Als Expertin hat sie eine klare Antwort zur Hand: „In Deutschland muss die Übernachtung im Wald vom jeweiligen Waldeigentümer genehmigt werden. Dies steht meist im Landeswaldgesetz der einzelnen Bundesländer. Ohne diese Erlaubnis ist es nicht erlaubt, seinen Schlafsack hinzulegen.“ Zunächst klingt das für alle Naturschläfer ziemlich ernüchternd. Doch es gibt Alternativen.

Offizielle Trekking Camps bieten Dir oft mehr Komfort als Du erwartest: Hier eine Schutzhütte mit gemütlicher Feuerstelle.

Sebastian Canaves

Offizielle Trekking Camps bieten Dir oft mehr Komfort als Du erwartest: Hier eine Schutzhütte mit gemütlicher Feuerstelle.


Gut zu wissen: Diese eindeutige Regelung gilt auch für Österreich. Dort heißt es auf der offiziellen Regierungseite des Landes: „Für ganz Österreich einheitlich geregelt ist das Campen bzw. Zelten im Wald. Der Wald darf zwar grundsätzlich zu Erholungszwecken betreten werden, eine ‚Benutzung‘ des Waldes durch z.B. Lagern bei Dunkelheit oder Zelten ist jedoch ausdrücklich verboten.“

Die Gesetzeslage: Notlager nur als Notlösung

Neben legalen Trekkingplätzen wie Trekking Camps, auf die wir später noch eingehen werden, lassen sich Notlösungen für eine Nacht in Betracht ziehen. „Es gibt eine ‚Grauzone‘, wenn Wanderer von der Nacht überrascht werden“, erklärt Lilli Wahli. „Das Biwakieren oder Übernachten in Schutzhütten ist in der Regel nicht erlaubt. Sollten die Wanderer sich übernommen oder verlaufen haben, oder ein Unwetter einbrechen, darf ein kleines Notlager eingerichtet werden“.

Dann dürfe z. B. in einer Schutzhütte oder auf dem Boden mit Isomatte ein kleines Nachtlager zum Wildcampen errichtet werden, so Wahli. Ein Zelt aufzustellen, sei jedoch nicht erlaubt. Wichtig sei, dabei zu beachten, dass dieses nur für eine Nacht möglich sei und am nächsten Tag nichts an Müll hinterlassen werde. „Ein Feuer darf auch nicht gemacht werden“, so die Expertin.

Trekkingplätze bzw. Camps: Eine legale Alternative

Wer es sich weniger kompliziert machen möchte, ohne jedoch auf das Feeling unter freiem Himmel in der Natur zum Übernachten verzichten zu wollen, der sollte sich mit Trekking Camps beschäftigen. In Deutschland gibt es mittlerweile recht viele legale Trekkingplätze. Diese sind über die gesamte Republik verteilt. Und auch in Österreich finden sich immer mehr Angebote für das legale Wildcampen im Freien.

Trekking Camps sind eine ideale Möglichkeit, um legal in einem Wald zu übernachten.

Lilli Wahli

„Ein Trekkingplatz bzw. Trekking Camp bietet die ideale Möglichkeit, um legal in einem Wald zu übernachten“, so Lilli Wahli, die im Schwarzwald mehrere dieser Camps betreut. Die Überlegungen, wo ein solches Camp eingerichtet wird, hängt dabei von vielerlei Faktoren ab. „Wir haben uns für die Region Schwarzwald im Vorfeld genau überlegt, wo diese Trekkingplätze vertretbar sind. Das beinhaltet auch Überlegungen des Naturschutzes oder Flächen, an denen Waldarbeiter ihre Arbeit verrichten müssen. Unter Berücksichtigung solcher Faktoren haben wir schließlich mehrere Camps eingerichtet.“

Mitten im Wald sein Lager aufschlagen? Das geht nur in legalen Trekking Camps, wie beispielsweise in Baiersbronn im Schwarzwald.

Sebastian Canaves

Mitten im Wald sein Lager aufschlagen? Das geht nur in legalen Trekking Camps, wie beispielsweise in Baiersbronn im Schwarzwald.


Entspannt Naturerfahrung sammeln

Die Idee hinter solchen Naturplätzen ist es, legales, gelenktes und damit verträgliches Wildcampen zu ermöglichen, um Menschen eine besondere Naturerfahrung zu ermöglichen. „Bis ein geeigneter Platz für das Errichten eines Trekking Camps gefunden ist, dauert es eine Weile. Neben den gerade beschriebenen Faktoren ist es wichtig, dass diese Plätze naturverträglich sind. Dafür müssen wir die Umgebung genau beobachten. Gibt es sensible Bereiche wie etwa Brutplätze oder wird ein Gebiet von seltenen Pflanzenarten „bevölkert“, kommt dieser Platz nicht infrage und es muss weitergesucht werden. Aber auch Forstwirtschaft und Jagd müssen beachtet werden“, beschreibt Lilli Wahli den Auswahlprozess eines Lageplatzes.

Gewusst wo! Legales Wildcampen ist nur an ausgewählten naturverträglichen Plätzen möglich.

