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Kletterspots in Skandinavien

Klettern in Norwegen – die besten Gebiete

9 Minuten Lesezeit
Im Sommer nach Norwegen? Klingt nach einer guten Idee! Aber die Lofoten sind zu weit weg und nur nach Flatanger zu fahren ist irgendwie langweilig und war auch nicht wirklich das Ziel. So in etwas unsere Überlegungen im Frühjahr 2016 als wir uns an die Planung unseres nächsten Trips machten. So startete unsere Suche nach Kletter- und Bouldergebieten, die auf dem Weg nach Flatanger liegen …

Um uns die Anreise etwas angenehmer zu gestalten, beschließen wir immer wieder kleine Kletterstopps auf den Weg dorthin einzulegen. Fast alle unsere hier beschriebenen Klettergebiete werden im „Climb Norway“ Kletterführer vorgestellt. Um einen ersten Überblick über die Möglichkeiten des Sportkletterns in Süd- und Mittelnorwegen zu bekommen, ist dieser auf jeden Fall empfehlenswert. Grob angeordnet von Norden nach Süden werde ich nachfolgend auf die schönsten Gebiete unserer Kletterreise eingehen.

Das Klettergebiet Viks Kile in Schweden

Der Ort Viks Kile (Schweden) bietet perfekte Klettermöglichkeiten. | Foto: Michael Seidl
Der Ort Viks Kile (Schweden) bietet perfekte Klettermöglichkeiten. | Foto: Michael Seidl
  • Anreise: Von Göteborg auf die E6 Richtung Norden. Ausfahrt 90 (Stora Högamotet) nehmen, neun Kilometer der Straße 160 folgen, dann links auf die 169. Am Kreisverkehr nach Spjärr die erste Ausfahrt nehmen und drei Kilometer der Straße folgen, dann am nächsten Kreisverkehr erneut die erste Abfahrt nehmen und bis nach Kyrkesund fahren.
  • Routen: 60 Routen von 6a-8b. Feiner, überhängender Granit.
  • Kletterführer: „Klättring i Göteborg“ (auf Schwedisch und Englisch)

Das Gebiet Viks Kile ist ein wahrer Edelstein: Überhängenden Routen in feinstem Granit und gemütlichem Ambiente, was will man mehr? Es befindet sich etwa 50 Kilometer nördlich von Göteborg, auf der Halbinsel Tjörn und ist mit dem Auto problemlos erreichbar.

Mit rund 60 Touren ist das Gebiet relativ überschaubar. Trotzdem fällt uns die Auswahl echt schwer, da fast alle 6a bis 8b Routen von höchster Qualität sind. Das Klettern in den Sommermonaten bietet sich hier besonders an, da die meisten Sektoren hier in Richtung Norden ausgerichtet sind.

Die Felsen befinden sich inmitten einer schönen Bucht und die nächste Bademöglichkeit liegt nur 200 Meter entfernt. Aufgrund seiner direkten Nähe zu Göteborg bietet es sich geradezu an einen Besuch der wunderbaren Stadt mit einem Abstecher zum Klettergebiet zu kombinieren.

Klettern in Granit Grottan (Schweden)

  • Anreise: Von Göteborg auf E6 Richtung Norden (Oslo). Ausfahrt 101 nehmen und der Straße 162 Richtung Lysekil folgen. Nach ca. 4,5 Kilometer die  Straße Richtung Ingalsröd nehmen und dieser etwa 5,5 Kilometer folgen, bis man die Granithöhle linker Hand hinter einem Feld sehen kann.
  • Übernachtungsmöglichkeiten: Runes Camping: HALLIND 205, 454 92 Brastad
  • Routen: 60 Routen von 6a – 8c+
  • Kletterführer: „Klättring i Göteborg“ (auf Schwedisch und Englisch), sowie diverse online-Topos

Der beeindruckende Granitüberhang liegt auf halber Strecke von Göteborg nach Oslo und ist damit ein ideales Ziel für einen Zwischenstopp. Die Gegend ist relativ dünn besiedelt und sehr naturbelassen. Das zentrale Massiv bietet stark überhängende Kletterei in griffigem Fels. Das Hauptmassiv bietet eine tolle Auswahl an anspruchsvolleren Routen und Kombinationen wohingegen man am Nebenfels auch weniger steile Routen klettern kann.

Generell ist das Niveau in diesem Gebiet aber relativ hoch, was aber nicht bedeutet, dass man ein 8b-Kletterer sein muss, um auf seine Kosten zu kommen. Sollte man mit dem Wetter nicht so viel Glück haben, ist man hier vor kürzeren Regenfällen eigentlich recht gut geschützt. Nach längeren Regengüssen kann es allerdings passieren, dass das Wasser länger nachdrückt und der Fels nass wird. Aufgrund der hohen Routendichte auf engem Raum trifft man hier auch des öfteren auf Locals, welche hier trainieren. Diese kennen sich natürlich bestens aus und so waren wir in der glücklichen Lage auch ein paar Insidertipps zu den verschiedensten Routen zu ergattern.

