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Steiles Eis

Eisklettern Renkfälle: Kletterparadies im Kaunertal

7 Minuten Lesezeit
Die Renkfälle gehören mittlerweile zu den beliebtesten und besten Eisklettergebieten Tirols. Was das Eisklettern an den Renkfällen so besonders macht und worauf man achten sollte, erfährst Du von Bergzeit-Autor Franz Mösbauer.

Der Eiskletter-Geheimtipp im Tiroler Oberland

Bereits 1982 wurde der klassische Renkfall (WI 4+) von Toni und Christian Schranz mit der damaligen Ausrüstung erstbegangen und damit die Eiskletter-Ära an den Renkfällen eingeläutet. Zunächst blieb es aber ruhig um das Eisklettergebiet. Während in Tirol etwa die Eisklettereien im Stubai bereits einen hohen Bekanntheitsgrad hatten, traten die Renkfälle erst nach einer Veröffentlichung im Magazin „klettern“ im Winter 2001 / 2002 ins Rampenlicht.

Mit einer später neu eingerichteten Wildfütterung verlängerte sich der Zustieg zu den Wasserfällen zwar auf ca. zwei Stunden – die Eismauer der Renkfälle hat sich seitdem aber trotzdem einen festen Platz in der Eiskletterszene gesichert.

Der Start in die Reise durchs Eismeer. | Foto: Franz Mösbauer
Der Start in die Reise durchs Eismeer. | Foto: Franz Mösbauer

Die Renkfälle bieten eine Vielzahl an Linien in einem traumhaften Ambiente mit zumeist ausreichend Eis. Sehr angenehm ist, dass der Eiskletterspot nach wie vor nicht überlaufen ist. Sicherlich gibt es auch dort Tage, an denen viel los ist. Diese sind – zumindest subjektiv – aber deutlich seltener als in vergleichbaren Gebieten. Schon beim ersten Besuch der Renkfälle ist man dann so überwältigt, dass man jegliche Bedenken vergisst!

Renkfälle: Anfahrt und Einstieg

Die Anfahrt erfolgt über die A12 Richtung Bregenz/Reschenpass/Kaunertal. Dort fährt man bei Fließ in Richtung Ried bzw. Kaunertal ab. Von dort geht es weiter nach St. Christina und dann links Richtung Gfrans über eine Schotterstraße bis ans Ende des Forstwegs mit Schranke. Da die Zufahrt bis dorthin geduldet wird, sind es dann „nur“ noch knapp zwei Stunden Zustieg.

Da das letzte Stück meist eisig ist, empfiehlt es sich spätestens nach der ersten Kehre – bevor es steil wird – Ketten anzulegen. Für den Zustieg selbst, der an der Anton-Renk-Hütte vorbeiführt, sollte man auf jeden Fall Tourenski dabeihaben. Denn auch wenn es anfangs vielleicht nicht danach aussieht – der tiefe Schnee kommt früh genug, spätestens beim Abstieg sind Tourenski auf dem Weg zum Tourenabschlussbier eine willkommene Unterstützung. Am Einstieg angelangt, liegt einem das Eiskletter-Paradies schon vor den Frontzacken!

Besondere Vorteile des Eiskletterns an den Renkfällen

Während man sich an den Säulen über röhriges Eis hochzaubert, hat die "Eisspur" meist kompaktes Eis im Programm. | Foto: Franz Mösbauer
Während man sich an den Säulen über röhriges Eis hochzaubert, hat die „Eisspur“ meist kompaktes Eis im Programm. | Foto: Franz Mösbauer

Die verschiedenen Kletterrouten an den Renkfällen haben alle eine Höhe um die 170 Meter. Dies entspricht in etwa drei bis vier Seillängen. Einzig der Eisschlauch ganz rechts ist mit 200 Metern etwas höher. Die einschlägig bekannten und bereits vorhandenen Hinweise zu den verschiedenen Schwierigkeitsgraden helfen im Übrigen sehr, die einzelnen Routen besser einschätzen zu können.