Sebastian Canaves

Gewusst wo! Legales Wildcampen ist nur an ausgewählten naturverträglichen Plätzen möglich.


Im Schwarzwald sind die Trekkingplätze jeweils so aufgebaut, dass Wanderer immer einen Platz haben und dort bis zu drei Zelte aufstellen dürfen. Die Plätze zum Aufstellen sind vorgegeben. Mal ist es eine Wiese, es kann auch eine Holz-Plattform sein. Die Plattformen sind so aufgebaut, dass diese im Bedarfsfall auch schnell wieder zurückgebaut werden können.

Zusätzlich gibt es bei vielen Plätzen auch Feuerstellen. „Ob Feuer gemacht werden darf, hängt mit den die äußeren Bedingungen zusammen. Ist es zu trocken, wie derzeit oft im Sommer, droht Waldbrandgefahr und Feuermachen ist verboten. Ansonsten sind die Plätze jeweils noch mit einer Komposttoilette ausgestattet“, so die Trekking-Camp-Fachfrau.

Entlegene Trekkingplätze für Fernwanderer

Trekking-Camps sind dabei in erster Linie für Wanderer, insbesondere Fernwanderer, gedacht. Die Plätze sind nur zum Übernachten und dies maximal für eine Nacht. Ein großes Lager kann dort also nicht aufgeschlagen werden. Das Equipment muss komplett mitgebracht werden. Es gibt vor Ort keinerlei Leihzelte oder Ähnliches. Aber, richtige Trekker sind ohnehin mit Schlafsachen unterwegs, haben Zelt oder Hängematte und ihren Schlafsack dabei.

Da fällt Verzicht leicht, denn das Equipment zum Campen im Freien muss komplett selbst mitgebracht werden.

Stefan Kuhn Photography

Da fällt Verzicht leicht, denn das Equipment zum Campen im Freien muss komplett selbst mitgebracht werden.


„Es ist nicht die Idee, an diesen Plätzen ein Basislager zu errichten und von dort Tagestouren zu unternehmen oder den Tag über dort in der Hängematte zu liegen.“ so Lilli Wahli.

Man wandert abends in das Camp und morgens reist man wieder ab.

Lilli Wahli

„Die Camps sind immer nur zu Fuß erreichbar und es sollten nur die nötigsten Gegenstände zum Wildcampen mitgebracht werden, keinerlei Musikboxen oder Ähnliches.“ Kleiner Tipp: Da nur wenige Trekking-Camps mehr als eine Übernachtung ermöglichen – bei privaten Anbietern oder Bauernhöfen entstehen immer mehr dieser Angebote. 

Trekking Camps – hier kannst Du es ausprobieren!

Wir haben Dir eine kleine Auswahl an Trekking Camps in Deutschland und Österreich zusammengestellt. Die Trekking-Camps liegen häufig an einer Fern-Wanderroute. Hinter den Links der jeweiligen Regionen findest Du mehrere Plätze zur Auswahl.

Trekkingplätze fürs Wildcampen in Deutschland

Camps im Schwarzwald

  • Region: Nordschwarzwald
  • Ausstattung:
    • Acht Trekking-Camps zwischen Baden-Baden und Loßburg
    • Buchung der Camps zwischen Mai und Oktober
    • Bis zu drei Zeltstellplätze je Camp

Camps im Frankenwald

  • Region: Leitschtal
  • Ausstattung:
    • Vier Zeltstellplätze für jeweils 1 Zelt
    • Davon ein Stellplatz mit einer niedrigen Holzplattform
    • Feuerstelle mit Sitzmöglichkeiten
    • Brennholzvorrat
    • Wasserfass (nur Brauchwasser, KEIN Trinkwasser!)
    • Wettergeschützte Outdoor-Toilette (Toilettenpapier ist mitzubringen!)

Camps in der Eifel

  • Region: Hohes Venn
  • Ausstattung:
    • Verschiedene Camps: Jeder Naturlagerplatz mit Komposttoilette
    • Jedes Camp bietet auf einer Zeltplattform Platz für bis zu zwei Zelte

Camps in Sachsen

  • Region: Elbsandstein
  • Ausstattung
    • Schutzhütte
    • Stellfläche für bis zu 5 Zweipersonenzelte
    • 1 Komposttoilette
    • Regenwassersammler für Brauchwasser

Trekkingplätze fürs Wildcampen in Österreich

Biwakplatz Weißwasser

  • Ausstattung:
    • Feuerstelle
    • Holz zum Feuer machen
    • Toilette
    • Befestigter Untergrund zum Schlafen
    • Kein Trinkwasser!

5 Tipps zum Wildcampen

Für eine gelungene Übernachtung an einem Trekkingplatz gibt es ein paar Dinge zu beachten. So können sich noch viele weitere Wanderer und Trekkerinnen auf Nächte unter freiem Himmel freuen:

  1. Eigenes Equipment mitbringen
  2. Nicht lärmen, aus Rücksicht auf die Natur, Tiere und andere Trekker und Trekkerinnen
  3. Müll wieder mitnehmen
  4. Sorgsamer Umgang mit Feuer
  5. Keine Pflanzen beschädigen oder entnehmen

Weitere Informationen zum Thema Campen und Trekking

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