Bouldern in Vestfold

  • Anreise: Von Süden: Fähre von Hirtshals nach Lavrik und dann auf die E18 Richtung Oslo, bis nach Sandefjord.
    Von Norden: Von Oslo auf die E18 Richtung Sandefjord. In Sandefjord den Schildern Richtung Ula bzw. Vesterøya folgen.
  • Unterkunft: Ula Camping (direkt am Gebiet Ula)
  • Routen: Rund 100 Blöcke ab Fb 4 – 8A+
  • Kletterführer: „Veiviseren – Selected climbs in Vestfold“ (Bouldern und Klettern)

Rund eine Stunde südlich von Oslo befindet sich ein kleines, aber landschaftlich äußerst spektakuläres Bouldergebiet. Die zirka hundert Blöcke mit top Felsqualität, eingebettet in eine malerische Küstenlandschaft, verteilen sich auf drei Hauptsektoren: Vesterøya, Ula sowie Ula Øst. Rund um diesem Boulderspot bietet das Gebiet auch zahlreiche Klettermöglichkeiten.

Der leicht zugängliche Sektor Vesterøya wurde unter anderem schon von Ben Moon erschlossen. Es finden sich einige gute Klassiker und weitere Routen um den 7. französischen Grad.

In Ula findet sich eine Zahl von Blöcken direkt am Strand. Die vom Meer polierten Felsen, kommen vor allem Fuß-Technikern entgegen. Hier überwiegt der 6. Franzosengrad.

Die jedoch ohne Zweifel am beeindruckendsten Linien befinden sich in Ula Øst. Die Bucht, ist zwar nicht ganz so leicht zugänglich, wie die anderen beiden Sektoren, aber die Mühen auf alle Fälle wert! Hier liegen einige weltklasse Boulder in allen Schwierigkeitsgraden in perfektem Setting in Strandnähe. Aufgrund der südlichen Lage sind die Bedingungen im Sommer nicht ganz so perfekt aber in Ordnung. Für diesen Sektor sollte man sich auf alle Fälle einige Tage zeit nehmen und  bietet sich als erster Zwischenstopp vor Oslo besonders an.

Klettern in Urdviki

  • Anfahrt: Von Kristiansand auf der E9 Richtung Norden bis nach Storestraum dort auf die rv 323 (rv ist die Abkürzung im norwegischen für Straße und ist so auch auf den Schildern zu finden) abbiegen und nach 200m auf der rechten Seite parken.
  • Routen: 35 Routen von 6b bis 8a+
  • Unterkunft: Entweder unbequem auf dem Parkplatz oder auf einem der vielen Campingplätze in der Nähe.

Urdviki liegt zirka 100 Kilometer nördlich über Kristiansand und ist ideal gelegen für einen Zwischenstopp auf der Hin- oder Rückfahrt.

Urdviki überzeugt vor allem durch seine unglaubliche Lage. So sieht man beim Klettern direkt auf einen Fjord inklusive Wasserfall. Lochkletterei im Granit gibt es nicht? Doch hier gibt es sie! Im Sektor ganz links, überrascht die Wand mit Klettereien an offenen Löchern. In den restlichen Abschnitten wird meist an Leisten geklettert, wie es in Südnorwegen eher üblich ist. Die Sektoren in Urdviki sind vorwiegens sehr sonnig gelegen, doch dank der unmittelbaren Nähe zum Wasserfall, überhaupt kein Problem. So kann man sich in einer kleinen Kletterpausen gut abkühlen.

Der Ort Urdviki überzeugt durch seine ideale Lage und die tolle Aussicht beim Klettern. | Foto: Michael Seidl
Der Ort Urdviki überzeugt durch seine ideale Lage und die tolle Aussicht beim Klettern. | Foto: Michael Seidl

Hyggen

  • Anfahrt: Von Drammen aus Richtung Royken und Drobak. In Lahell muss man dann der Beschilderung nach Hyggen folgen. Dort kann man die Wand auch schon sehen.
  • Routen: 25 Touren von 5b bis 8a+ wobei der Hauptfokus auf dem 7. französischen Grad liegt. Das Gebiet ist noch nicht vollständig erschlossen.
  • Unterkunft: Gestaltet sich hier recht schwierig, wir schliefen in der Nähe auf einem Parkplatz und haben auch keine Probleme bekommen. Es gibt aber deutlich schönere Schlafplätze in Norwegen.

Das Gebiet liegt kurz vor Oslo, in der Nähe von Drammen. Wenn man mit der Fähre in Norwegen ankommt und weiter nach Norden will, bietet sich Hyggen als Zwischenstopp an.
Allerdings wirklich nicht für mehr. Hier überwiegt eher leistige Wandkletterei, die in den schweren Touren durch Dächer unterbrochen wird. Trotz der direkten Nähe zu einem Wohngebiet, wird das Gebiet nicht wirklich oft beklettert. So kann man auch noch lockere Griffe und Tritte finden, weshalb es ratsam ist einen Kletterhelm mitzunehmen. Es gibt ein paar wenige leichte Tradlinien. Daher gilt es zu überlegen Keile und Friends den kurzen Zustieg entlang mitzunehmen.

