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Was tun bei Höhenkrankheit?

Höhenkrankheit: Symptome erkennen und behandeln

6 Minuten Lesezeit
Höhenkrankheit kann jeden treffen - unabhängig von Fitness, Alter oder Gesundheitszustand. An welchen Symptomen man sie erkennt und was man im Falle eines Falles tun sollte, erklärt Bergzeit-Autor und Arzt Sebastian Fiedler.

Egal, ob Profibergsteiger David Lama oder Hobbybergsteiger Otto Müller – vor der Höhenkrankheit ist niemand per se sicher. Es hilft aber, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, die Symptome zu erkennen und Behandlungsmöglichkeiten im Hinterkopf zu haben. Darüber hinaus ist es entscheidend, sich vor einer Tour in entsprechende Höhen gewissenhaft vorzubereiten und die Tour sinnvoll zu planen. Dazu gehört eine ausreichende körperliche Fitness, aber auch das Wissen um richtige Aufstiegstaktiken am Berg und die richtige Akklimatisation. Mit diesen Voraussetzungen kann man das Risiko einer Erkrankung minimieren.

Höhenkrankheit ist nicht nur für Profibergsteiger ein Thema. Auch Trekker und Wanderer sollten über die Symptome Bescheid wissen, wenn sie sich in entsprechenden Höhen aufhalten.

Pixabay

Höhenkrankheit ist nicht nur für Profibergsteiger ein Thema. Auch Trekker und Wanderer sollten über die Symptome Bescheid wissen, wenn sie sich in entsprechenden Höhen aufhalten.


In diesem Artikel beschreibe ich die Symptome der Höhenkrankheit und gehe auf die Behandlung ein. Die drei Formen der Erkrankung und vorbeugende Maßnahmen werden im Artikel „Höhenkrankheit vorbeugen“ beschrieben.

Symptome der Höhenkrankheit erkennen

Wie erkenne ich, ob ich an einer Form der Höhenkrankheit leide? Zunächst ist es wichtig, auf die offensichtlichen Symptome zu achten. Zusammenfassend sind dies:

  • Akute Höhenkrankheit (AMS): Leitsymptom Kopfschmerz plus: Müdigkeit, Schwindel, allgemeine Schwäche, Übelkeit mit Appetitlosigkeit, erhöhter Ruhepuls, verminderter Harndrang
  • Höhenlungenödem (HAPE): ausgeprägter Leistungsverlust, akute Atemnot, Reizhusten, sogenannte Raschelgeräusche beim Atmen (bedingt durch Wasser auf der Lunge), Zyanose (Blaufärbung von Lippen und Schleimhaut durch verringerten Sauerstoffgehalt)
  • Höhenhirnödem (HACE): Lähmungen, Bewegungsstörungen, Kopfschmerzen, Halluzinationen bis hin zum Koma.

In sich hineinhören und mit Tourenpartner vergleichen

Abgesehen von den offensichtlichen Symptomen ist es wichtig, in seinen Körper hineinzuhören und auf erste Anzeichen zu achten. Hier geht es darum zu unterscheiden, ob es sich um „normale“ Erschöpfung im Rahmen einer anstrengenden Tour handelt oder ob die Erschöpfung über den normalen Grad hinausgeht. Dabei ist es hilfreich, sich mit seinen Bergkollegen zu vergleichen. Komme ich auf einmal meinem langjährigen Partner, der normalerweise ein ähnliches Niveau hat, nicht mehr hinterher? Das kann ein Warnzeichen sein. Bewegt man sich in Höhen mit steigendem Risiko, so kann es auch sinnvoll sein, sich gegenseitig „abzufragen“, ob entsprechende Anzeichen auftreten. Damit macht man sich die Symptome nochmals bewusst.

Auf Anzeichen beim Tourenpartner achten

Weiterhin sollte man auf seinen Tourenpartner achten, da manche Symptome eher von außen wahrgenommen werden. Die Stimmungslage, zunehmende Pausen oder ein plötzlicher Leistungsabfall können erste Anzeichen von Höhenkrankheit sein. Wer höhenkrank ist, wirkt auch zunehmend still oder teilnahmslos.¹ Zeichen wie diese sollten ernst genommen werden.

Wer höhenkrank ist, wirkt auch zunehmend still oder teilnahmslos. Oft fällt das eher dem Tourenpartner auf, als den Betroffenen selbst.

Florian Delée/Unsplash

Wer höhenkrank ist, wirkt auch zunehmend still oder teilnahmslos. Oft fällt das eher dem Tourenpartner auf, als den Betroffenen selbst.


Wer höhenkrank ist, wirkt auch zunehmend still oder teilnahmslos. Oft fällt das eher dem Tourenpartner auf, als den Betroffenen selbst.

Abbildung: nach Quelle 1 (Handbuch der Trekking- und Höhenmedizin)

Mit dem Lake Louise Score lassen sich die Symptome der akuten Höhenkrankheit abfragen.


Lake Louise Score

Immer häufiger findet auch der Lake Louise Fragebogen Verwendung, um die Symptome einer Höhenkrankheit abzufragen. Der Fragebogen besteht aus einem subjektiven Teil (siehe Abbildung) sowie einer objektiven Beurteilung und Funktionsprüfung. Dabei wird vor allem der subjektive Teil benutzt. Er erlaubt nicht nur die Feststellung, ob jemand erkrankt, sondern auch eine gute Verlaufsüberprüfung, indem man die Ergebnisse mehrerer Tage vergleicht.