Während weiter unten meist über ein bis zwei Längen im kompaktem Eis geklettert werden kann, pumpen später in fast jeder Tour die Ausstiegssäulen die Unterarme auf. So wird bis auf den „klassischen Renkfall“ (WI 4+) mindestens einmal pro Route der 5. oder 6. Schwierigkeitsgrad gefordert.

Routenüberblick der Renkfälle

Hinweis: Da die Tourenbezeichnungen je nach Quelle stark variieren können, möchte ich nachfolgend (m)einen kurzen Überblick geben. Trotzdem sei anzumerken, dass die Linien oder mögliche Kombinationen vor Ort letztlich selbsterklärend sind.

Tourenüberblick der Renkfälle. | Foto: Franz Mösbauer
Tourenüberblick der Renkfälle – Anmerkung: Hier sind noch nicht alle Linien gewachsen!| Foto: Franz Mösbauer
  1. Eissäule mit Rampe (WI 6, 180 m): Ganz links und etwas ab vom Schuss findet man die „Eissäule mit Rampe“, die aber selten geklettert wird.
  2. Bachputz (Projekt): Als erste Tour von links im Eisschild der Renkfälle existiert das Projekt „Bachputz“, welches durch das Felsdach in der Wandmitte führt. Dazu liegen aber leider noch keinen genauen Informationen vor.
  3. Dampfstrahler (WI 5+, 170 m): Rechts davon bilden die Säulen des „Dampfstrahlers“ und des „Eiskönigs“ den unteren Teil des Parcours. Seit 2018 gibt es eine neue Variante des „Dampfkönig“. Im Bereich dieser Säulen zieht eine Rissspur zum Schlussvorhang hoch.
  4. Eiskönig (WI 6+, 170 m)
  5. Dampfkönig (WI 6-, 170 m)
  6. Trumpf Ass (WI 6+, 170 m): Imposant zieht sich das „Trumpf Ass“ durch die Mitte. Je nach Eisbildung kann unten eine Glasur oder eine Rampe geklettert werden, ehe die abschließende Säule erreicht wird.
  7. La Linea (WI 6+, 170 m): Eins weiter rechts verbindet die sich selten ausbildende „La Linea“ elegant mehrere kurze, aber filigrane Säulen zu einer tollen Linie.
  8. Eisspur (WI 5+, 170 m): Etwas entspannter geht es in der benachbarten „Eisspur“ zu, welche generell sehr kompaktes Eis bietet, im Mittelteil dafür aber die steilsten Abschnitte besitzt. Wem es oben dann doch zu langweilig wird, biegt links ab und klettert die Vorhänge des „Valentinstags“ an.
  9. Valentinstag (WI 6, 170 m)
  10. Klassischer Renkfall (WI 4+, 170 m): Unten in einer Verschneidung eingebettet und oben langsam steiler werdend bietet der „Klassische Renkfall“ die einfachste Möglichkeit, an den Renkfällen zu klettern.
  11. Nasenbein (WI 5+, 170 m): Das benachbarte „Nasenbein“ beginnt ebenfalls leichter, zieht sich anschließend aber direkt über und durch die Eisgebilde der spitzen Felsennase. Ein kurzes, aber intensives Vergnügen.
  12. The Wind Corner (WI 6, 170m): Über dünne bis sehr dünne Glasuren zieht sich die Route des „The Wind Corner“ ebenfalls Richtung Nasenbein hoch. Hierfür dürfen Klemmkeile und mittlere Friends, evtl. auch ein paar Haken, mit ins Gepäck!
  13. Teufelskralle (WI 6+.M 7, 170 m): Sofern sie sich bildet, kommt man in der „Teufelskralle“ in den Genuss eines steilen Mittelteils mit kleinen Dächern und zuletzt einer schönen Mixedlänge. Es kann auch gerade über eine Verschneidung ausgestiegen werden, wenn sich diese in eine Dusche ausgebildet hat. Auch hierfür schaden Keile nicht!
  14. Eisschlauch (WI 5, 200 m): Die längste Tour, der „Eisschlauch“, befindet sich an einem separaten Eisfall ganz rechts. Nach einem steilen unteren Teil folgen schöne Längen über mehrere Absätze hinweg nach oben. Der Eisschlauch hat zwei Vorteile: Er ist generell weniger stark frequentiert und bietet aufgrund seiner geschützten Lage oft bis spät in die Eissaison brauchbare Verhältnisse.
  15. Renkserenade (WI 5.M 8, 170 m): Zu guter Letzt folgt die Sportklettertour „Renkserenade“ im Bereich zwischen „Windy Corner“ und „Teufelskralle“, die bereits als Mixedtour geklettert wurde.