Klettergeheimtipp Jarberget

  • Anfahrt: Von Oslo die rv 34 Richtung Dokka fahren. In Dokka weiter in Richtung Fagernes nach 16 Kilometer auf die rv 251 nach Etnedal abbiegen und nach 1 Kilometer auf einen Feldweg Richtung Wand nach links abbiegen.
  • Routen: ca. 50 Routen von 5b bis 8a+, wobei einige der schweren Touren noch Projekte waren.
  • Unterkunft: Wir haben direkt am Parkplatz des Klettergebiets übernachtet. Das war für uns ein sehr guter Platz. Man muss aber Rücksicht auf das Einsiedlerhaus dort nehmen. Wir hatten aber keinerlei Probleme mit den Bewohnern und auch nette und interessante Gespräche. Alternativ gibt es 5  Kilometer weiter den Etnedal Familien Campingplatz.

Geheimtipp für Kletterer und Boulderer: Jarberget. | Foto: Michael SeidlDieses Gebiet, 150 Kilometer nördlich von Oslo, kann man getrost als Geheimtipp bezeichnen: perfekter Granit für eine schöner leistenbetonter Kletterei. Bei unserer Ankunft erinnerte uns der Sektor fast etwas an die Bergstation im Zillertal.

Der Zustieg dorthin ist innerhalb weniger Minuten geschafft. Die Hauptwand ist bis zu 50 Meter hoch und läd zum Austoben ein. Natürlich gibt es auch deutlich kürzere und boulderlastige Routen. Michael Bücker konnte hier ein offenes Projekt (8a+) im linken Teil der Wand sowie einen Boulder (7B) unterhalb des Gebietes erstbegehen.

Weiterer Vorzüge des Gebiets sind das gebaute Bio-Klo mit Sicht auf die Wand und eine Lagerfeuerstelle direkt unter einem Dach am Fels.

Geheimtipp für Kletterer und Boulderer: Jarberget. | Foto: Michael Seidl

Steile Felsen in Beachen

Beachen bietet Platten und Wandkletterei neben einem starken Überhang mit Ausdauerhämmern in einem Gebiet.

Wir waren nur im überhängenden Sektor „Overhenget“ , weswegen wir nur diesen beschreiben können. Hier finden sich gute Ausdauertouren an schönen Griffformen. Es dominieren gute Griffe die aber sehr reibungsabhängig sind, was zu Problemen führen kann, da das Gebiet am Nachmittag in der Sonne liegt.

Auch wenn es nach Beachen ein großer Umweg ist, kann man eine Reise dorthin empfehlen, da die Kletterei sehr schön ist. Was aber noch entscheidender ist, ist dass die Anfahrt durch einen wunderschönen Nationalpark führt, der durch seine Wildnis und die Wildwasserbäche sehr beeindruckt.

Flatanger – das Top-Gebiet

  • Anfahrt: Von Trondheim weiter Richtung Norden auf der E6 und die Abfahrt nach Namsos und Flatanger nehmen. Lauvsnes (Supermarkt) rechts liegen lassen und danach den Fjord übrqueren und links nach Strom abbiegen.
  • Routen: Hunderte Touren von 5a bis 9c
  • Unterkunft: Einziges Gebiet auf unsere Reise mit quasi verpflichtendem Campingplatz- Aufenthalt. Aber super nette Besitzer, die wirklich immer versuchen zu helfen.

Die überdimensionierte Granithöhle liegt ca. 4 Stunden nördlich von Trondheim. Eine Besonderheit in diesem Klettergebiet ist, dass man nirgends umsonst parken darf, da das ganze Gebiet im Privatbesitz einer Person liegt. Es lohnt sich also etwas mehr zu bezahlen und auf den Campingplatz zu gehen.

Flatanger beschreibt mehrere Klettergärten in einem Gebiet, wenn man aber davon hört, denkt man nur an Hanshallaren, die riesige Höhle in der sich unter anderem Change (9b+) und Silence (9c) befinden.
Klettertechnisch dominieren lange Ausdauerrouten an guten aber offenen Griffen. Es gibt auch wenige Risse. Wenn man in Flatanger ankommt hat man das Gefühl die ganze Wand sei voller Griffe und man könne überall klettern. Das erschwert die Orientierung deutlich.

Die gute Nachricht zuerst: man muss nicht 9a oder schwerer klettern um in Flatanger Spaß zu haben. 7a reich aus, um sich in Hanshallaren austoben zu können. Es gibt auch ein Plattenklettergebiet, das fußläufig zum Campingplatz liegt mit Touren bis ca. 6b. Vom Campingplatz aus sind es ca. 35 Minuten zum Felsen. Bei Regen sind diese 35 Minuten Fußweg eigentlich das einzige, was einen abhält Klettern zu gehen, da die Höhle meist trocken bleibt. Nur nach langen und ausgiebigen Regenfällen drückt das Wasser teilweise aus den Griffen.

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