Behandlung: Was tun bei Anzeichen von Höhenkrankheit?

Die Therapiemöglichkeiten lassen sich in zwei Bereiche unterteilen. Zum einen gibt es allgemeine Handlungsempfehlungen, die zu beherzigen sind, wenn entsprechende Symptome auftreten. Zum anderen gibt es medikamentöse Therapiemöglichkeiten, die jedoch nur von einem Arzt und unter Aufsicht durchgeführt werden sollten.

Bei ersten Anzeichen einer akuten Höhenkrankheit

Bei einer akuten Höhenkrankheit gilt zunächst die Devise, nicht weiter aufzusteigen und einen Ruhetag einzulegen. Kopfschmerzen sprechen in der Regel auf Ibuprofen oder andere leichte Schmerzmittel an. Bei Besserung ist ein Aufstieg am Folgetag möglich, bei weiterer Verschlechterung muss der Abstieg angetreten werden, da sich der Zustand rasch verschlechtern könnte und dann ein Absteigen unter Umständen nicht mehr problemlos möglich ist.

Der Abstieg ist die Therapie der ersten Wahl

In allen Fällen ist bei einer akuten Höhenkrankheit bzw. einem Lungen- oder Hirnödem ein weiterer Aufstieg tabu. Der Abstieg ist die einzig wirksame Therapie, da man den Auslöser (zu wenig Sauerstoff) eliminiert und gleichzeitig die Therapie einleitet (mehr Sauerstoff). Wichtig: Personen, die unter einer Höhenkrankheit leiden, sollten niemals alleine gelassen werden, da nicht absehbar ist, ob die Situation stabil bleibt oder kippt.

Bei Expeditionen oder Touren in großen Höhen, wo kein sofortiger Abstieg möglich ist –  sei es bedingt durch das Gelände, das Wetter oder den Gesundheitszustand des Patienten – kann ein Abstieg durch einen Überdrucksack simuliert werden. Ein Überdrucksack ermöglicht es, den Sauerstoffpartialdruck wieder zu erhöhen und so tiefere Höhenlagen zu simulieren. Dennoch sollte zum nächstmöglichen Zeitpunkt ein Abstieg angestrebt werden, da der Patient auf diese Weise nicht ausreichend versorgt ist und bei Verlassen des Überdrucksacks wieder in die Höhenkrankheit rutschen kann. (noch ein Satz zu: Bei HACE und HAPE ist ein weiterer Aufenthalt in der Höhe lebensgefährlich und die sofortige Verabreichung von Medikamenten notwendig, deshalb so schnell wie möglich in ein Krankenhaus.)

Medikamentöse Therapie

In vielen Fällen die letzte Möglichkeit ist die medikamentöse Therapie. Hier ist es quasi unmöglich, eine Empfehlung abzugeben. Die Entscheidung sollte stets von einem Arzt getroffen werden (bei Expeditionen und organisiertem Höhentrekking ist häufig einer dabei).

Bei einem Höhenlungenödem wird die Verabreichung von Sauerstoff sowie die Gabe von Nifedipin in der Literatur empfohlen¹²³. Das Medikament senkt den Druck in den Lungengefäßen und verhindert so eine weitere Zunahme des Ödems. Ein sofortiger Abstieg ist überlebenswichtig.

Bei einem Höhenhirnödem wird ebenfalls die Verabreichung von Sauerstoff empfohlen sowie die Gabe von hochdosiertem Cortison¹²³. Auch hier ist ein weiterer Aufenthalt in der Höhe lebensgefährlich, es hilft nur absteigen.

Hinweis: Dieser Artikel gibt lediglich einen Überblick über das Thema und ersetzt keinesfalls eine medizinische Beratung. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Korrektheit. Der Artikel wurde anhand der genannten Literatur und auf Grundlage der Inhalte von bergmedizinischen Fortbildungen erstellt.

Quellen und weiterführende Literatur

Für Interessierte empfehle ich folgende Literatur:

  • Alpin- und Höhenmedizin, Springer Verlag: Ein umfassendes Buch mit sämtlichen Grundlagen zum Thema, sehr detailliert
  • Handbuch der Trekking- und Höhenmedizin, 8. Auflage, Österreichische Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin/Deutsche Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin
  • https://hoehenmedizin.org – sehr informative Homepage, die die wichtigsten Fragen nochmals detailliert aufführt

Für interessierte Ärzte, die selbst aktive Bergsteiger sind, kann ich die folgenden berg- und höhenmedizinischen Kurse empfehlen, in denen detailliert alle Grundlagen vermittelt werden:

Folgende Quellen wurden für den Artikel herangezogen:

¹ Handbuch der Trekking- und Höhenmedizin, 8. Auflage, Österreichische Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin/Deutsche Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin
² Peter Bärtsch et al., Acute High Altitude Illness, The New England Journal of Medicine, 2013
³ Peter Bärtsch et al., Basiswissen für die höhenmedizinische Beratung, Deutsches Ärzteblatt, 2011

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