Zum Schluss sei noch anzumerken, dass sich sicherlich nicht jeden Winter alle Linien kletterbar ausbilden. Ein Eisklettertrip an die Renkfälle kann aber auch perfekt mit einem Skitourenwochenende verbunden werden!

Hier bietet sich die bereits erwähnte Anton-Renk-Hütte als Basislager an. Die Selbstversorgerhütte, direkt oberhalb der Renkfälle gelegen, ist kaum frequentiert und der ideale Stützpunkt für alle, die einen AV-Schlüssel im Gepäck haben. Von hier aus können die verschiedensten Skitouren z.B. auf den Pfroslkopf (oder die Zimesspitze mit ihrer steilen Nordabfahrt) unternommen werden.

Sicher unterwegs an den Renkfällen

Da sich in den letzten Wintern einige tödliche Unfälle beim Eisklettern ereignet haben, noch ein paar – meiner Meinung nach wichtige – Gedanken zum Abschluss:

  • Trotz des waldigen Zustiegs müssen zwingend einige lawinengefährdete Passagen passiert werden, die insbesondere im Frühjahr beim Abstieg kritisch werden können. Auch der Hang unter den Fällen ist lawinentechnisch sorgfältig zu beurteilen. Berücksichtigt also bitte auch beim Eisklettern im hochalpinen Umfeld die Lawinengefahr!
  • Auch wenn der Weg zu den Renkfällen recht weit sein mag – steigt aus Zeitdruck auf keinen Fall hinter einer anderen Seilschaft ein! Gerade zum Ausstieg hin sind die Renkfälle meistens sehr spröde und es kommt gerne „einiges runter“. Verzichtet deshalb lieber oder plant um. Denn blaue Flecken oder Blessuren sind dann noch das kleinste Übel …
  • Ab Februar bekommt der linke Wandteil am späten Vormittag mehr und mehr Sonne ab. Berücksichtigt dies in Eurer Zeitplanung. So lässig es auch ist, in der Sonne zu klettern, ist es nicht ganz ungefährlich. Durch die Erwärmung suchen weiter oben hängende Zapfen gerne mal den Weg nach unten.

LesetippLawinensicherheit – Im Ernstfall besser vorbereitet

Alle Fakten zum Eisklettern an den Renkfälle auf einen Blick

  • Lage: Die Renkfälle liegen im westlichen Teil der Ötztaler Alpen zwischen Inntal und Kaunertal. Der Ausgangspunkt ist Ried im Inntal.
  • Anfahrt: Von Landeck Richtung Reschenpass bis nach Ried. Etwa 300 Meter nach dem südlichen Ortsende links zum Weiler Hohenegg abzweigen. Bislang wird es geduldet, die Forststraße bis zur ersten Schranke nach dem Weiler Gfrans zu fahren. Hier gibt es ein paar Parkmöglichkeiten. Für die Auffahrt sind oft Schneeketten notwendig. Auch wenn die Schranke erstmal offen ist, war sie dann bei der Ankunft am Auto wieder geschlossen. Bleibt also unbedingt vorher stehen!
  • Zustieg: In 1,5 – 2 Stunden über den Forstweg zur Stalanzalp. Bitte beachtet beim Zustieg trotz Forststraße die Lawinengefahr. Insbesondere beim Abstieg!
  • Jahreszeit: An den Renkfällen findet man i.d.R. von Mitte Dezember bis Ende März kletterbare Bedingungen.
  • Karte / Topo: AV-Karte, 30/3 Ötztaler Alpen, Kaunergrat und Topo als PDF findet ihr hier.

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