1. Standard-Heringe in Hakenform
Der Standard-Hering, wie er speziell bei vielen günstigeren Zelten (vom Discounter-Zelt bis zum Einsteigerzelt beim Outdoorhändler des Vertrauens) verwendet wird, hat einen entscheidenden Vorteil: Er ist günstig in der Herstellung, da er im Grunde nur aus einem Stück gebogenem Stahldraht besteht. Das ist gleichzeitig auch sein größter Nachteil, denn besonders verwindungssteif ist diese Art Zelthering nicht. Gebogene Zeltheringe aus Stahl mögen zwar bei behutsamer Behandlung ein paar Zeltsaisons durchhalten, auf lange Sicht lohnt sich jedoch die Anschaffung von Profil-Heringen (siehe 3.) oder stabileren Erdnägeln.
- geeignet für: weichen, lehmigen Untergrund ohne harte Gegenstände
- ungeeignet für: harten Untegrund (kiesdurchsetzte Wiese...)
2. Erdnägel
Der Erdnagel kommt aus dem Bereich von Groß- und Festzelten, findet aber mitunter auch bei kleineren Camping- und Trekkingzelten Verwendung. Wie der Name schon sagt, wird der Erdnagel wie ein herkömmlicher Nagel über seinen "Kopf" in den Boden geklopft. Profi-Camper haben einen speziellen Hering-Hammer im Gepäck, bei gewichtsbewussten Alpin-Campern muss ein anderer Gegenstand herhalten. Bei direkter Krafteinwirkung verhindert seine nagelförmige Bauweise, dass sich diese Art der Zeltheringe verbiegt - wenn man nicht zu stark klopft! Herkömmliche Stahlheringe reagieren nämlich in der Regel allergisch auf allzu heftiges "Einklopfen" mit einem Hammer oder anderen harten Gegenständen. Ansonsten haben Erdnägel die gleichen Vor- bzw. Nachteile wie klassische Zeltheringe. Belastet man sie über Gebühr von der Seite, verbiegen sie sich schneller als Zeltheringe aus Aluprofilen - von extrasteifen Carbon- und Titanmodellen einmal abgesehen.
- geeignet für: härtere Misch-Untergründe wie kiesdurchsetzte Wiesen
- ungeeignet für: sandige Untergründe und Schnee
3. Zeltheringe aus Aluprofilen
Zeltheringe, die aus Alprofilen hergestellt werden, sind bei hochwertigen Zelten zur Standardausstattung geworden. Der Grund dafür ist einfach: Profil-Heringe sind verwindungssteif, verbiegen sich auch unter Gewalteinwirkung nur schwer und brechen eher, als dass sie sich verbiegen. Daher haben sie schon länger die erstgenannten Drahtheringe als "Serienausstattung" abgelöst. Oftmals bieten Hersteller diese Art von Zeltheringen aus verschiedenen Legierungen an, mit denen sich unter Umständen einige Gramm Gewicht einsparen lassen.
- geeignet für: ein besonders breites Spektrum an Untergründen
- ungeeignet für: besonders lockere Untergründe wie Sand oder Pulverschnee
4. Schneeheringe
Wer auch im Winter mit dem Zelt unterwegs ist, kennt das Problem: Speziell bei trockenem Schnee hilft kein Trampeln und kein Klopfen - herkömmliche Aluprofil-Heringe wollen einfach nicht halten. Die Zelt- und Heringshersteller lassen sich daher speziell in diesem Bereich viel einfallen. So gibt es beispielsweise regelrechte Firnanker und spezielle Schneeheringe, die durch ihre große Auflagefläche dafür sorgen, dass das Zelt auch im Schnee abgespannt werden kann. Der Einsatzbereich dieser speziellen Zeltheringe ist daher auch entsprechend schmal.
- geeignet für: Schnee
- ungeeignet für: alles andere
5. Spezialheringe und -anker
Als fünfte und letzte Kategorie sind Zeltheringe zu nennen, die durch ihre spezielle Form eher als Zeltbeutel zu bezeichnen sind. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn kein herkömmlicher Hering mehr hilft. Zum Beispiel, wenn auf einer Felsoberfläche nur Steine zur Fixierung vorhanden sind oder sich der Schnee als so pulvrig erweist, dass auch Schneeheringe keine Abhilfe schaffen und nur schwere Gegenstände wie Skischuhe, Rucksäcke oder ähnliches zum Abspannen in Frage kommen.
- geeignet/ungeeignet für: erklärt sich von selbst
Das Material von Zeltheringen
Wie beim Zeltgestänge kommen auch bei den Heringen die verschiedensten Materialien zum Einsatz. Werden günstige Modelle nach wie vor aus Stahl hergestellt, ist Aluminium bei hochwertigen Outdoor-Zelten inzwischen am weitesten verbreitet. Bei einigen Modellen kommt gar Carbon und Titan zum Einsatz - hier kann ein einzelner Zelthering mit bis zu 50 Euro zu Buche schlagen. Die Vorteile dieser Materialien liegen auf der Hand: Sie sind leichter und steifer, reagieren aber im Falle von Carbon sehr empfindlich auf eine zu grobe Behandlung. Einzelne Hersteller bieten gar Zeltheringe aus Hartplastik an - diese sind aber meist nur für extrem gutmütige Wiesencampingplätze geeignet, bei denen sich kaum Steine und harte Gegenstände im Boden befinden.
Ein Tipp zum Schluß
Die meisten Hering-Totalausfälle sind auf mangelnde Einsicht des Einklopfers der Zeltheringe zurückzuführen, dass der Untergrund für die Verwendung des im Einzelfall verwendeten Modells ungeeignet ist. In einfachen Worten: Ist der Untergrund zu hart, macht auch der stabilste Hering schlapp. Es ist daher ratsam, sich bei Zeltübernachtungen im unwegsamen Gelände gleich im Vorhinein Gedanken darüber zu machen, wo und wie die Zeltleinen befestigt werden.